Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
aussieht, und im Augenblick hat er Mordgelüste, weil Andy Forsythe gerade strahlt, als wäre Weihnachten und sie sein Geschenk.«
Auf zwei weiteren Stühlen an ihrem Tisch saßen eine Schauspielerin, die Alex aus einer Seifenoper aus den Siebzigern kannte und die sich jetzt für wohltätige Zwecke engagierte, sowie ihr gutaussehender Ehemann, der trotz der Tatsache, dass er deutlich jünger war als sie, völlig vernarrt in seine immer noch hübsche Frau zu sein schien. Die beiden Männer rechts von den beiden, erfuhr Alex von Bentley, waren Einkäufer einer kleinen, aber durchaus bekannten unabhängigen Kette von Sportbekleidungsgeschäften. Drei Plätze, unter anderem der auf der anderen Seite von Bentley, waren noch unbesetzt.
Um kurz vor sieben ließen sich zwei breit grinsende Männer in Trainingsanzügen auf den noch freien Stühlen neben Remy nieder.
Die anderen am Tisch brauchten eine Weile, bis sie herausfanden, zu welcher Mannschaft sie gehörten, denn die weißgrün-rote Flagge war ihnen nicht gerade sonderlich vertraut. Das Einfachste wäre gewesen, die beiden Männer zu fragen, woher sie kamen, doch da keiner von ihnen ein Wort Englisch sprach, schied diese Möglichkeit aus. Doch schließlich identifizierte Bentley, dem die Flaggen irgendwie bekannt vorkamen, ihre Herkunft mit Hilfe der Enzyklopädie, die sein Gedächtnis war, und stellte an sie gewandt fest: »Bulgarien?«, woraufhin sie vor Freude in die Hände klatschten und so energisch nickten, dass der ganze Tisch wackelte.
Anschließend schafften es die anderen, sich mit Gebärden und Gesten halbwegs mit den beiden zu verständigen, doch
im Grunde war ihre Kommunikation nur eine Farce, denn am Ende fanden sie lediglich heraus, dass die beiden Boris und Basil hießen. Trotz ihrer Unfähigkeit, sich verständlich zu machen, schienen die Männer gut gelaunt, akzeptierten den angebotenen Wein mit einem Nicken, breitem Grinsen und hochgereckten Daumen und redeten ungehemmt auf die sie umgebenden Leute ein, ohne sich von den ausdruckslosen und verwirrten Blicken, mit denen sie von den meisten ihrer Tischnachbarn bedacht wurden, auch nur im Geringsten beeindrucken zu lassen.
Alex und Remy gaben sich alle Mühe, zu den beiden durchzudringen, indem sie Bilder auf eine Serviette malten, was auch ganz gut funktionierte, bis Alex schließlich gebeten wurde, ob sie ihnen vielleicht die Speisekarte übersetzen könnte.
»Eigentlich müsste ihnen doch ein Dolmetscher zur Seite gestellt werden.« Sie keuchte erschöpft, nachdem sie soeben ein paar Kikerikis gekräht und mit den Armen geflattert hatte wie ein Huhn, während Remy etwas gezeichnet hatte, das eher aussah wie ein Brötchen mit reingestecktem Würstchen als wie »poulet rôti en prosciutto avec abricot et un massala jus«.
Bentley deutete auf den Platz neben sich, der immer noch frei war. »Vielleicht ist unser Nachzügler ja der Dolmetscher.«
»Oh, ich hoffe es sehr. Das mit dem Hahn habe ich ja vielleicht noch ganz gut hingekriegt, aber wie ich ihnen das mit dem Meeresfrüchte-Cocktail erklären soll, weiß ich wirklich nicht.«
»Schade.« Remy zog ein langes Gesicht. »Ich dachte, der Platz wäre vielleicht für einen Wettkampfteilnehmer reserviert.«
»Ich möchte bezweifeln, dass sie sich schon heute Abend unters Volk mischen dürfen.«
»Warum sollten sie es nicht dürfen?«
»Meinen Sie, sie wollen das Geheimnis so früh lüften?«
Bentley schüttelte den Kopf. »Sie werden uns einen neugierig machenden Blick auf sie erhaschen lassen, und dann werden sie schnell wieder aus dem Verkehr gezogen, um uns erst richtig heiß auf sie zu machen. Merk dir meine Wort, chérie, genau so wird es kommen, ich weiß es.«
Und natürlich hatte Bentley wie immer recht.
Ein gewaltiger Stab an Mitarbeitern von ProTrain, deren Aufgabe es war sicherzustellen, dass der ganze Abend wie am Schnürchen verlief und jeder einzelne Geladene im Saal rundum glücklich und zufrieden war, huschte so diskret zwischen den Gästen umher, dass man ihre Anwesenheit kaum wahrnahm.
Keine Hand blieb ohne ein Glas, kein Glas blieb ohne flüssigen Inhalt, Gästen, denen der Magen knurrte, wurden im Nu Kanapees gereicht, und bevor irgendjemand auch nur ahnte, dass er seinen Platz nicht finden würde, tauchte jemand auf, um ihn dezent hinzuführen.
Einer dieser schattenhaften Geister erschien schließlich an Bentleys linker Seite und brachte eine große Dame mit Augenbrauen wie Tannenzapfen und Beinen wie Bäumen, auf
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