Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
Vom Netzwerk:
dicker Stapel Hundert-Euro-Scheine lag darin.
    »Was soll das? Das kann ich nicht annehmen«, sagte ich.
    »Es ist für alles, was du getan hast, Edward«, erwiderte Barbara. »Du hast Linda sehr geholfen.«
    »Ich habe gar nichts getan. Ich habe Peter nicht gefunden. Und ich weiß nicht, wer ihn ermordet hat.«
    »Falls es überhaupt Mord war.«
    »Falls es Mord war? Man hat zweimal auf ihn geschossen, Barbara. Was wollen Sie damit sagen?«
    »Die Polizei sagt, es könnte auch Selbstmord gewesen sein.«
    »Was? Detective Donnelly behauptet, ein Selbstmörder hätte zweimal auf sich selbst geschossen?«, fragte ich.
    »Superintendent Casey sagt, so etwas ist durchaus möglich. Manchmal verkrampft sich der Finger am Abzug. Sie warten noch auf den Abschlussbericht aus der Pathologie.«
    »Und wie ist er dann auf das Boot gekommen? Gestern war er noch nicht da, ich habe es selbst durchsucht. Jemand muss ihn dorthin gebracht haben, als er schon tot war.«
    Barbara schüttelte den Kopf und hob die Augen zum Himmel, als könnte nur Gott der Herr persönlich eine Erklärung für dieses Rätsel liefern.
    »Warum hätte Peter sich denn umbringen sollen?«
    »Es ist nicht leicht, immer im Schatten eines so erfolgreichen Vaters zu stehen.« Barbaras Stimme bebte, ihr Ton war ernst und elegisch. »Der Junge hat sich aus diesem Grund mit jedem Tag minderwertiger gefühlt. Und dann konnte die arme Linda auch noch keine Kinder bekommen. Alles in allem …«
    Was »alles in allem«? Hat er es so gewollt? Ist es besser so? Barbara klang, als ginge es gar nicht um ihren eigenen Sohn, sie hörte sich an wie einer dieser Friedhofs-Voyeure, die jede nachbarschaftliche Tragödie genüsslich mit hausfrauenpsychologischen Schleifchen verzieren. Vielleicht war es ja der Schock oder eine Trauer, die von eiserner Selbstbeherrschung in Schach gehalten wurde; vielleicht hielt sie ihren Sohn auch wirklich nur für eine minderwertige Kopie seines Vaters, der besser daran tat, seinem Leben ein Ende zu setzen. Was immer es war, es machte mir eine Heidenangst.
    »Ich weiß natürlich nicht, was bei der Autopsie herausgekommen ist, Barbara«, sagte ich. »Aber als ich mit DS Donnelly und DI Reed gesprochen habe, klang mir das doch sehr nach einer Mordermittlung.«
    Barbara lächelte nachsichtig.
    »Nun, mag ja sein, aber Superintendent Casey …«, sagte sie, als wäre der höhere Dienstgrad das einzig entscheidende Kriterium. »Vermutlich werden wir nie erfahren, was genau passiert ist. Es kann durchaus Alkohol und anderer Unfug daran schuld gewesen sein, dass es so weit gekommen ist. Aber das spielt im Grunde keine Rolle. Ich bin überzeugt, mein armer Junge hat sich das Leben genommen.«
    Sie nickte dramatisch, umklammerte ihre Handtasche mit beiden Händen und ging wieder hinaus in die Diele.
    Ich folgte ihr zur Haustür und versuchte, ihr das Geld zurückzugeben, das sie mir aufgedrängt hatte.
    »Ich kann das nicht annehmen, Barbara«, sagte ich. »Es ist viel zu viel. Außerdem hat Linda mich schon für meine Arbeit bezahlt.«
    »Es ist doch nur Geld«, entgegnete Barbara. Der Lieblingssatz all jener, die keine Geldsorgen kennen. Ihr Blick wanderte über die schäbigen Wände mit den feuchten Flecken, über die schmutzige Tapete, die kaputten, faulenden Fensterrahmen und die fadenscheinigen Teppiche. Dann sah sie mich an, und mit einem Mal gab sie sich keine Mühe mehr, ihre Verachtung zu verbergen.
    »Du solltest uns ja alle eines Tages in den Schatten stellen.« In ihren lächelnden Augen blitzte ein Funken Boshaftigkeit auf. »Arzt wolltest du werden, nicht?«
    Ich nickte.
    »Soso, Arzt. Schau dir bloß an, was aus dir geworden ist! Du hättest Daphne, Gott hab sie selig, so stolz machen können. Und du hättest ihr von Zeit zu Zeit ein bisschen Geld schicken können, um das Haus in Ordnung zu halten. Das verfällt doch schon seit Jahren, eine richtige Ruine.«
    Sie hatte die Zähne gebleckt, ihr Lächeln war nur noch eine grelle Maske. Die ganze schlanke, zierliche Gestalt bebte vor Erregung.
    »Du wolltest uns alle übertrumpfen, was? Und jetzt schau dich an. Du findest sicher irgendeine Verwendung für das Geld. Mir tut es nur Leid, dass ich es nicht Daphne selbst gegeben habe. Sie hätte es natürlich nie angenommen. Dafür war sie viel zu stolz. Stolz, ja … stolz.«
    Ihre Stimme versagte. Sie drückte sich das auberginefarbene Taschentuch ans Gesicht, blieb mit gesenktem Kopf in der Tür stehen und gab Schluchzlaute von sich. Ich

Weitere Kostenlose Bücher