Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Titel: Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
Vom Netzwerk:
Leidenschaft für kleine Jungs: Er würdesich in Acht nehmen müssen. Wie leicht konnte er alles zunichte machen, was er sich erarbeitet hatte. Es war gut, mit Barney zu reden. Dem Himmel sei Dank für Barney.

Ungerechtigkeit
    Ich treffe mich immer öfter mit Samantha. Blöd ist nur, es ist noch nichts gelaufen. Ich wünschte, ich wüsste, woran zum Teufel ich mit ihr bin. Als wenn es mir was ausmachen würde, dass sie keine Arme hat. Wir reden immer bloß, wenn wir zusammen sind, blöd ist nur, dass mir die Richtung nicht besonders gefällt, die unsere Gespräche nehmen. Sie ist dauernd von ihren Armen dran und von den Typen, die das Zeug verkauft haben, das sie zu dem gemacht hat, was sie ist. Ich will von all dem nichts hören: Ich will sie nur angucken.
    Das Blöde ist nur, ich kann gar nicht anders, als zu allem Ja und Amen sagen, weil mir, ehrlich gesagt, an nichts mehr was liegt, als daran, mit ihr zusammen zu sein.
    – Du schaust mich an, und du willst mit mir schlafen. Du willst mich ficken, sagt sie. So was sagt sie aus heiterem Himmel.
    – Und wenn? Gibt’s da n Gesetz gegen? Gibt doch kein Gesetz dagegen, auf jemand zu stehen, sag ich zu ihr. Dann krieg ich ne kleine Panikattacke, denn wir sind bei mir, und ich bin sicher, sie war am Kühlschrank. Ich hoffe, sie hat die verfickte Melone und die Creme nicht gesehen. Scheiße, ein Glück, dass ich das Opal-Poster abgehängt hab.
    – Du verstehst nicht, wie das für mich ist. Für einen Freak, eine unvollständige Frau. Sie haben mir etwas weggenommen. Ich bin nicht komplett, und dafür sollen sie mir bezahlen. Nicht die paar Pfund auf der Bank, ich will Gerechtigkeit. Ich will Bruce Sturgess, das Schwein, das dasMedikament auf den Markt gebracht hat, das uns zu Krüppeln gemacht hat.
    – Du willst, dass ich dir helfe, diesen Sturgess-Fritzen fertigzumachen? Schön, mach ich.
    – Du verstehst das nicht! Ich will nicht, dass du ihn zusammenschlägst. Das ist kein x-beliebiger Wichser, der zum Fußball geht oder in den Pub auf der Ecke. Ich will diesem Scheißkerl keinen Schreck einjagen! Ich will seine Arme. Ich will, dass ihm die Gliedmaßen abgehackt werden. Ich will, dass er am eigenen Leib spürt, wie sich das anfühlt!
    – So was kannst du nicht machen … dafür gehst du in den Bau …
    – Was ist los mit dir, du knallharter Schläger? Hast du Schiss?, hänselte sie mich, und ihr Gesicht wurde ganz anders, sie sah gar nicht mehr wie sie selbst aus.
    – Nee, ich …
    – Ich kaufe mir das Dreckschwein, mit deiner Hilfe oder ohne. Ich will, dass der Wichser erfährt, wie es ist, zum Freak gemacht zu werden. Er hat mein Wesen verändert. Und jetzt will ich ihn verändern. Verstehst du? Ich will deren Scheißgeld nicht. Ich will ihnen das wegnehmen, was sie mir weggenommen haben, und ihnen zeigen, zu was ihr Scheißgeld dann noch gut ist. Ich will sie spüren lassen, was es bedeutet, wenn jemand, den man nicht kennt, einen kaputtmacht, wie man sich fühlt, wenn man verändert wird … wenn einem sein Platz in der Welt streitig gemacht wird. Schweine wie er tun das unentwegt: Sie zerstören Arbeitsplätze, Wohnraum, Existenzen durch die Entscheidungen, die sie treffen, und nie bekommen sie den Schaden zu sehen, den sie anrichten, niemals werden sie zur Rechenschaft gezogen. Ich will, dass er es selbst sieht, aber auch, dass er es spürt. Ich will, dass er merkt, wie es sich anfühlt, ein Freak zu sein.
    – Du bist kein Freak! Du bist wunderschön! Ich liebe dich!
    Ihr Gesicht leuchtete auf, wie ich es noch nie gesehen hatte, als würde sie das Gleiche empfinden wie ich.– Schon mal mit dem Fuß einen runtergeholt bekommen?, fragte sie mich.

Pembrokeshire, 1982
    Barney Drysdale überkam stets eine Welle der Zufriedenheit, wenn er den Land Rover den steilen Pfad zum Cottage hochquälte. Beim Aussteigen sah er zu dem alten Steinhaus hinüber, atmete tief die frische Luft ein und ließ den Blick über die umliegende Landschaft schweifen. Nichts als Hügel, Bachläufe, ein paar kleine Bauernhöfe und Schafe. Genau das, was er brauchte.
    Morgen würde er Gesellschaft haben, dann kamen Beth und Gillian aus London nach. Es gehörte zum Familienritual, dass Barney immer zum Cottage vorausfuhr, um »den Kamin zu stochen«, wie er es nannte. Er hatte Freude daran, das Haus alleine zu begutachten und sich anzusehen, welche Fortschritte er bei der Renovierung gemacht hatte. In Wirklichkeit hatten die Handwerker die Fortschritte gemacht und einen verfallenen

Weitere Kostenlose Bücher