Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
ziemlicher Schuft sein kann.«
»Sich als Trostpflaster einen Schuft angeln«, entgegnete Remy. »Das klingt doch durchaus passend.« Ihre fröhliche Trotzhaltung wirkte allerdings eher gezwungen.
Connie, die ihre Tochter gut genug kannte, um zu erkennen, dass jeder weitere Kommentar sie nur noch mehr auf stur schalten lassen würde, kam zu dem Schluss, dass ein vorsichtiger Rückzug das Beste war.
»Ich rate dir ja nur, vorsichtig zu sein, Remy. Du hast doch schon genug Kummer gehabt, oder?«
»Um Kummer zu haben, musst du verliebt sein, Mum, und auf eins kannst du dich verlassen: Ich habe nicht vor, mich in nächster Zeit in irgendjemanden zu verlieben.«
Wohingegen es vielleicht durchaus ein gutes Gegenmittel für ihre jüngste Enttäuschung sein könnte, ihrer fleischlichen Begierde freien Lauf zu lassen, fügte sie an sich selbst gewandt mit einem grimmigen Grinsen hinzu.
Und ebenso ein gutes Gegenmittel für die sexuelle Dürre, die in diesem Jahr ihr Schicksal zu sein schien.
Simon und sie hatten seit Monaten nicht miteinander geschlafen.
Vielleicht hätte sie die Warnhinweise, die jetzt in grellem Neon leuchteten, ernster nehmen sollen, doch zu jener Zeit war es ihr nicht als eine große Sache erschienen. Alles andere war schließlich in Ordnung gewesen. Er war trotzdem noch zärtlich zu ihr gewesen, immer zum Kuscheln aufgelegt, Küsschen zur Begrüßung und zum Abschied, sie hatten viel gelacht und jede Menge Spaß miteinander gehabt. Sie hatte den fehlenden Sex auf eine dieser Abkühlungen zurückgeführt, von denen langjährige, sich miteinander wohlfühlende Paare so leicht heimgesucht werden können, wenn der Stress bei der Arbeit überhandnimmt und das Bett zwar eine Verlockung ist, aber nur, um todmüde hineinzufallen.
Und jetzt…
Sie dachte an Aidans Bemerkungen über Mr. Big und lachte in sich hinein.
Vielleicht sollte sie sich tatsächlich mal einen Mann mit einem Riesenschwanz angeln, und wenn es nur wäre, um zu sehen, warum immer so viel Aufhebens darum gemacht wurde und ob an dem Spruch wirklich etwas dran war, dass die Größe sehr wohl eine Rolle spielte.
Was François wohl in seiner Hose versteckte? Un grand salami peut-être? Ou un petit saucisson?
Man konnte nie wissen, vielleicht sollte sie es einfach herausfinden.
Und wenn die Leute sowieso bereits dachten, dass sie sich an ihn ranschmiss, warum sollte sie dann nicht Nägel mit Köpfen machen und genau dies tatsächlich tun? Ja, warum eigentlich nicht?, dachte sie entschlossen und nickte sich selbst zu. Sie hatte ihre Entscheidung gefällt. Sie würde ihn fragen, ob er Lust hätte, mit ihr auszugehen. Genau das würde sie tun, und sie hatte so ein Gefühl, dass er ja sagen würde. Alle klagten darüber, was für ein Hysteriker er sei, aber ihr gegenüber war er ein zahmes Kätzchen, immer mit einem Lächeln auf dem Gesicht und gutgelaunt. Es war ganz offensichtlich, dass er sie mochte. Oder irrte sie sich? Plötzlich doch wieder von Selbstzweifeln geplagt, tat Remy das, was sie immer tat, wenn sie unsicher war, und besann sich auf ihre praktische Ader. Sie würde alles in die Wege leiten, sodass sie ihn einladen konnte, mit ihr auszugehen, und falls sie dann doch kniff, würde sie eben kneifen, aber falls sie ihren Mut zusammennahm und die Sache tatsächlich durchzog, wäre alles vorbereitet.
Sie ging zur Rezeption, wo Madelaine, die Empfangschefin, den Computer updatete.
»Mads, könnten Sie mir bitte die Nummer des Horse and Hounds heraussuchen?«
Es war François’ freier Abend.
Fest entschlossen, die Sache durchzuziehen, hatte Remy sich zu ihrem sonntäglichen Roastbeef und ihrem Yorkshire Pudding ein großes Glas Wein gegönnt, um sich Mut anzutrinken - Gin würde sie niemals wieder trinken -, und passte ihn ab, als er nach dem Mittagessen seine Arbeit in der Küche beendete.
»Hi, François.«
Er blickte auf, sah, dass sie es war, und seine übliche Finstermiene erstrahlte zu einem freundlichen Lächeln.
» Ah, Remy, mon amie, comon ça va?«
»Pas mal merci, eh toi? Wissen Sie was, François, ich habe vor, heute Abend im Horse and Hounds essen zu gehen«, platzte sie heraus, bevor sie es sich anders überlegen konnte. »Sie haben so hart gearbeitet, da dachte ich mir, ob Sie vielleicht Lust hätten, mich zu begleiten? Damit zur Abwechslung mal jemand anders für Sie kocht?«
Er zögerte so lange, dass sie schon ansetzte, mit einem entschuldigenden und etwas verlegenen Lächeln einen Rückzieher zu
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