Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
»Obwohl ich auch zu einer bunten Mischung aus allen nicht nein sagen würde.«
»Heute dürfen wir die Wettkampfteilnehmer interviewen.«
»Darf ich dich begleiten?«, fragte Remy begierig.
»Du bist doch meine offizielle Fotografin. Kannst du damit umgehen?« Alex, der versprochen worden war, dass man ihr schnellstens einen Ersatzfotografen schicken würde, wedelte mit ihrer Kamera vor Remys Nase herum. »Bis Frazers Ersatz morgen eintrifft, müssen wir meine eigene nehmen. Sie ist ganz leicht zu bedienen, einfach draufhalten und abdrücken, alles andere erledigt sie quasi von selbst; was allerdings nicht geht, sind Daumen vor der Linse oder abgesäbelte Köpfe, aber
wenn du dich um die Fotos kümmerst, könnte ich mich voll auf die Interviews konzentrieren.«
»Tolle Männer fotografieren? Sollte eigentlich kein Problem für mich sein. Wobei ich bei Nahaufnahmen vielleicht einen Tattrigen kriegen könnte. Jetzt guck dir den mal an …« Sie hielt die Broschüre ein wenig zur Seite, um einen besseren Blickwinkel zu haben. »Den würde ich definitiv nicht von der Bettkante stoßen …« Sie drehte die Broschüre zu Alex um und zeigte ihr eine tolle Aufnahme von Dimitri Gaitanedes vor einer hoch aufragenden Klippe.
»Na los, Alex, welchen würdest du am liebsten vernaschen?« Remy warf ihr lachend die Broschüre zu. »Und sag nicht, keinen von ihnen, denn das nehme ich dir nicht ab.«
»Muss ich dich daran erinnern, dass ich mit deinem Bruder zusammenlebe?«
»Ich weiß, aber stell dir vor, die Welt würde morgen untergehen, und Jake hätte eingewilligt, da er ja nun mal in Hongkong ist und du hier bist, dass du dir sozusagen ein letztes Abendmahl gönnen darfst - welchen würdest du dann haben wollen?«
Eigentlich war es nicht gerade der geeignetste Augenblick, über Was-wäre-wenn-Fragen nachzudenken, wenn man bedachte, mit wem Jake in Hongkong war, aber Alex lächelte dennoch halbherzig und nahm die Broschüre in die Hand.
Sie blätterte sie langsam durch und musterte aufmerksam jeden einzelnen Wettkämpfer, aber nicht, weil Remy sie dazu aufgefordert hatte, sondern für sich selbst, als Berichterstatterin; das waren also die Männer, die sie heute treffen würde, die Männer, über die sie schreiben würde, deren Geschichten sie in ihrer Zeitschrift lebendig werden lassen wollte; sie sah sich in aller Ruhe jeden einzelnen an, jedes Gesicht, bis sie zu der Seite kam, auf der Björn Sieger in aller Farbenpracht abgebildet war. Er stand auf einem Felsen, hinter ihm das Meer; im
Hintergrund brach sich eine riesige Welle und bespritzte ihn mit Wasser. Und bei diesem Anblick hielt sie inne und starrte nur noch auf das Foto.
Er hatte wirklich die unglaublichsten Augen.
Und seine Figur! Er war nicht so groß wie einige der anderen Wettkampfteilnehmer, aber er war bei Weitem am besten von allen proportioniert. Die deutsche Flagge überließ nicht wirklich viel der eigenen Fantasie, und sie musste sich beschämt eingestehen, dass ihre Fantasie anfing, mit ihr durchzugehen. Diese glatte Haut und seine jugendlichen, mit Meerwassertropfen benetzten Muskeln weckten bei ihr Erinnerungen an Szenen aus Verdammt in alle Ewigkeit .
Sich plötzlich wieder bewusst werdend, wo sie war, riss Alex ihren Blick von der Hochglanzseite los und sah ihre Freundin an, die sie neugierig musterte.
»Alex?«
Alex blickte wieder hinab auf die Broschüre und wurde sich bewusst, dass sie Remys Frage so eindeutig beantworten konnte, dass es sie geradezu irritierte.
Auf der gegenüberliegenden Seite war Toyan Radoslav abgebildet, der im Vergleich zu Björn Sieger geradezu fratzengesichtig aussah.
»Den«, log sie und deutete auf Toyan.
Die Sark Suite war ein weiteres Mal verwandelt worden. Jeccas Lakaien hatten die ganze Nacht durchgearbeitet und die spektakuläre Eröffnungspartykulisse in eine Interviewzentrale verwandelt. Die Fotos von den nackten Körperteilen und die Neonlichter waren verschwunden, dafür standen heute einmal mehr die Nationalflaggen im Mittelpunkt.
Mit der blauen Pro Train-Flagge, die der orangefarbene Schriftzug von ProTrain zierte, war die große Bühne eine einzige Hommage an ProTrain. Über den Saal verstreut verfügte jedes Land über eine eigene Insel in einer Welt, die faktisch
den ProTrain-Planeten darstellte. Jede Insel bestand aus einem weißen, vom meerblauen Fußboden aufragenden Podium, auf dem ein schlichter, ebenfalls weißer langer Tisch stand, hinter dem der jeweilige Wettkämpfer saß, auf der
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