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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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abgehauen. Du bist geblieben.«
    Tommy warf mir einen raschen Blick zu, schien zu überlegen, welche Lüge er mir als Nächstes auftischen sollte, und schaute dann zu Boden.
    »Peter war … nervös, weißt du, aufgedreht. Als hätte er noch was Großes vor.«
    »Und was? Wollte er etwa auch ins Drogengeschäft einsteigen?«
    »Glaub ich nicht. Drogen waren’s nicht. Auf jeden Fall hat ihn wer auf dem Handy angerufen. Der wollte ihn früher sehen als ausgemacht. Er hat mich gefragt, ob ich dableiben kann und Linda sagen, dass er sie später anruft.«
    »Also hast du Linda an dem Abend tatsächlich gesehen? Das hat sie mir gar nicht erzählt.«
    »Wundert mich nicht«, brummte Tommy säuerlich.
    »Und wie war sie so?«, fragte ich.
    »Wie immer. Lady Linda spricht mit dem Volk. Mit ’ner Miene, als könnte sie wer dabei erwischen, dass sie mit mir redet.«
    »War sie betrunken?«
    »Hab Linda Dawson noch nie betrunken erlebt.«
    »Wirklich nicht?«
    »Das heißt nicht, dass sie nicht die ganze Zeit säuft. Aber sie verträgt was. Die trinkt uns beide unter den Tisch. Passt natürlich gut zu ihrer Nummer.«
    »Was für eine Nummer?«
    »Die ganze Show von wegen (verletzliches Wesen am Abgrund). Erst heult sie, dann ist sie tapfer, sie ist ja so einsam, sie hält es nicht mehr aus. Im Hennessy’s zieht sie das mindestens einmal im Monat ab. Dann reißt sie irgend’nen Trottel auf, der sie an seiner Schulter heulen lässt. Ist doch erbärmlich.«
    »Du scheinst das persönlich zu nehmen, Tommy«, sagte ich.
    Tommy warf mir einen wutentbrannten Blick zu, trank aus und blieb dann mit hängendem Kopf sitzen. Er atmete hörbar durch die Nase.
    »Eins wüsste ich gern: Was steckt hinter dieser Ehe? Wie ist das schönste Mädchen in ganz Bayview an ein aufgeblasenes reiches Söhnchen wie Peter Dawson geraten?«
    Tommy hob die linke Hand und rieb Daumen, Zeige- und Mittelfinger aneinander.
    »Das regiert die Welt«, sagte er. »Linda hat die ganze Künstlerkiste doch schon mit zwanzig abgehandelt. Hat versucht, Malerin zu werden, ist mit bärtigen Spinnern rumgezogen, hat in Absteigen gewohnt und für die Kunst gelitten. Sie hat’s nicht geschafft. Nach zehn Jahren fand sie es dann wohl an der Zeit, den Traum sausen zu lassen. Dafür wollte sie aber wenigstens Geld. Also hat sie sich Peter Dawson geangelt.«
    »Aber sie hatte doch sicher die freie Auswahl. Bei so einer Frau müssen die reichen Kerle Schlange stehen.«
    »Klar. Die wollte eben sicher gehen.«
    »Sicher gehen?«
    »Dass sie sich nicht in den Kerl verliebt. Bei Peter war da keine Gefahr, zumindest nicht von ihr aus.«
    »Welche Frau will denn eine Ehe ohne Liebe?«
    »Eine, die selbst nicht lieben kann«, sagte Tommy verbittert. »Eine, von der du besser die Finger lässt, Ed. Halt dich von der fern, Mann, ich sag’s dir.«
    Nicht einmal Dope und Whisky zusammen hatten es geschafft, Tommys Nerven zu beruhigen: Er wippte mit den Füßen und nickte vor sich hin, als gingen ihm die unrhythmischen Schwingungen der Vergangenheit bis ins Mark. Mir war noch nicht klar, was ihn wirklich mit Linda und Peter verband, aber es hatte auch keinen Sinn, ihn direkt danach zu fragen. Tommy gab Lügen grundsätzlich den Vorzug vor der Wahrheit, aus Berechnung wie aus Gewohnheit. Es war besser, eine nackte Tatsache ins Rennen zu schicken und zu sehen, was dabei herauskam.
    »Tommy, kennst du einen Stadtrat hier aus der Gegend, Seosamh MacLiam?«, fragte ich.
    Tommy setzte seine nachdenkliche Miene auf, durchforstete also entweder sein drogenvernebeltes Hirn oder versuchte, Zeit zu schinden.
    »Den haben sie nämlich heute aus dem Wasser gezogen.«
    Das wirkte. Tommy sah aus, als hätte er einen Geist gesehen. »Joey Williamson ist tot?«
    »Ich glaube, dass Peter Dawson sich an dem Tag, als er verschwunden ist, noch mit ihm treffen wollte. Wahrscheinlich war das Williamson auf dem Handy, als er mit dir im High Tide war.«
    »Scheiße, ich glaub das nicht.«
    »Hast du ihn gekannt, Tommy?«
    »Jeder hat den gekannt, er war … na ja, er war zwar Stadtrat, aber echt okay, verstehst du? Gegen Stadtplanung, gegen Bauunternehmen. Er hat auch die Demo organisiert, als sie auf dem alten Wikingergelände in Castlehill bauen wollten. Und er wollte Gras legalisieren.«
    »Was hatte Peter Dawson mit ihm zu tun? Er war im Baugewerbe bestimmt nicht gerade beliebt.«
    »Was weiß ich.«
    »Du warst nicht im High Tide, um Peter Dawson Drogen zu verkaufen, Tommy. Worum ging es wirklich bei

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