Echte Vampire haben Kurven
steckte, würde das denkbar albern aussehen, also drehte ich das Radio lauter. Auf dem Oldies-Sender wurde gerade »A Hard Day’s Night« von den Beatles gespielt. Wie passend.
»Und es ist doch nur natürlich, dass ich dich auserkoren habe, Gloriana. Du bist begehrenswert und leidenschaftlich, ein richtiges Vollblutweib.«
»Und du bist ein Widerling von der allerschlimmsten Sorte.« Vielleicht reichte eine mentale Blockade nicht aus. Es war ihm durchaus zuzutrauen, dass er mich mit immer neuen Tricks herumzukriegen versuchte. Ich stolzierte quer durch meinen kleinen Laden, um mich so weit wie nur irgend möglich von ihm zu entfernen. Und kam mir höchst albern vor.
»Lass es mich wiedergutmachen. Bitte.« Natürlich war er
mir gefolgt, und er fasste mich schon wieder an. Ich flitzte davon, um einen Stapel Pullover zu ordnen.
»Ich höre dir gar nicht zu«, sagte ich, während ich einen Pulli in Knallpink neu zusammenlegte und vorsorglich für Margie beiseiteschaffte, die später vorbeikommen wollte. Er würde toll an ihr aussehen.
»Ich gebe mich nicht geschlagen, Gloriana. Autsch!«
Ich fuhr herum und sah gerade noch, wie Damian von einer farbigen Glasschale an der Stirn gestreift wurde, ehe sie auf dem Boden zerschellte. Als Nächstes traf ihn eine Handtasche an der Schulter. Ein Hoch auf meine guten Geister!
Harvey malte in fetten Lettern Zieh Leine, Loser auf den Tresen.
»Was war das?« Damian rieb sich die Stirn, auf der sich bereits eine Beule abzeichnete. Schade, dass sie morgen wieder verschwunden sein würde.
Ich grinste. »Meine Schutzengel, Damian. Ich schlage vor, du nimmst die Beine in die Hand, ehe sie das Buchregal hinter dir umstürzen.«
Wie auf ein Stichwort begann das Regal zu wackeln, dann kamen drei Bücher angeflogen. Jedes ein Treffer.
»Aufhören! Ich geh ja schon!« Er bückte sich, um die Bücher aufzuheben und stellte sie ins Regal zurück. »Erinnerst du dich an meine Bibliothek, Glory? Ich respektiere Bücher.« Er grinste.
»Aber Frauen respektierst du nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Wenn du mir noch einmal mit dem Whammy kommst, dann sorge ich persönlich dafür, dass jede Frau in Austin ein Bild von deinem Schniedel erhält, der leider kaum größer als mein kleiner Finger ist.« Ich ging zur Tür und hielt sie ihm auf.
»Er ist überhaupt nicht …«
»Und? Im Internet kann man sich alle möglichen Bilder herunterladen. Du wirst im Nu die totale Lachnummer sein, es sei denn, du läufst in Zukunft unten ohne rum, um allen das Gegenteil zu beweisen.«
Damian hob die Hände. »Okay, ich gebe mich geschlagen. Vorerst. Vielleicht bin ich ja etwas zu weit gegangen.«
»Vielleicht?«
»Gut, ich bin zu weit gegangen. Aber ich werde nicht aufgeben, Gloriana. Du hast doch gesehen, wie es zwischen uns sein könnte.«
»Sagte ich wie mein kleiner Finger? Ich meinte natürlich wie mein kleiner Zeh.« Ich lachte, als er entsetzt die Augen aufriss. »Der arme Damian und sein winzigkleines Würstchen. Er selbst glaubt natürlich, er hätte ein Riesending. Wie erbärmlich.«
Valdez war aufgesprungen und stieß sein bewährtes »Dich verspeise ich zum Abendbrot«-Knurren hervor. Das wirkte. Damian sprintete hinaus, und ich warf die Tür hinter ihm zu. Dann sah ich auf das Häufchen Glasscherben hinunter und hob die Handtasche auf.
»Emmie Lou, Harvey, danke, aber könntet ihr nächstes Mal bitte ausschließlich mit unzerbrechlichen Gegenständen werfen? Die Schale war eindeutig mehr wert als dieser Bastard.« Ich ging ins Lager, um Besen und Schaufel zu holen. Männer. Warum gab ich mich überhaupt noch mit ihnen ab?
DREIZEHN
Ich hatte gerade die letzten Scherben zusammengefegt, als ich das Gefühl hatte, nicht allein zu sein. Blade. Und die Glocke über der Tür hatte keinen Ton von sich gegeben.
»Musst du dich so anschleichen? Ich habe eine anstrengende Nacht hinter mir.« Ich verstaute Besen und Schaufel im Lager, während Blade von Valdez wie ein alter Freund begrüßt wurde. War er ja auch.
»Du meinst, gestern Nacht? Als du im Einkaufszentrum warst?« Blade ist vom lieben Gott nicht mit dem Shopping-Gen ausgestattet worden.
»Aha, dieses pelzige Plappermaul hier hat getratscht.«
»Jawohl.« Blade starrte mich an. »Du hättest sterben können, Gloriana.«
»Ich weiß.« Mist. Meine Stimme zitterte. Ich hatte den Schock noch nicht ganz überwunden, und dass ich heute allein Dienst schieben musste, machte die Sache nicht besser. Westwood war hier
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