Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
weißt du.
– Ja, in Ordnung. Ich hab was zu trinken im Restaurant. Ich würd dich ja auf ein Bier in die Kneipe einladen, aber ich muss zurück und alles für den Abend vorbereiten. Samstagabend, Stoßgeschäft und so.
Ich bin kaum in der Verfassung zu widersprechen. Die Trips erwischen mich wie ein Schlag ins Gesicht mit nem nassen Fisch. Unmengen kleiner Explosionen krachen gleichzeitig in meinem Kopf los, und ich merke, dass ich nicht mehr das Geringste sehen kann, nur ein großes, goldenes Licht und ein paar obskure Gegenstände, die um mich rumwirbeln, ohne dass ich sie zu fassen kriegen könnte.– Verfickte Scheiße … Alter, ich kratz ab, gehen wir da in die Straße rein …
– Alles in Ordnung, Kumpel, ich stütz dich ab …
Der Typ hält mich wieder fest, diesmal klammere ich mich an ihn, auch wenn er aussieht wie so n verfickter Dinosaurier aus Jurassic Park, wie einer von den flinken,kleinen Scheißern, na gut, was klein für nen Dinosaurier, nicht so groß wie ein T. Rex; T. Rex, das war ein Brocken:– Ah love to boogie on a Saturday night … Kennt der Arsch T.Rex noch?
– Nur die Ruhe, Alter, ist direkt da vorne … gleich da vorn ist es … aber bloß weil ich ein Restaurant hab, heißt das noch lange nicht, dass ich so n reicher Sack bin, der alles auf dem silbernen Tablett serviert bekommen hat, Kollege. Ich bin genau wie die Jungs, die Kumpels da von dir. Die eigenen Leute zu beklauen! Das haben die gemacht. Das regt mich am meisten auf. Ich wollte sagen, ich bin aus Yoker. Kennst du Yoker? Sozialgetto, das bin ich.
Er quasselt sich nen Haufen gottverdammte Scheiße zusammen, und ich bin total blind und ich atme so komisch oh nein nicht an das verfickte Atmen denken keinen schlechten Trip sinnlos wenn man über das verfickte Atmen nachdenkt die meisten schlechten Trips passieren wenn man übers Atmen nachdenkt
aber
aber wir unterscheiden uns von, sagen wir, Delfinen, denn die blöden Fotzen müssen über jeden Atemzug bewusst nachdenken, wenn sie auftauchen, um Luft zu holen und so. Das geht mir am Arsch vorbei!
Aber nicht ich, nicht Lloyd Buist. Ein menschliches Wesen mit überlegenem Atemmechanismus, dem Acid nichts anhaben konnte. Übers Atmen musste man nicht nachdenken, das passierte einfach. Jawoll!
Was wäre wenn
Was wäre, wenn, aber, nein, nein, nein, aber was wäre, wenn, nein nein, nein, nicht grade ein umwerfender Trip; jetzt hebe ich ab und sehe den Buist’schen Körper unter mir: eine leere Hülle, die in die Höhle des perversen Massenmörderwirts gezerrt wird, wo dieser Körper mit in den Arsch appliziertem Gleitmittel über einen Tisch geworfen und penetriert wird, gerade als die Halsschlagader des Opfers mit einem Küchenmesser durchtrennt wird. Das Blut wird mit kundiger Hand abgezapft und in einem Eimer aufgefangen, um daraus Blutwurst zu kochen, dann wird der zuvor mit Yoker-Sperma vollgepumpte Körper mit kundigen Schnitten zerteilt, und in jener Nacht werden ahnungslose Glasgower in diesem angesagten Speiselokal im West End plaudernd beim Essen sitzen, nicht ahnend, dass sie, statt sich an ihren gewohnten toten Ratten zu delektieren, die Überreste von Lloyd A. Buist mampfen, einem unattraktiven, geschiedenen Mann aus der Gemeinde Leith, eingemeindet in die Stadt Edinburgh neunzehnranzig, ne, ne, Augenblick, neunzehnzwanzig, denn in Geschichte kenn ich mich aus, und es reicht, um einem das Herz zu brechen, oh lala, ich hätte Lust auf einen Fick, denn gerade hat irgendwas oder irgendwer Tolles wirklich verfickt Tolles hier oben in den Wolken meinen Blick gekreuzt, aber yeah, sie haben Leith zu Edinburgh geschlagen, ungeachtet einer Volksbefragung, die die Eingemeindung mit einer Quote von irgendwas wie sieben Billionen zu eins ablehnte, aber ja, sie taten’s trotzdem, weil diese blöden Sozialgetto-Fotzen ja einen Scheiß wissen und ne gütige Zentralverwaltung brauchen, die ihnen sagt, was gut für sie ist, und so gedieh Leith von da an wie hahaha nichts Gutes … abgesehen von ein paar zugezogenen Yuppies, aber selbstverständlich hat die Geschichte von Leith eine tiefere Bedeutung.
– Ich hab auch schwere Zeiten hinter mir, mehr will ich gar nicht sagen, meint mein Kumpel, der Sozialwohnungs-Boy, als ich mit einem unsanften Ruck wieder in meinen Körper fahre.
Es kommt mir vor, als würde ich immer noch ausschließlich ausatmen. Einzuatmen hat gar keinen Sinn, und wenn die Atmung vom Unterbewusstsein gesteuert wird, wie’s ja wohl zu sein scheint,
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