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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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Vorratsgefäße und Lebensmittelpackungen stapelten sich auf der grünen Arbeitsfläche. Eine schwere Tür mit Buntglaseinsätzen führte von der Diele in einen großen Wohnraum mit hoher Decke. Auch dort waren Schränke und Regale durchwühlt und die Polster von Sesseln und Sofas gerissen worden. Im Schlaf- und Arbeitszimmer herrschte ein noch viel größeres Durcheinander: Der Inhalt zweier Aktenschränke lag auf dem Boden verstreut, das Bettzeug war vom Bett gezerrt, die Matratze verschoben. In der Badewanne lag der gesamte Inhalt des Badezimmerschranks. In einem Aktenschrank fand ich schließlich eine halb volle Flasche Wodka. Ich holte ein Glas aus der Küche, goss einen ordentlichen Schluck ein und brachte es Dessie Delaney, der immer noch in seiner eigenen Pisse auf den Dielenfliesen hockte und leise vor sich hin jammerte.
    »Hier, trink das«, sagte ich.
    »Ich muss ins Krankenhaus, Mann. Ich hab Schmerzen. Schau dir das mal an.«
    Sein rechter Arm war rund um den Bruch entzündet und geschwollen. Er hielt ihn besorgt mit dem linken umfasst, wie ein ängstlicher Vater sein neugeborenes Baby.
    »Erst musst du mir ein paar Fragen beantworten. Runter damit!«
    Ich beugte mich vor, um nicht in die Urinlache zu treten, und hielt ihm das Glas mit dem Wodka an die Lippen. Er trank es in einem Zug aus und keuchte dann ein paarmal rasch hintereinander, als hätte sein Herz nach kurzem Stillstand wieder zu schlagen begonnen. Außerdem kehrte sein Schamgefühl zumindest teilweise zurück: Er rappelte sich langsam auf und trat aus der Pfütze heraus, die er auf dem Boden hinterlassen hatte. Auf seinen Wangen bildeten sich rote Flecken. Seine silbernen Air-Nikes quietschten auf den Fliesen.
    »Ach, Scheiße!«, jammerte er. »Verdammte Scheiße!«
    »Also, Dessie, wonach hast du gesucht?«, fragte ich. »Und woher hast du überhaupt den Schlüssel?«
    »Dir muss ich gar nix sagen! Jetzt mach die Tür auf, sonst … sonst ruf ich die Bullen und sag, ich bin entführt worden.«
    Ich wartete ein paar Sekunden, ob er lachen würde. Er lachte nicht.
    »Na, dann los«, sagte ich. »Ich bin sicher, die interessieren sich auch brennend dafür, warum du in der Wohnung eines Toten herumwühlst.«
    »Was hast’n du hier zu suchen?«
    »Ich ermittele im Mordfall Councillor MacLiam, Dessie. Und wenn ich jetzt Detective Sergeant Donnelly anrufe und ihn herbestelle, was denkt er dann wohl, was glaubst du? So wie’s aussieht, hast du den Councillor mit H voll gepumpt, ihm den Schlüssel abgenommen und ihn dann ins Meer geworfen. Und jetzt, wo sich die Aufregung ein bisschen gelegt hat, kommst du wieder und schaust, was du noch klauen kannst. Warum sollte Dave Donnelly etwas anderes glauben?«
    »Ich hab ihn nicht umgebracht. Ich hab … ich musste ihm den Schlüssel gar nicht abnehmen, er … er hat mir selbst einen gegeben.«
    »Er hat dir einen Schlüssel gegeben? Warum? Bist du sein bester Freund? Oder vielleicht sein Privatsekretär, der dreimal die Woche vorbeischaut, für ein bisschen Buchhaltung oder einen kleinen Einbruch?«
    »Warum soll ich dir überhaupt was erzählen? Du rufst eh die Bullen, damit ist die Sache für dich erledigt.«
    »Das hängt davon ab, was du mir erzählst. Ich brauche Informationen, Dessie. Wenn ich die bekomme und wenn du mich nicht anlügst, dann sehen wir weiter.«
    »Dann sehen wir weiter? Das erzählt man seinen Kindern, wenn sie zu Weihnachten nicht kriegen, was sie haben wollen. Eigentlich heißt das: Du bist gearscht.«
    Dessie Delaney war Anfang zwanzig und im Grunde selbst noch ein Kind. Er verzog das Gesicht und warf mir einen raschen, flehentlichen Blick zu. Er schien zu glauben, dass ich ihm helfen konnte. Vielleicht konnte ich das sogar, aber das würde ich ihm bestimmt nicht auf die Nase binden.
    »Für den Moment heißt es nur ›Dann sehen wir weiter‹. Aber wenn du lieber mit der Polizei verhandelst – meinetwegen.«
    Delaney schaute zu Boden und murmelte etwas von Leuten, die sich für oberschlau halten, nur weil sie rumlaufen und anderen Leuten die Arme brechen. Dann fing er an zu reden.
    »Okay, ich hab ’n paar Jobs für Podge Halligan erledigt, ja? Erst hab ich nicht zu den Jungs gehört, zu diesen Typen, die die ganze Zeit mit ihm rumhängen. Ich war nur … ich hab ’n paar von denen gekannt, und die kamen dann eben: Hey, Dessie, kannste mal das und das machen, Mann?«
    »Was waren das für Jobs?«
    »Meistens Fahren. Sie haben ein paar Dinger mit Geldautomaten gedreht,

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