Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
zu lesen, und danach Blake und Yeats. Mein Verstand war wie ausgehungert nach Anregung, ich konnte einfach nicht genug bekommen.
Ich schaute mich in einem Laden für Künstlerbedarf auf der Hanover Street um. Ich wollte malen. Genau das wollte ich tun: mir eine Auswahl Farben kaufen. Dann sah ich einen HMV – Plattenladen und ging rein. Ich wollte jede Platte kaufen, die ich sah, und überzog mein Konto bis zur Schmerzgrenze von dreihundert Pfund. Ich konnte mich nicht entscheiden, was ich kaufen wollte, also kaufte ich schließlich ein paar House-Compilations, die wahrscheinlich nicht besonders gut waren, aber alles war besser als Hughs Dire Straits und U2 und Runrig.
Ich ging zu Waterstone’s. Ich sah mich um und kaufte Ian MacDonalds Buch über die Beatles und ihre Musik im Kontext der Sechziger. Auf der Rückseite stand etwas über einen Typen, der das Buch gelesen hatte und dann hingegangen war und sich alle Beatles-Platten auf CD gekauft hatte. Ich tat genau das Gleiche. Hugh mochte die Beatles nicht. Wie kann man die Beatles nicht mögen?
Ich ging einen Kaffee trinken und blätterte im NME , denich seit Jahren nicht mehr gekauft hatte. Ich las ein Interview mit einem Typ, der bei den Happy Mondays gewesen war und nun eine Band namens Black Grape gegründet hatte. Anschließend ging ich zurück zu HMV und kaufte ihr Album It’s Great When You’re Straight … Yeah! , und das nur, weil der Typ erzählt hatte, er hätte haufenweise Drogen genommen.
Ich kaufte noch ein paar Bücher und nahm den Zug nach Hause. Es war eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter:– Liebling, ich bin’s, Hugh. Ruf mich auf der Arbeit an.
Dann fand ich einen Zettel in der Küche:
Du hast mir Angst gemacht. Ich finde, du bist etwas selbstsüchtig gewesen. Ruf mich an, wenn du nach Hause gekommen bist.
Hugh
Ich zerknüllte den Zettel. Hughs Dire-Straits- CD Brothers in Arms lag auf dem Couchtisch. Die spielte er immer. Besonders hasste ich die Nummer »Money For Nothing«, die er ständig sang. Ich legte meine Black-Grape- CD ein und steckte Brothers In Arms in die Mikrowelle, um zu beweisen, dass alles, was man über die Unzerstörbarkeit von CD s sagt, reiner Blödsinn ist. Nur um auf Nummer sicher zu gehen, sah ich zu, wie Love Over Gold auf gleiche Weise der Garaus gemacht wurde.
Hugh ist beunruhigt, als er nach Hause kommt. Mittlerweile ist meine Stimmung umgeschlagen. Ich bin erledigt und deprimiert. Ich hatte gestern Abend vier Ecstasies, viel zu viel für das erste Mal, meinte Marie. Ich wollte nicht aufhören, wollte nicht runterkommen. Sie warnte mich vor dem Runterkommen. Alles kommt mir so hoffnungslos vor.
Und Hugh ist beunruhigt.
– Hast du die Brothers-In-Arms - CD gesehen, Liebling? Ich kann sie nirgendwo finden … we got the music n the colour te-veeeehhhh
– Nein.
– munneee for nothin … hör mal, warum machen wir nicht ne kleine Spritztour?
– Ich bin wirklich müde, sage ich ihm.
– Zu viel getrunken bei Marie? Ihr seid mir ein Paar! Aber jetzt mal im Ernst, Heather, wenn du tagelang nicht zur Arbeit erscheinst, kann ich darüber nicht stillschweigend hinwegsehen. Nachdem ich meinen eigenen Mitarbeitern gegenüber immer betont habe, wie wichtig die regelmäßige Anwesenheit am Arbeitsplatz ist, stünde ich doch als Heuchler da, wenn sich das herumspräche; und Dunfermline ist keine große Stadt, Heather. Wenn die Leute erst mal erzählen, meine eigene Frau nähme es mit der Arbeit nicht so genau und ich sei auf diesem Auge blind …
– Ich bin müde. Ich habe ein bisschen zu viel getrunken … Ich sollte mich oben etwas hinlegen.
– Autofahren, sagt er, hält die Autoschlüssel hoch und winkt damit, als wäre ich ein Hund, und die Schlüssel wären die Leine.
Ich kann mich nicht mit ihm streiten. Ich fühle mich krank, benommen, müde und ausgelaugt, so als hätte ich einen Vollwaschgang in der Waschmaschine hinter mir.
– Ich dachte, eine kleine Runde drehen könnte uns ein wenig aufheitern, lächelt er, als er den Wagen aus der Garage setzt.
Neben ihm sitzt diese Frau mit dem strähnigen Haar und den dunklen Ringen unter den Augen. Irgendwoher kenne ich sie.
Ich setze eine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach auf. Hugh ist besorgt bis verstimmt.
– Ich bin hässlich, höre ich mich mit schwacher Stimme sagen.
– Du bist abgespannt, sagt er,– du solltest dir überlegen, Teilzeit zu arbeiten. Es ist der Stress, bei einer Firma zu sein, die rationalisiert. Ich kenne das; bei uns
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