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Ed King

Ed King

Titel: Ed King Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Guterson
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waren vor den jeweils damit verbundenen Gefahren zurückgeschreckt und hatten wieder ganz von vorne angefangen. Warum auch nicht? Ed war noch ein Kleinkind und würde so bald noch nicht danach suchen, also konnten sie in aller Ruhe überlegen. Warum nicht immer wieder von neuem diskutieren? Warum nicht nach der perfekten Lösung suchen? Ed war klar, dass die Adoptionsunterlagen gut versteckt waren, sehr gut versteckt. Vielleicht hatten sie sie sogar vernichtet. Er sah Dan und Alice vor sich, wie sie in ihrer gehetzten und paranoiden Art beschlossen, kein Ort sei sicher genug und es sei darum besser, sie im Kamin zu verbrennen und alle Spuren ihrer Tat auszulöschen.
    Ed dachte zurück. Als Alice zwei Jahre nach Dans Tod vom Castle Drive in eine Eigentumswohnung gezogen war, hatten sie die alte Wohnung entrümpelt. Nach Alice’ Tod hatte ein Team von Pythia die Wohnung nach Archivmaterial, bestehenden Verbindlichkeiten undsicherheitsrelevanten Unterlagen durchsucht. Zuletzt war beinahe alles entsorgt worden, bis auf einige private Dinge, die Simon behalten wollte, darunter einige Kisten mit Erinnerungsstücken sowie Scheckregister und Kreditkartenabrechnungen, die Alice kurz nach Dans Tod unbedingt verwahren wollte, weil sie Auskunft über seine Interessen und Verpflichtungen gaben. Es bestand eine geringe Chance, dass in einer dieser Kisten die Adoptionspapiere waren, aber das Problem war, dass Simon sie mit nach Santa Barbara genommen hatte – ein weiteres Problem aus der guten alten physikalischen Welt. Die kürzeste Verbindung zwischen diesen zwei Punkten war der Sprung mit dem Helikopter zum Flugplatz, ein Sprint vom Landeplatz zu seinem schnellsten Flieger, der Citation, mit der er bei Mach .90 in weniger als zwei Stunden in Santa Barbara wäre. Wenn Simon sich sputete, könnte das gewünschte Material bereits auf dem Flugfeld bereitstehen, sodass Ed in gut zwei Stunden seine Brille aufsetzen und auf dem Rückflug in dreizehnhundert oder fünfzehnhundert Meter Höhe mit der Suche beginnen könnte. Bis zum Abend könnte er alles wissen.
    Ed traf die nötigen Vorbereitungen und informierte die entsprechenden Stellen. Auf dem Weg zum Hubschrauberlandeplatz auf dem Garagendach rief er Simon in Santa Barbara an. »Frag jetzt nicht«, sagte er, »ich erkläre dir alles später.«
    »Alles in Ordnung?«
    »Das ist eine Frage.«
    »Die Kisten stehen dann auf dem Rollfeld.«
    »Großartig«, sagte Ed.
    »Bei euch ist Land unter.«
    »Ja, total verrückt.«
    »Hier scheint immer die Sonne«, sagte Simon.
    Im Hubschrauber kam Ed sich vor wie ein Präsident, der sich aus der Luft einen Eindruck von den Flutschäden verschafft. Die flacheren Gebiete waren eine einzige Seenlandschaft, braune Schlammmassen wälzten sich die aufgeweichten Hänge hinunter, und überall sah er überflutete Straßen, Gärten und Parks. Bestürzt über das apokalyptische Panorama, rief er Diane über sein Headset an.
    »Diane«, brüllte er gegen den Lärm des Helikopters an, »ich bin unterwegs nach Santa Barbara.«
    »Warum?«
    »Weil ich mit vierundfünfzig Jahren erfahren habe, dass ich als Kind geheim adoptiert wurde.«
    Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause, die an Cybil erinnerte, bis Ed fragte: »Wo bist du?«
    »Zu Hause.«
    »Hast du von den Überschwemmungen gehört?«
    »Ja.«
    »Wie auch immer«, sagte Ed. »Ich bin adoptiert. Unglaublich.«
    »Von deinen Eltern?«
    »Geheim.«
    »Wie hast du es erfahren?«
    »Das Wunder der DNA-Analyse«, erklärte Ed. »Si hat sein Genom sequenzieren lassen, und wir haben die Ergebnisse verglichen.«
    »Vielleicht ist Si adoptiert?«
    »Nein, wir haben’s überprüft.«
    »Bist du dir wirklich sicher?«
    »Ich bin adoptiert«, sagte Ed. »Ich bin’s, nicht er.«
    »Das kann nicht sein«, sagte Diane.
    »Nun gut«, sagte Ed. »Ich muss nach Santa Barbara, weil Si ein paar Unterlagen hat, die ich mir anschauen will.«
    »Unterlagen?«, sagte Diane. »Was für Unterlagen?«
    »Wenn ich Glück habe«, sagte Ed, »einen Ordner mit meinen Adoptionspapieren. Daran kann ich sehen, wer mich zur Adoption freigegeben hat.«
    »Du willst herausfinden, wer deine leiblichen Eltern sind?«
    »Ganz genau.«
    »Bist du sicher, dass du das wirklich willst?«
    »Du kennst mich, Diane.«
    »Vielleicht bist du besser dran, wenn du es nicht weißt, Ed.«
    »Komm schon«, sagte Ed, »du solltest mich besser kennen. Außerdem kann ich jetzt nicht mehr zurück. Bei einer so wichtigen Sache kann ich nicht

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