Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut
den Nachrichten, und das Drogenproblem ist damit natürlich für immer vom Tisch. Klasse, Jungs, vielen Dank auch. Und wir durften warten, bis Podge draußen war. Kaum war er wieder da, hat er die Sache geregelt. Versteh mich nicht falsch, Podge Halligan ist der letzte Dreck, ich hätt’s auch lieber, wenn er irgendwo verfault. Aber solange uns die Ressourcen und die Gesetze fehlen, um das Drogenproblem ernsthaft anzugehen, müssen wir irgendwie damit klarkommen. Und das bedeutet, an vielen Stellen einfach nicht hinzusehen. Außerdem wollen die Leute es gar nicht anders: Wer kauft denn das ganze E, das ganze Koks? Die Mittelschicht. Wenn wir den Nachschub kürzen, gibt das einen Aufschrei.«
»Was ist mit Heroin?«
»Die Halligans dealen nicht mit Heroin. Wenn sie das tun würden, sähe die Sache anders aus.«
»Du klingst fast so zynisch wie Tommy Owens.«
»Dieser vertrottelte Vollidiot. Der ist zu blöd für solche Spielchen, er soll sehen, dass er Land gewinnt. Kannst du ihm von mir ausrichten.«
»Und was ist mit dem Golfclub in Castlehill?«
Dave zuckte die Achseln.
»Der wurde mit den angrenzenden Grundstücken an eine Klitsche namens Courtney Estates verkauft. Insgesamt mehr als sechzehn Hektar Land. Die Umnutzung zur Bebauung wurde bereits beantragt.«
»Wozu wird es jetzt genutzt?«
»Landwirtschaft. Wenn die Umnutzung durchgeht, macht Courtney Estates einen Profit von etwa 180 Millionen.«
»Nett. Und wer sind diese glücklichen Courtneys?«
»Glückliche Bauträger findet man in Irland zurzeit haufenweise.«
»Gibt es viel Widerstand gegen diesen bevorstehenden Geldsegen?«
»Klar. Die Grünen, die Labour, die üblichen Verdächtigen eben. Und allen voran MacLiam. Falls du also behaupten willst, Peter Dawson hätte ihn bestochen: Vergiss es. MacLiam setzte ganz auf die Baugegnerschaft, er war der Liebling der Wohlstandsgesellschaft: Wollpulli, irische Musik, strategisch platziertes Gälisch. Außerdem hat er sich für die Legalisierung von Cannabis eingesetzt, das gefiel den ganzen Ex-Hippies natürlich auch. Er hätte das alles niemals gefährdet.«
»Vielleicht brauchte er Geld.«
»Seine Frau ist stinkreich. Erinnerst du dich noch an Jack Parland, (Irlands ersten Millionär‹?«
Der lächelnde Mann in Barbourjacke und Tweedkappe.
»Peter hat ein Foto auf seinem Schreibtisch, von ihm und John Dawson«, sagte ich.
»Klar, für Dawson und alle anderen war er das große Idol. Alle, die ohne Rücksicht auf Verluste ein bisschen Geld in der Baubranche verdienen wollten, haben Parland bewundert. Inzwischen hat er die Finger überall drin: Banken, Fluggesellschaften, Zeitungen. Aileen ist Parlands jüngste Tochter. MacLiam brauchte also ganz sicher kein Geld.«
»War er schon tot, bevor er ins Wasser geworfen wurde?«
»Es gab noch keine Obduktion. Er war ziemlich übel zugerichtet, aber das kann auch von den Felsen sein. Den genauen Todeszeitpunkt kennen wir noch nicht. Was hast du sonst noch?«
Ich erzählte ihm von den leeren Ordnern in Peter Dawsons Arbeitszimmer, auch von dem mit der Aufschrift »Golfclub«, und dass John O’Driscoll Seosamh MacLiam und Dawson offenbar automatisch mit der geplanten Bebauung des Castlehill-Golfclubs in Verbindung gebracht hatte. Beim Erzählen klang das alles etwas lahm, und Dave gab sich keine Mühe, seine Zweifel zu verbergen.
»Ein leerer Ordner?«
»Seine ganzen Bank- und Telefonverbindungen sind verschwunden. Und Linda sagt, Peter spielt nicht Golf.«
»Ich habe ihn ziemlich oft im Golfclub in Bayview gesehen«, sagte Dave. »Und ich will auch nicht behaupten, dass unsere Lokalpolitiker nicht korrupt sind. Aber es gab in letzter Zeit so viele Skandale um gekaufte Stimmen und so viele Untersuchungsausschüsse wegen irgendwelcher korrupten Planungen, dass die Stadträte in ganz Dublin in Deckung gehen. Würde mich wundern, wenn ausgerechnet in Seafield jemand größere Schmiergeldsummen angenommen hätte.«
Er zuckte die Achseln.
»Hört sich alles nicht so überzeugend an, Ed.«
»Wann wurde Seosamh MacLiam als vermisst gemeldet?«
»Wurde er gar nicht. Aber er ist Freitagabend nicht nach Hause gekommen. Seine Frau hat seitdem nichts von ihm gehört.«
Am selben Abend wie Peter Dawson. Das konnte kein Zufall sein. Ich glaubte sowieso nicht an Zufall.
Als ich mich verabschiedete, sagte Carmel zu mir, ich müsse unbedingt bald zum Abendessen kommen. Dave brummte zustimmend, aber ohne große Begeisterung. Dann hörte man von oben erneut
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