Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
Vom Netzwerk:
zu werden. Für sie war ich einfach jemand aus der Gegend, ein früherer Nachbar, und ich hatte bei der Beerdigung meiner Mutter selbst die Erfahrung gemacht, wie tröstlich die bloße Anwesenheit eines solchen Menschen sein konnte.
    »Sie sagte, er hat ihr einen ganzen Haufen alter Fotos gezeigt. Von seinem Vater, wahrscheinlich auch von Ihrem, und noch von einer Menge anderer Leute. Ma hat erzählt, es hat sie fast ein bisschen gelangweilt, so viele Fotos von fremden Leuten, obwohl sie ja alle zusammen aufgewachsen waren, deshalb hat sie dann ihre Fotos rausgeholt. Da war er ganz aus dem Häuschen, hat ihr unzählige Fragen zu allen gestellt, auch zu den Daggs, hat sie gesagt.«
    »Auch zu den Daggs? Sind Sie sicher, dass sie das gesagt hat?«
    »Ganz sicher. Als wir klein waren, hat sie immer zu uns gesagt, wenn ihr das nicht esst oder jenes nicht anzieht, endet ihr noch auf der Straße und werdet solche Herumtreiber wie die Daggs. Das fand ich immer ungerecht, weil Rory Dagg, der Sohn, so ein hübscher Kerl war, schon immer … Da hätte man nicht nein gesagt, um es mal so auszudrücken. Jedenfalls hat Ma mir erzählt, sie hätte ihn praktisch rauswerfen müssen, man hätte denken können, er schreibt ein Buch, so viele Fragen hat er gestellt.«
    Ich trank meinen Tee aus, lehnte eine zweite Tasse ab und sagte, ich müsse gehen. Kay brauchte offensichtlich Gesellschaft, war sich aber genauso offensichtlich im Klaren, dass sie das von mir nicht erwarten konnte. Sie lief geschäftig durchs Zimmer, öffnete ein paar Fenster und erzählte dann betont fröhlich, dass sie später noch ins Beerdigungsinstitut fahren und einen Sarg aussuchen müsse. Dann sank sie auf das alte Sofa mit den Patchworkkissen und fing an zu weinen wie ein Kind, das Sehnsucht nach seiner Mutter hat, herzzerreißende, untröstliche Schluchzer. Ich wollte etwas sagen, aber sie winkte nur ab. Ich hätte ihr gern gesagt, wo der Wodka versteckt war, aber ich war mir sicher, dass sie den auch ohne mich finden würde. Als ich zur Tür ging, kam Mr. Burke, der Hund, die Treppe herunter, wetzte ins Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt stehen, als er sah, dass sein Frauchen nicht dort war. Er kroch unter das Sofa und jaulte leise.
    Draußen setzte ich mich in den Wagen und lehnte die Stirn ans Lenkrad. Ich war erschöpft und hatte das Gefühl, als hätte nichts von dem, was ich seit meiner Rückkehr getan hatte, etwas bewirkt, als würde ich die ganze Zeit nur zwischen Toten umherwandern, als wäre Dublin eine Totenstadt, eine einzige, riesige Nekropole. Wenn es mir nicht gelang, sie abzuschütteln, würde ich der Nächste sein. Dann las ich die SMS. Sie lautete:
    »Bin nach Hause gefahren – komm SOFORT her! Kuss, Lxxx.«
    Ich brauchte vier Minuten. Ich rief sie von unterwegs an, wurde aber gleich auf die Mailbox umgeleitet. Ich hatte noch die Fernbedienung für das Sicherheitstor und den Hausschlüssel in der Tasche und schaffte es, hundert aus dem alten Volvo herauszuholen – bergauf! Vier Minuten.
    Hätte ich die SMS gleich gelesen, als ich sie bekam, hätte ich den Mörder vielleicht überraschen, sie vielleicht retten können. So kam ich zu spät. Als ich Lindas Haus erreichte, war ihr schöner Körper noch warm, aber so tot, als hätte er schon tausend Jahre in kalter Erde gelegen. Draußen heulte das Martinshorn des Polizeiwagens sein Dies Irae, das über die Hügel wehte wie Staub im Wind.
     
    Blut.
    Manchmal geht es nur um Blut.
    Blut kann schon in sich völlig falsch sein.
    Das Vorhandensein oder Fehlen von A- und B-Antigenen hilft zu bestimmen, ob man Blutgruppe A, Blutgruppe B, Blutgruppe AB oder Blutgruppe 0 hat. Ein weiteres Antigen ist der Rhesusfaktor: 85 Prozent der Bevölkerung besitzen ihn, dieser Teil ist also Rh+,
    Rhesus positiv. Die verbleibenden 15 Prozent sind Rh-, Rhesus negativ. Seltene Blutgruppen werden über das Vorhandensein ungewöhnlicher Antigene bestimmt, häufiger sogar über das Fehlen bestimmter unbedeutender Antigene, die sich im Blut der meisten Menschen finden. Etwa ein Zehntel von einem Prozent der Bevölkerung hat eine solche seltene Blutgruppe, etwa ein Hundertstel dieses einen Prozents eine besonders seltene. Daran ist erst einmal gar nichts falsch – solange man nicht schwer verletzt ist und eine Bluttransfusion braucht. Wenn zwei unverträgliche Blutgruppen vermischt werden, kann das tödliche Folgen haben. Blut der Blutgruppe 0 kann normalerweise jeder bekommen. Aber die übrigen Antigene, die man

Weitere Kostenlose Bücher