Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
aberdieser Deutsche beeindruckte sie mehr und mehr.– Du hast vielleicht Nerven.
Andreas neigte den Kopf. Ein Finger des Stummels, den er als Hand hatte, tippte an seine Schläfe.– Ich bin kein Schläger. Dazu fehlt mir die Reichweite, grinste er,– und deswegen muss man seinen Kopf benutzen. Damit gewinne und verliere ich meine Kämpfe. Manchmal klappt es, manchmal … geht es nicht so gut, verstehst du? Er schüttelte mit einem »C’est-la-vie«-Lächeln den Kopf.
– Schon, aber die Schweine hast du echt beeindruckt, meinte Samantha. Dann merkte sie, dass nicht nur die Skinheads beeindruckt waren.
Sie merkte, dass sie sich in Andreas verliebt hatte.
Großschnauzen
Wir laberten stundenlang, laberten einfach nur. Noch nie im Leben hatte ich so viel gequasselt, auf jeden Fall mit ner Schnitte nicht. Tatsache ist, ich war nicht mal verlegen. War gar nicht, wie mit ner Ische zu reden, jedenfalls nicht Ische im gängigen Sinn, was ich so normalerweise unter Ische versteh. Ich erzählte von mir, von Bal und der Werkstatt, von meiner Mum und dem alten Sack, von der Schlampe und dem Kleinen, aber hauptsächlich von der Firma, von den Schlachten, die wir uns geliefert hatten, und denen, die wir noch planten, und wie ich diesen Lyonsy von den Milwallern aufschlagen würde. Die Fotze ein für alle Mal plattmachen.
Aber ich konnte die Augen nicht von ihrem Gesicht lassen. Ich quatschte schon wie ne Schwuchtel.– Stört es dich, wenn ich dein Gesicht berühre?, fragte ich.
– Nein, meinte sie.
Und dann konnte ich nicht aufhören, ihr Gesicht zu berühren. Ich wollte gar nichts anderes mehr tun, na ja, sie vielleicht n bisschen drücken. Also nicht ficken oder so was in der Richtung, halt nur mit ihr zusammensein. Ich dachte schon wie die letzte Tuntensau. Es war nicht, ich meine, es war wie … Liebe oder so was, wa?
Als die Musik aufhörte, musste ich sie einfach bitten, mit mir in die Stadt zu kommen. Das Ding an ihr war, dass sie das Ganze interessierte, dass ich sie interessierte. Selbst als ich über die ganzen Klatschereien und all so was redete, sah sie echt interessiert aus.
Ich lieh mir die Karre von einem der Ordnerfritzen, den ich kannte, und wir fuhren nach Bournemouth, wo wir den ganzen Tag zusammen verbrachten. Ich hatte noch niemals so was gefühlt. Ich fühlte mich, als stände ich neben mir. Wie ein anderer Mensch.
Dann waren wir in diesem Café und hatten immer noch n supergutes Gespräch, echt, und dann, als wir rauskamen, standen da plötzlich diese drei Typen dumm rum, starrten Samantha an und kicherten über sie. Über meine Samantha.
– Was zum Henker gibt’s hier zu glotzen?, sage ich. Einer von den Typen scheißt sich gleich in die Hose.
– Nichts, nichts.
– Komm schon, Dave, sagt Samantha,– sie haben doch nichts getan.
– Oi, hast du n Problem, hä?, fragte dieser andere Sack, der mit der großen Fresse. Tja, die wollen’s nicht anders.
In solchen Momenten erinnere ich mich immer an diese alten Bruce-Lee-Filme. Das ganze Kung-Fu-Zeug ist nichts als Schwachsinn, aber diese eine Sache, die Bruce Lee mal gesagt hat, der kleine Tipp, den ich von ihm hab, der ist mir immer nützlich gewesen. Er sagt: Du darfst so ne Fotze nicht einfach schlagen, du musst durch sie durchschlagen. Dieser Kerl mit der dicken Lippe; alles, was ich sehen konnte, war die rostrote Ziegelmauer hinter seinem Gesicht. Das war es, worauf ich zielte, was ich umnieten wollte.
Das Nächste, woran ich mich erinnere, ist, wie ich mir den anderen Sack vorknöpfe und frage,– Wer will der Nächste sein?
Sie standen da wie angewurzelt und starrten den Arsch am Boden an, der übel zugerichtet war. Ein paar lästige Gaffer waren aufmerksam geworden, also dachte ich, wir fahren lieber zurück ins gute alte London, weil Samantha inIslington wohnte, ganz bei mir in der Nähe, worüber ich mich freute wie ein Schneekönig. Aber trotzdem, der kleine Zwischenfall hat uns richtig den Tag versaut, echt.
– Warum hast du das getan?, fragte sie mich im Auto, als wir auf die Schnellstraße fuhren.
Sie wirkte nicht allzu sauer, eher n bisschen neugierig. Sie ist so verdammt schön, ich darf gar nicht daran denken. Ich konnte meine Scheißaugen kaum auf der Straße halten. Ich hatte jedes Mal das Gefühl, ich würd meine Zeit verschwenden, wenn ich nicht ihr Gesicht ansah.
– Die haben’s doch drauf angelegt, so respektlos, wie die zu dir waren.
– Das ist wichtig für dich, oder? Dass Leute mich nicht belästigen,
Weitere Kostenlose Bücher