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Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Titel: Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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langweilte ich mich ein bisschen. Marie hatte mich im Pub nichts trinken lassen. Verdirbt dir nur das E, hatte sie mir gesagt. Ich lechzte nach einem Gin für die Nerven.
    Ich nahm die Pille im Club. Zuerst wirkte sie ganz schön stark, und mir wurde flau im Magen. Ich fühlte mich ein bisschen mies, wenn auch nur halb so mies, wie ich Marie vormachen wollte.
    – Du fühlst dich nur mies, weil du dagegen ankämpfst, flüsterte Marie mir lächelnd zu. Dann spürte ich es, in meinen Armen, am ganzen Körper, entlang der Wirbelsäule: ein prickelndes, aufschießendes Gefühl. Ich sah Marie an, und sie war wunderschön. Ich hatte schon immer gewusst, dass sie schön war, aber mit den Jahren war ich dazu übergegangen, Spuren des Verfalls bei ihr zu suchen. Ich suchte nach Krähenfüßen, überflüssigen Pfunden, ersten grauen Haaren. Ob ich sie fand oder nicht, das spielte keine Rolle. Entscheidend war, dass ich bei Marie, und damit indirekt auch bei mir, danach gesucht und dadurch jeden Blick dafür verloren hatte, wie sie und ich wirklich, im Ganzen, waren.
    Ich ging auf die Toilette, um mich im Spiegel zu betrachten. Mir schien, als würde ich gar nicht gehen, sondern in meiner eigenen mystischen Aura dahinschweben. Es war, als wäre ich gestorben und im Himmel. All diese wunderschönen Menschen lächelten und sahen aus, wie ich mich fühlte. Die Sache war, dass sie im Grunde gar nicht anders aussahen, man konnte ihnen nur die Freude ansehen. Ich schaute in den Spiegel. Was ich dort nicht sah, war die saudumme Ehefrau von Hugh Thomson. Sie war verschwunden.
    – Na du, sprach mich ein Mädchen an,– kommt’s gut?
    – Ja … absolut unbeschreiblich! Ich war noch nie so glücklich! Ich bin zum ersten Mal auf E …, japste ich.
    Sie drückte mich herzlich.– Das ist ja richtig süß. Nichts geht über das erste Mal. Es ist immer spitze, aber beim ersten Mal …
    Wir unterhielten uns ewig, dann fiel mir ein, dass ich zurück zu Marie musste. Aber es war, als würde ich jeden kennen, all diese fremden Menschen. Wir teilten ein Verständnis und eine Intimität, die niemand, der das nie so und hier erlebt hatte, je kennenlernen würde. Als wären wir alle gemeinsam in unserer eigenen Welt, einer Welt frei von Hass und Furcht. Alle Furcht war von mir abgefallen, nur das war passiert. Ich tanzte, und die Musik war wundervoll. Menschen, Fremde, umarmten mich. Auch Jungs, aber nicht auf eine fiese Art. Als ich an Hugh dachte, tat es mir leid für ihn. Leid, weil er das hier nie kennenlernen würde, leid, weil er sein Leben definitiv verschwendet hatte. Leid, weil er mich verloren hatte, diesmal endgültig. Wir waren miteinander fertig. Dieser Abschnitt meines Lebens lag endgültig hinter mir.
    Den nächsten Tag nahm ich mir auch frei.

16 Lloyd
    Ally hatte recht mit diesem Stoff. Es stimmte: tagelang nicht mal ein Blinzeln. Es dauerte nicht lange, und ich schäumte über vor Energie und Einfällen. Ich konnte nicht blinzeln. Ich versuchte es, ich versuchte mit Gewalt zu blinzeln, als ich scheißend auf dem Klo saß. Dann passierte etwas: Ich konnte mit dem Blinzeln nicht mehr aufhören. Ich fühlte mich elend und dachte, ich würde ohnmächtig. Ich knallte auf das kalte Linoleum des Badezimmerbodens, und es ging mir besser, als ich mein gerötetes, pochendes Gesicht dagegenpresste. Das Blinzeln hörte auf, und ich war wieder hellwach.
    Die Türklingel ging, es war ein Typ, der Seeker hieß. Er trat an mir vorbei in die Diele. Er hielt mir einen Beutel hin und hängte ihn dann an eine kleine Waage aus Metall, die er aus der Tasche gezogen hatte.– Zehn Gramm, sagte er,– Willst du mal antesten?
    Das tat ich, obwohl ich daran auch nicht erkennen konnte, wie sauber das Kokain war, weil ich keine große Koksnase bin, aber es schien besser als das von Abdab zu sein. Ich fragte Seeker, ob ich mal ne Nase nehmen dürfte. Er verdrehte ungeduldig die Augen und zog dann für jeden von uns auf der Arbeitsplatte in meiner Küche eine Line aus. Ich spürte eine angenehme Taubheit, aber das Methedrin hatte mich so aufgeputscht, dass ne mickrige Line Koks auch keinen großen Unterschied mehr machte. Der ganze verfickte Beutel hätte keinen großen Unterschied gemacht.Egal, ich gab Seeker seine Kohle, und er verpisste sich. Er ist ein komischer Vogel und gehört zu keiner Szene, aber jeder kennt ihn.
    Ich zweige ungefähr ein Fünftel von dem Stoff ab, tu dafür die gleiche Menge unparfümierten Körperpuder rein und vermische beides.

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