Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
Fahrräder vor, aber heute Abend werde ich noch durchgeknetet. Vielleicht möchtest du mir dabei Gesellschaft leisten?«
»Wie bitte?«, hakte Alex mit weit aufgerissenen Augen nach.
»Na, die Muskeln. Wenn du meinst, dass sie dir jetzt wehtun, warte erst mal ab, was dir noch blüht. Eine Massage täte dir sicher gut.«
»Ah, natürlich, eine Massage. Klingt super.«
»Dann treffen wir uns später also vielleicht im Spa? So gegen sieben?«
»Klar, sehr gern«, erwiderte Alex und stellte erschrocken fest, wie schön sie das in der Tat fände; sie konnte das Jasminöl förmlich riechen, so lustvoll malte sie sich die Wellnesssitzung aus. »Massage klingt großartig, aber warte nicht auf mich. Ich komme nur, wenn ich rechtzeitig fertig werde, und ich habe noch viel zu tun.«
»Kein Problem. Aber morgen früh läufst du wieder mit mir.«
»Wenn du möchtest«, entgegnete sie zögerlich.
»Ich möchte es, unbedingt«, erklärte er.
Aber er sagte es in einem so neckischen Ton und sah sie auf eine Weise an, dass Alex auf einmal Zweifel kamen, ob es wirklich weise wäre, einen weiteren Morgen allein mit ihm zu verbringen.
Als sie an diesem Morgen mit pochendem Schädel und am Gaumen festklebender Zunge aufgewacht war, hatte sie als Erstes daran gedacht, wie Jake und Alison in seinem Hotelzimmer zusammen Champagner tranken, in jenem Hotelzimmer, in dem ein Wasserbett von der Größe von Loch Lomond stand. Ihr Magen hatte sich vor Angst, Eifersucht und Kummer zusammengezogen, und dann war sie von einer Welle der Übelkeit überspült worden, von der sie gewusst hatte, dass sie nichts mit dem Alkohol des Vorabends zu hatte.
Doch ihr zweiter Gedanke, der sich über den ersten gelegt hatte wie plötzlich fallender eiskalter Schnee, hatte Björn gegolten, wie sie mit ihm getanzt hatte, seine Hände auf ihrem Rücken und ihr Körper an seinen gedrückt, während sie sich gemeinsam im Takt der Musik bewegt hatten.
Und sie hatte daran gedacht, wie sehr sie jeden einzelnen Augenblick ihres gemeinsamen Tanzens genossen hatte.
Sie hatte sich bemüht, ihre Gefühle auf den reichlich genossenen Champagner zu schieben und auf das Tanzen und auf die Tatsache, dass Jake ebenfalls Champagner trank, und zwar mit der zügellosen Schönheit namens Miss King. Dieser Gedanke hatte sie beflügelt, noch mehr zu trinken. Und das wiederum hatte sie leichtsinnig werden lassen.
Doch als er sie jetzt erneut so anlächelte, war sie sich nicht mehr so sicher.
Denn jetzt war sie stocknüchtern und versuchte schon wieder krampfhaft, für alles rationale Erklärungen zu finden.
Aber sie wollte immer noch Salsa tanzen.
Zu mehreren ist man sicherer, fiel ihr plötzlich ein.
»Sag mal … kann ich morgen früh vielleicht meinen Fotografen mitbringen? Wie ich dir ja gestern schon erzählt habe, ist Helen, meine Chefin, sehr daran interessiert, dich zum Protagonisten meines Artikels zu machen, falls das für dich in Ordnung ist, und da wäre es super, wenn ich noch ein paar weitere Fotos von dir hätte.«
Er zögerte für den Bruchteil einer Sekunde.
Ein weniger aufmerksamer Mensch hätte es gar nicht bemerkt, doch Alex registrierte es sehr wohl, wobei sie sich nicht sicher war, ob diese kurze Gefühlsregung, die über sein Gesicht gehuscht war, wirklich Enttäuschung gewesen war, aber dann lächelte er wieder und nickte.
»Natürlich, kein Problem. Aber sag ihm, dass er seine Laufschuhe anziehen soll. Jeder, der morgen früh mit uns an diesem Strand sein will, joggt über diesen Strand.«
Kapitel 28
R emy saß draußen auf der Mauer in der Sonne und wartete auf Alex, als diese zum Hotel zurückkam. So gerne sie auch vorgeschlagen hätte, im Dolphin Mittag zu essen, es gab für sie einfach keinen wirklichen Grund, schon wieder dorthin zu gehen. Joe war auch bei ihrem letzten Besuch nett und charmant gewesen, es machte Spaß, mit ihm zusammen zu sein, und er war auch immer warmherzig und zuvorkommend, doch das war es dann auch. Ungeachtet Frazers und Alex’ Beteuerungen, dass er Remy genauso zu mögen schien wie sie ihn, hatte er die Signale, die sie bei jeder ihrer Begegnungen in seine Richtung ausgesandt hatte, nicht erwidert. Sie kam sich vor wie ein Trottel. Erst hatte sie sich bis auf die Knochen blamiert, indem sie François angebaggert hatte, und jetzt grenzte ihr Verhalten schon wieder an geistesgestörtem Gebaren.
Außerdem war ihr Komplize, der ihr normalerweise zuredete, dass absolut nichts dabei war, wenn sie Joe mit der
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