Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Titel: Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
unglaublich viel Engagement. Das hat sich im Laufe der Jahre verändert, weiterentwickelt, würde er sagen. Wie hat sich Hughs Engagement gewandelt?
    Name: Hugh, Student.
    Engagiert sich für: Befreiung der Arbeiterklasse von der Terrorherrschaft des Kapitals.
    Name: Hugh, arbeitsloser Universitätsabsolvent.
    Engagiert sich für: Sicherung der Arbeitsplätze bei gleichzeitiger Veränderung des Systems.
    Name: Hugh, Festanstellung auf der ersten Sprosse der Karriereleiter.
    Engagiert sich für: Verteidigung und Verbesserung der Leistungen, auf die die arbeitende Bevölkerung Anspruch hat.
    Name: Hugh, Supervisor.
    Engagiert sich für: Optimierung der Qualität der Dienstleistungen für die Nutznießer der Dienstleistungen.
    Name: Hugh, Manager in der öffentlichen Verwaltung.
    Engagiert sich für: Optimale Qualität der Dienstleistungen durch Steigerung der Kosteneffizienz und Kosteneffektivität. (Das bedeutete Arbeitsplatzverlust für viele der arbeitenden Menschen, die diese Dienstleistungen erbrachten, aber wenn dies der Vielzahl jener zugute kam, die sie nutzen, war es den Preis wert.)
    Name: Hugh, Manager in der Privatwirtschaft.
    Engagiert sich für: Profitmaximierung durch Kosteneffizienz, Ressourceneffektivität und Erschließung neuer Märkte.
    Wir haben schon einiges bewegt seit 1984, Heather, pflegte er dann hinter seiner Independent hervorzulächeln.
    Nur, dass es ja doch immer auf dem Rücken der kleinen Leute ausgetragen wurde. Für Hugh ist aus der »letzten Konsequenz« »unterm Strich« geworden. Die Semantik ist schon aufschlussreich. Die platten Phrasen der Revolution und des Widerstandes sind noch platteren Phrasen von wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, Rechnungswesen und Sport gewichen; progressive Leistungsprämien, Transfersummen, gute Investitionen, veränderte Zielvorgaben, Kontermöglichkeiten. Unsere Träume sind währenddessen auf der Strecke geblieben. Mögen die revolutionären Phrasen auch naiv gewesen sein, wenigstens wollten wir etwas Großes, etwas Wichtiges. Heute ist unsere Perspektive so begrenzt. Mir genügt das nicht. Manchen genügt es, sollen sie glücklich damit werden. Aber mir genügt es einfach nicht.
    Es genügt nicht, weil ich mittlerweile fast siebenundzwanzig bin und seit vier Jahren keinen einzigen verdammten Orgasmus gehabt habe. In den vier Jahren hat er seinen Tapetenkleister in mich reingespritzt, mich konsumiert, während ich dalag und ans Konsumieren dachte.
    Während er mich fickt, mache ich meine Einkaufslisten:
Zucker
Marmelade
Brot
Milch
Bohnen
Reis
Kräuter
Pizza
Wein
Tomaten
Zwiebeln
Grüne Paprika
    … dann tat ich etwas wahrhaft Visionäres: Ich hörte auf, des Konsums willen zu konsumieren.
    Das Fett schmolz von meinem Körper. Es schmolz von meinem Verstand. Alles war leichter. Über einen richtigen Fick fantasieren war der Anfang. Dann darüber, allen anderen zu sagen, sie sollen mich gefälligst am Arsch lecken. Da waren die Bücher, die ich zu lesen begann. Die Musik, die ich anfing zu hören. Die Fernsehsendungen, die ich mir neuerdings ansah. Ich merkte plötzlich, dass ich wieder zu denken begann. Ich versuchte es sein zu lassen, weil es nur wehtat. Aber ich konnte es nicht.
    Wenn so viel in deinem Kopf passiert, muss es auch nach draußen. Geschieht das nicht, bleibt man auf der Strecke. Ich werde nicht auf der Strecke bleiben.

12 Lloyd
    Ich brauchte ganz schön lange, um von Schmutzfuß-City heimzukommen. Acid, Alter, scheiß drauf, nie wieder, auf jeden Fall nicht bis zum nächsten Mal. Als ich nach Hause komme, kommt die Ätzfotze gerade die Treppe runter.– Wo hast du gesteckt?, fragt sie vorwurfsvoll. Die Ätzfotze wird mir langsam zu verdammt besitzergreifend.
    – Glasgow, erkläre ich ihr.
    – Weswegen?, fragt sie.
    – Slam-Nacht auf der Renfrew Ferry, lüge ich. Ich will nicht, dass die Ätzfotze weiß, wo ich mich rumtreibe …
    – Und wie war’s?
    – Ganz nett, meine ich.
    – Ich hab noch ein paar von den Doves, die du für mich verticken sollst, aber die sind in meiner Wohnung, sagt sie.
    Na klasse. Noch mehr Schrott-E verkaufen. Mein Ruf wird bald so verheerend sein, dass die Leute ihre Drogen lieber von Brauereien in Schottland oder Newcastle beziehen. Die anderen hatte ich in Glasgow bei Stevo gelassen, der nicht sehr optimistisch war, aber gemeint hatte, er würde tun, was er konnte.
    – Gut. Ich komme am Abend vorbei, sag ich zu ihr. Ich will nur kurz rein, mir nen Tee machen und ne Tüte bauen. Dann fällt mir ein,

Weitere Kostenlose Bücher