Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut
bemüht, zum allgemeinen Vorteil zu handeln. Das gilt auch für das Freibad in Seafield, den Golfclub in Castlehill und jedes andere geplante Bauvorhaben.«
Ich dachte an den leeren Ordner mit der Aufschrift »Golfclub« in Peter Dawsons Arbeitszimmer und fragte O’Driscoll, warum er ausgerechnet den Golfclub in Castlehill erwähne, aber er redete unbeirrt weiter.
»Ich unterhalte keine wie auch immer geartete Beziehung zu Peter Dawson und auch nicht zu Councillor MacLiam, dessen tragischer Tod uns alle sehr betroffen macht. Meine Gedanken begleiten seine Frau und seine Kinder in diesen schweren Stunden.«
Ich machte noch einen Versuch.
»Councillor, könnten wir noch einmal auf den Golfclub in Castlehill zurückkommen?«
Doch O’Driscoll hatte bereits aufgelegt.
* **
Carmel Donnelly, geborene O’Rourke, umarmte mich, musterte mich von Kopf bis Fuß, lächelte und sagte: »Meine Güte, Ed Loy, du siehst ganz schön fertig aus.« Sie war eine kräftige Frau mit großen, klugen Augen und vollen Lippen.
Inzwischen war ihr kastanienbraunes Haar von grauen Fäden durchzogen, sie hatte Fältchen im Gesicht und Milch- und Breiflecken auf der Kleidung, aber das schiefe Lächeln, die strahlenden Augen und die Art, wie sie einen ansah, gaben einem immer noch das Gefühl, dass man seine Chance bei ihr nur ganz knapp verpasst hatte. Carmel und Dave waren zusammen, seit sie sechzehn waren, und so wie Dave nichts anderes als Polizist hatte werden können, war auch mit den beiden immer klar gewesen, dass es gar nicht anders sein konnte.
»Das mit deiner Mutter tut mir so Leid, Ed. Meine ist letzten April gestorben. Kein Mensch sagt einem vorher, wie furchtbar das ist, egal, wie alt man ist. Ein ganzes Jahr lang bin ich jede Nacht aufgewacht und habe bis zum Morgen geheult. Dave musste im Wohnzimmer schlafen, weil er es nicht mehr ausgehalten hat.«
Tränen traten ihr in die Augen. Sie hob die Hände, schüttelte den Kopf und lächelte. An den Wänden hingen Kinderzeichnungen und gerahmte Urlaubsfotos, auf dem Tisch standen die Reste des Abendessens. Bei den Scheidungsfällen, in die ich involviert war, war immer vom »gemeinsamen Heim« die Rede gewesen, was in den allermeisten Fällen eine glatte Lüge war: Die Paare hatten zu wenig Liebe, Glück oder Mut besessen, was immer man braucht, um sich ein Heim zu schaffen. Dave und Carmel war es offensichtlich gelungen. Ich schaute mir die Fotos der Kinder an: drei Jungs im Alter von vier, sechs und acht Jahren und ein kleines Mädchen mit dichten blonden Locken.
»Wie alt ist die Kleine?«
»Sadie ist gerade zwei geworden. Hattest du nie Lust dazu?«
Ich zuckte die Achseln und hoffte, dass mir mein bedauerndes Lächeln gelungen war.
»Es ist nie zu spät, zumindest nicht für einen Mann«, sagte Carmel. »Es geht nur mehr auf die Knie.«
Von oben ertönte ein lautes Poltern, gefolgt von Begeisterungsrufen und Schmerzensschreien.
»Ganz uneingeschränkt kann ich es allerdings nicht empfehlen. Dave ist im Garten. Ich hoffe, du hast gute Nachrichten für ihn. Er sagt, du hättest dich wie der letzte Idiot aufgeführt.«
Carmel verschwand nach oben, um das dort ausgebrochene Chaos zu besänftigen. Ich ging nach draußen in den Garten, wo Dave gerade mit einem fast zwei Meter fünfzig hohen Rosenstrauch kämpfte. Als ich näher kam, hatte er gerade die letzte Wurzel aus dem Boden gelöst, packte den Strauch und warf ihn mir in den Weg. Ich verlor das Gleichgewicht, ritzte mir die Hände an den Stacheln und blieb schließlich unter dem Rosenstrauch liegen.
»Das hast du davon, dass du mich heute als Deppen hingestellt hast, du Flachwichser.«
»Bist du jetzt zufrieden?«, rief ich.
»Nein«, sagte Dave. »Aber immerhin seh ich nicht so blöd aus wie du.«
Er zog den riesigen Rosenstrauch von mir herunter und streckte mir die Hand hin. Ich rappelte mich ohne seine Hilfe auf und klopfte mir die Rosenblätter von den Kleidern. Meine Hände waren zerschunden und blutig. Dave war normalerweise gar nicht so, aber jetzt lag ein ausgesprochen bescheuertes Grinsen auf seinem breiten, offenen Gesicht.
»Fiona Reed hat’s wohl nicht gut aufgenommen, was?«, fragte ich.
Dave stürzte sich blitzschnell auf mich, packte mich mit seinen großen Händen am Revers und zog mich dicht zu sich heran. Ich griff ihn bei den Handgelenken.
»Komm mir ja nicht in die Quere, Ed. Seit der Schule bin ich bei der Polizei, seit fünf Jahren bin ich Detective Sergeant, und langsam sollte
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