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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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ein Fußweg zum Tor eines kleinen Parks. Der Regen hatte nachgelassen und war jetzt nur noch ein dichter Nebel. Der Himmel war schmutzig weiß wie in Milch aufgelöster Kohlenstaub, und in der Luft lag ein Hauch von Kälte – die erste Abendkühle, seit ich wieder hier war. Der Park war lieblos gestaltet und sah aus, als hätte man ihn an einem späten Freitagnachmittag zusammengestöpselt. Er war fast ganz mit kaputten Steinplatten gepflastert, war umgeben von einem hohen Maschendrahtzaun und enthielt einen kleinen Spielplatz mit Schaukeln, einer Rutschbahn und einem Klettergerüst, ein paar demolierte Holzbänke, eine vertrocknete Rasenfläche und den einen oder anderen zähen Strauch, Hebe oder Johanniskraut. Alles war mit Abfall übersät: Chips- und Zigarettenpackungen, Bonbonpapiere, benutzte Kondome, Zigarettenkippen, Hundehaufen, Bierdosen, zerbrochene Flaschen, Plastikflaschen, Plastiktüten voller Flaschen. Nachdem ich durch ein zweites Tor am anderen Ende des Parks gegangen war, überquerte ich eine schmale Straße zum Eingang der Wohnsiedlung Charnwood. Zu beiden Seiten führten Fußwege auf einen Platz mit kleinen Reihenhäusern aus Sandstein, deren obere Geschosse in einem unansehnlichen, schmutzigen Weißton verputzt waren. Zwischen den Fußwegen waren acht Backsteinsäulen im Abstand von etwa einem Meter aufgestellt, dahinter befand sich ein schlecht gepflegtes Oval aus Gras und Matsch. Die Säulen waren jeweils einen knappen Meter hoch. Ein paar Teenager in dunkelblau und weiß gemusterten Trainingsanzügen lungerten dazwischen herum, rauchten, tranken Rolling-Rock-Bier aus langhalsigen Flaschen und warfen die leeren Flaschen in den Dreck. Als ich vorbeiging, tuschelten sie über mich und wollten sich halb totlachen.
    Ich befand mich auf dem Charnwood Square, von der linken Seite führte ein Weg weiter auf den Charnwood Drive. Die Bimssteinmauern waren mit Graffiti beschmiert: »IRA«, »WEG MIT DEM DROGENPACK« und »NIGGER RAUS«. Charnwood Drive war ein größerer Platz, in dessen Mitte sich ein breiterer Fleck aus sonnenverbranntem Gras und Matsch befand. Manche der Häuser, an denen ich vorbeiging, wirkten sauber und gepflegt, mit Blumen im Vorgarten, andere waren heruntergekommen, verfallen und sprachen von Verwahrlosung, wieder andere hatten nur Müll im Vorgarten. Der Müll war überall: Neben Papier, Plastik und Glas befanden sich kaputte Kinderwagen und Kinderfahrräder, Bettgestelle und Elektrogeräte, ein zusammengerollter Teppich und ein Teetablett aus Holz – alles achtlos auf die Straße geworfen. Kleine Kinder rannten herum und bespritzten sich kreischend mit Wasser aus den Pfützen. Eine ausgesprochen fette Frau in einem dunkelroten Kleid, mit farblich abgestimmten Flecken im aufgedunsenen Gesicht, lehnte in ihrer Haustür und trank Cider aus der Dose. Hinter ihr spielte die Stereoanlage »A Nation Once Again«.
    Am Ende des Charnwood Drive kam ein weiterer Weg. Ich meinte, Dessie Delaney dort stehen zu sehen, aber der Kerl sah ihm nur ein bisschen ähnlich, er trug den unvermeidlichen dunkelblau-weißen Trainingsanzug. Er hatte zwei weitere Typen bei sich: Der eine, in Jeans, schwarzer Lederjacke und schweren Stiefeln, hatte einen Boxer an der Leine und sah aus wie ein Rausschmeißer auf Urlaub. Der andere war um die fünfzig, mit zurückgekämmtem, silbergrauem Haar, und trug eine schwarze Trainingshose und ein schneeweißes Kapuzenshirt. Er hatte viel Gold an den Fingern und um den Hals und schien der Boss zu sein.
    »Alles klar, Bruder? Suchst du was Bestimmtes?«, sagte der Trainingsanzug zu mir.
    »Die Charnwood Avenue«, sagte ich.
    »Hier den Weg runter und wieder ein Stück zurück, dann bist du da. Ziemliches Labyrinth, was?«
    »Danke«, sagte ich und wollte weitergehen.
    Aber der Rausschmeißer drängte mich zur Seite, und der Trainingsanzug versperrte mir den Weg. Ich schaute zum Boss hinüber, der nur mit den Achseln zuckte. Der Trainingsanzug filzte mich rasch von oben bis unten, und ich hielt still und ließ ihn machen. Mir blieb ja auch nichts anderes übrig. Dann beugte er sich zu mir.
    »Du bist kein Bulle. Willst du wissen, woher ich das weiß?«
    »Woher?«
    Er rieb mein Sakko zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Bullen geben keine müde Mark für ’nen ordentlichen Stoff aus, Mann.«
    Er warf seinem Boss einen Blick zu, und als der nickte, drehte er sich grinsend wieder zu mir um.
    »Nummer 52 und 53. Links braun, rechts weiß. Siehst mir eher nach Weiß aus,

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