Ed King
bisschen wie James Bond fühlte. Diane zog 1991 bei ihm ein. Sie legten Pickles ein, entschlüsselten die Geheimnisse eines Waffeleisens und hängten Vorhänge im Badezimmer auf. Von da an hörte Alice auf, sich einzureden, Diane sei bloß eine Affäre. Sie nahm sie nicht mit offenen Armen auf, aber sie ging auch nicht auf Distanz zu ihr. Sie nahm hin, dass diese ältere Frau bei ihm einzog, weil sie erstens nichts dagegen machen konnte und weil sie zweitens nicht glauben wollte, dass ihr Sohn eine Frau heiraten würde, die fürs Kinderkriegen zu alt war. Wollte Ed keine Kinder? Sie sprach ihn darauf an, als Diane nicht zugegen war, und war erstaunt, wie unbekümmert er darüber zu denken schien: »Ich glaube, Kinder wären nur im Weg«, erklärte er ihr. »Ich habe große Pläne.«
Der Kampf um Alice’ Zustimmung begann. An Thanksgiving luden Ed und Diane Simon und seine »Freundin« Andrea sowie Alice und ihre Schwester Bernice ein, die wie Alice verwitwet war und das Beste daraus machte, was in ihrem Fall hieß, dass sie aus Philadelphia herüberkam und sechs Wochen bei Alice wohnte. Simon sah aus wie Elvis Costello, einschließlich der engen Hochwasserhosen und der hervorschauenden Socken. Andrea war das gepolsterte Yin zu seinem x-beinigen Yang und trug zahlreiche fast durchsichtige Halstücher. Zuerst saßen sie und Simon auf der Couch und flüsterten einander ins Ohr, aber beim Essen tauten sie unter dem Einfluss von Dianes traditioneller Küche ein wenig auf. Andrea, das Gesicht gerötet vom Wein, gab sich töchterlich gegenüber Alice und Bernice, ignorierte Diane und ging gereizt auf Ed los. »Simons Bruder«, sagte sie, »ich bin nicht so schmuck wie du, aber es ist Thanksgiving, nicht wahr? Reich mir doch bitte das Kartoffelpüree.« »Hat Ed früher jemals beim Abwasch geholfen, Alice? Sieht so aus, als hätte er es da drüben richtig bequem. Nimm noch etwas Kuchen, Ed. Lass es dir gutgehen.«
Mitte Dezember waren Si und Andrea nicht mehr zusammen, »nicht einmal mehr befreundet«, wie Si betonte, »weil sie Forderungen stellt und ich einfach zu viel zu tun habe«. Diane und Ed luden sie zu einer jüdischen Weihnachtsfeier ein, dieselben Gäste wie beim letzten Mal, bis auf Andrea. Abends hörte Ed, wie Alice und Berenice leise im Gästezimmer tuschelten. »Ihre Schönheitsoperationen sind so offensichtlich«, sagte Alice. »Ich verstehe nicht, warum sie das macht. Warum sollte man dafür ein Vermögen ausgeben? Wie kann man sich so sehr um sein Aussehen sorgen, dass man bereit ist, sich unters Messer zu legen?«
»Wie war das mit deiner Nasenkorrektur?«, fragte Bernice.
»Ich habe mit dem Gedanken gespielt, aber mein besseres Selbst hat sich durchgesetzt.«
»Nun, wo willst du die Grenze ziehen?«, fragte Bernice. »Wie weit willst du mit der Diskussion gehen? Darf ich zum Friseur gehen, ohne dass du … Ach was, vergiss es. Was glaubst du, wie alt sie ist?«
»Wenn man die Schönheitsoperationen mit einrechnet? Diese Eingriffe aus reiner Eitelkeit? Aber darum geht es gar nicht. Der eigentliche Punkt ist, dass sie nie ein College besucht hat! Wer weiß, ob sie überhaupt den Highschool-Abschluss geschafft hat? Ich sehe nicht, dass sie irgendetwas Vernünftiges aus ihrem Leben gemacht hätte. Geheiratet hat sie allein wegen des Geldes, um fein raus zu sein. Das sagt alles über diese … Was findet er nur an ihr?«
»Es klang alles so nach protestantischem Großbürgertum«, erwiderte Bernice. »Das Skifahren und die Ausflüge zu den Olympischen Spielen. In meinen Ohren klingt die ganze Geschichte … pfui.«
An Silvester präsentierte Simon sich in einem neuen Outfit – hager wie ein Geier, aber in hochwertiger Outdoor-Garderobe aus Hightechmaterialien. Er war jetzt Feuer und Flamme für leichte Kleidung, die für jedes Gramm optimale Wärmeleistung garantierte und gleichzeitig Feuchtigkeit und Schweiß nach außen leitete. Seine Brille war robuster als zuvor, und seine Haut sah von Wind und Sonne gegerbt aus. Simon hatte im Dezember an einem Orientierungslauf teilgenommen, bei dem es darum ging, mit Hilfe von Karten und Kompass im Schnee versteckte Hinweise zu finden, gemeinsam mit einem Bekannten namensLogan Ames. Im Februar wollten er, Logan und dessen Freundin nach Argentinien zu einer geführten Besteigung des Aconcagua. Außerdem hatte Simon das Kochen für sich entdeckt. Für den Abend hatte er ein Horsd’œuvre mit Brie und Pfifferlingen sowie eine Dattel-Walnuss-Tapenade
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