Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
und Alison King. Wenn man die
Buchstaben, aus denen Alisons Name zusammengesetzt war, umarrangierte und ein »i« hinzufügte, entstand »Liaison«, und genau so konnte man ihr Verhältnis offenbar beschreiben. Was Alex anbelangte, so stand jedenfalls fest, dass Björn nicht um zwei Uhr morgens an ihr Telefon ging, dass sie keine kuscheligen Abende in romantischen Restaurants verbrachten und dass sie nicht in einem Zimmer mit einem riesigen Wasserbett zusammen Champagner tranken.
»Oh, Wahnsinn, Alex, das ist ja so spannend!«, rief Remy aufgeregt und riss Alex aus ihren Gedanken. »Wir müssen wohl unseren Tommy anfeuern, oder? Immerhin ist er der britische Teilnehmer, und wir sind Briten, wobei ich mir sicher bin, dass Frazer für Dimitri ist…«
»Irrtum, ich bin für Sven«, korrigierte Frazer sie.
»Du hast dich umentschieden?«, rief Remy überrascht. »Aber du hast doch neulich gesagt, dass du Dimitri fragen würdest, ob er dich heiraten will, wenn er schwul wäre.«
»Mag ja sein, aber das war, bevor ich einen Tag mit Sven verbracht habe. Er ist ein wirklich netter Kerl.«
»Aber Fraze!« Jetzt war es an Alex, ein wenig zu sticheln. »Du stehst doch gar nicht auf nett. Du stehst doch auf verrucht.«
»Ich weiß. Aber es heißt auch ›Abwechslung tut Wunder‹«, entgegnete Frazer verschmitzt, schnappte sich von einem der vorbeigehenden Models eine norwegische Flagge, reckte sie in die Luft und rief »Lauf, Sven!«, woraufhin Sven, der näher bei ihnen stand, als Frazer gedacht hatte, sich umdrehte, lächelte und zum Gruß die Hand hob, woraufhin Frazer vor Verlegenheit im Boden versinken wollte und wie ein aufgeschreckter Krebs hinter Remy huschte, um sich zu verstecken.
Und dann trafen Jecca Davies und ihr ProTrain-Anhang ein. Die Karawane der langsam näher kommenden ProTrainblauen Bentleys mit offenem Verdeck sah so imposant aus, dass die Menschenmenge ihre Sprechchöre kurz unterbrach und
ihre Aufmerksamkeit der Karawane zuwandte. Das kollektive Geschnatter und Gelächter verebbte, bis nur noch ein deutlich leiseres erwartungsvolles Gemurmel zu hören war.
Mit Jeccas Ankunft stand der Start des Triathlons unmittelbar bevor, weshalb die ProTrain-Polizei sich bereits in dem abgeschirmten Bereich der Wettkämpfer eingefunden hatte und diese jetzt in Richtung der Startlinie trieb. Die Zuschauer gerieten außer Rand und Band, schrien Namen, johlten, jubelten und pfiffen.
Die Wettkämpfer selbst machten letzte Aufwärmübungen, sprangen auf und nieder oder liefen auf der Stelle, nur Björn und Finnur standen absolut regungslos da.
Heute gab es keine Rede. Jecca trug ein schlichtes blaues Etuikleid aus Seide und flache Seidenpumps, ein unaufdringliches Outfit, dazu bestimmt, diesmal das Ereignis im Mittelpunkt stehen zu lassen und nicht sie. Sie stieg die Treppe zur Bühne empor, die zwischen den Zuschauern und der Startlinie aufgebaut worden war, schritt langsam und wortlos bis zur Mitte und hob dann dramatisch eine Hand in die Luft, in der sie eine Startpistole hielt… und wartete.
Das plötzlich aufzischende Pst war lauter als das vorherige Gejohle der Menschenmenge.
Kein Mucks war mehr zu hören, in der Luft lag gespannte Erwartung.
Obwohl alle damit gerechnet hatten, den Knall jeden Augenblick zu hören, zuckten sie dennoch zusammen, als der Pistolenschuss schließlich ertönte.
Das Gejohle setzte unmittelbar mit dem Losstürmen der Wettkämpfer ein, eine einzige Masse von Muskeln und Adrenalin, die den ProTrain-Zirkus hinter sich ließ, auf den Ausgang des Parks zustürmte und dann weiter die La Route de Saint-Aubin hinauf; das anfeuernde Johlen der Zuschauer musste ihnen in den Ohren klingeln.
Nicht alle von ihnen rasten los wie Windhunde nach dem Start aus der Box. Björn hatte Alex auf der Kontaktparty anvertraut, dass für ihn ein schneller Start genau das Richtige war, und so sprinteten er, Danny, Dimitri, Wayne, Thierry und Taiga von der Linie aus mit Volldampf los, während andere es gemächlicher angehen ließen.
Der Letzte war Toyan, doch das schien ihn nicht übermäßig zu stören.
»Er muss so viele Muskeln mit sich herumschleppen, dass man sich kaum vorstellen kann, dass er es bis zum Ende der Straße schafft, geschweige denn um die halbe Insel«, murmelte Remy, als er hinter den anderen hereierte, die schon fast außer Sichtweite waren.
»Er ist nicht gerade gebaut wie der typische Marathonläufer«, stimmte Alex ihr zu. »Aber vergiss nicht - ich habe ihn schon in
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