Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
jeden Morgen. Gleich sagt er bestimmt irgendwas Schleimiges. Mister Case. Was werde ich dann tun? Ich werde lächeln wie an jedem Morgen. Als hätte ich einen Löffel quer im Mund. Lächeln. Lächeln, wenn man das Gefühl hat, nackt ausgezogen, bloßgestellt, zum Gespött gemacht zu werden. Nein. Ich reagiere übertrieben. Ich muss die Verantwortung für meine Reaktionen übernehmen. Ich muss mich dazu erziehen, nicht derart körperlich zu reagieren, mich nicht im Inneren buchstäblich zusammenzukrümmen. Das nicht zu tun. Es ist mein Fehler. Ich muss meine Reaktion beherrschen.
– Wie geht es meinem Sonnenschein heute? Die übliche Frage von Case.
Ich mache mich bereit, meine übliche Antwort aufzusagen: Danke, gut, aber es geschieht etwas.– Wie kommen Sie darauf, ich sei Ihr Sonnenschein?
Scheiße. Was sage ich da? Das kann ich nicht sagen … warum kann ich nicht? Natürlich kann ich. Eigentlich kann ich alles sagen. Wenn er eine merkwürdige, deplatzierte Bemerkung macht, kann ich ihn auffordern, deutlicher zu werden, mir zu erklären, was zum Teufel er eigentlich meint. Was steckt hinter dieser Bemerkung?
– Na ja, Sie jeden Tag zu sehen, bringt definitiv Sonne in mein Leben.
Ich kann machen, was ich will, die böse Heather lässt sichnicht zum Schweigen bringen. Vorher hat sie nur gedacht. Jetzt redet sie. Ich bin schizophren, und die böse Heather gewinnt die Oberhand …– Wenn das nicht seltsam ist; dass es auf keinerlei Gegenseitigkeit beruht, meine ich. Sie jeden Tag zu sehen, hat absolut keine wie immer geartete positive Auswirkung auf mein Leben.
Der entscheidende Moment: wenn etwas, das ich nicht aussprechen konnte, zu etwas wird, das ich unmöglich gesagt haben kann. Meine Rebellion hat sich aus dem Inneren meines Kopfs in die Welt hinaus verlagert. Gut! Nein! Gut! Scheiße.
– Oh, sagt er verletzt, nicht gespielt gekränkt diesmal, dieses jämmerliche Etwas ist wirklich tief verletzt,– so ist das also, ja?
– Ich bin mir nicht sicher, wie das ist, sage ich ihm,– so sehe ich es, und so empfinde ich es.
– Hören Sie, meint er im Tonfall betroffener Vertraulichkeit,– wenn irgendetwas nicht stimmt, können Sie mit mir darüber reden. Sie müssen mir nicht gleich den Kopf abreißen, wissen Sie. So schlimm bin ich auch nicht, säuselt er.
– Wie gut oder schlimm Sie sind, geht mich nichts an. Darüber können Sie sich den Kopf zerbrechen. Mit mir stimmt alles. Es könnte gar nicht besser sein.
– Tja, Sie verhalten sich nur etwas eigenartig …
Ich gebe mich immer noch gelassen,– Sehen Sie, Ihr Verhalten mir gegenüber beruhte auf der irrigen Annahme Ihrerseits, es würde mich tatsächlich interessieren, was Sie von meinem Aussehen halten. Aber darauf kommt es überhaupt nicht an. Sie sind mein Chef in der Firma, einer Firma, der hauptsächlich daran gelegen ist, dass der Job gemacht wird, und nicht an Aussehen oder Sexualität oder was auch immer. Es ist nicht mein Problem, und ich habe nicht vor, eszu meinem Problem zu machen, aber wenn mein Aussehen Sonne in Ihr Leben bringt, wie Sie sagen, würde ich an Ihrer Stelle einmal lange in den Spiegel sehen und mich fragen, was für ein Leben ich eigentlich führe.
– Oh, herzlichen Dank, dass Sie mir die Augen geöffnet haben, sagt er eingeschnappt.– Ich wollte nur freundlich sein.
– Stimmt, ich bin es, die sich zu entschuldigen hat. Mit Ihnen hat es gar nichts zu tun. Indem ich Ihr kindisches und nervtötendes Verhalten stillschweigend geduldet habe, habe ich Ihnen den Eindruck vermittelt, ich würde es billigen, was falsch von mir war. Das bedaure ich wirklich.
Er nickt und guckt leicht belämmert, aber dann lächelt er schüchtern und sagt,– Schön … ich muss dann mal weiter.
Er lächelt verlegen. Mister Case. Heilige Mutter Gottes.
Ich wandte mich wieder meinem Computer zu und fühlte mich wie berauscht. In der Mittagspause schlendere ich in die East Port Bar und belohne mich mit einem Gin Tonic. Ich sitze alleine da, aber ich fühle mich nicht einsam.
Ich fühle mich rundum high und happy an diesem Nachmittag, und als ich nach Hause komme, hat Hugh eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen: Liebling. heute Abend wird es etwas später. Jenny und ich sitzen an einer neuen Präsentation für das Team.
14 Lloyd
Mit Abdab unten in Newcastle war’s richtig nett gewesen, aber ich ging auf dem Zahnfleisch. Er hatte mir einiges mehr als ein paar Gramm Koks für die Ätzfotze mitgegeben, und das Päckchen
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