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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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Befürchtung, dass er etwas anderes nimmt. Und ich weiß auch, dass man eine Heroinsucht über Jahre hinweg pflegen kann, wenn man nicht ständig von der Hand in den Mund leben muss.«
    »Was ist mit Spielen?«
    »Dazu fehlte ihm das Geld. Als Stadtrat verdient man so gut wie nichts, sechs- oder siebentausend im Jahr. Ich habe ihm natürlich einen monatlichen Betrag zur Verfügung gestellt, aber das reichte nicht zum Spielen, zumindest nicht in der Form, wie er es gewöhnt war.«
    »Vielleicht hatte er keine Lust mehr, mit einem Taschengeld von seiner Frau auszukommen. Vielleicht wollte er sein eigenes Geld. Und leider muss ich Ihnen sagen, dass Ihr Mann zu den Stadträten gehörte, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einem Bauunternehmer angegangen wurden …«
    »Und ich sage Ihnen, es ist schlichtweg undenkbar, dass mein Mann in irgendeiner Form bestechlich war!«
    Sie war sehr laut geworden. Jetzt faltete sie krampfhaft die Hände und senkte den Kopf. Ich konnte nicht sagen, ob sie betete oder weinte. Als sie wieder aufsah, waren ihre Augen feucht.
    »Mein Vater hat ein Unternehmen – manche sagen auch: ein Imperium – aus dem Nichts aufgebaut. Aber es gab die ganze Zeit Gerüchte, dass er die richtigen Leute geschmiert, hier ein Bestechungsgeld angenommen, dort eins gezahlt hat. Dass er Steuern hinterzogen und Betriebsausgaben manipuliert hat. Sogar seine Anteilseigner soll er um ihr Geld gebracht haben. Nichts davon ließ sich je beweisen, weil es natürlich nicht stimmte … aber er wurde das nie wieder los. Für die meisten Leute war er nur einer von diesen Burschen aus den Sechzigern und Siebzigern, dieser Bande von Gaunern in ihren schicken Mohairanzügen, die uns alle mit ihren Grundstücksmauscheleien ruiniert haben …«
    Ich dachte an das Foto, das John Dawson mit Jack Parland zeigte. Damals herrschte in Irland kein großer Reichtum, und jeder, der es zu Geld brachte, wurde einerseits bewundert, andererseits gehasst, häufig von ein und denselben Leuten. An der Uferpromenade von Venice Beach hatte ich einmal einen jungen Mann gesehen, der T-Shirts mit dem Aufdruck anbot: »Reiche sind anders als wir – sie kommen damit durch!« Kein Mensch kaufte ihm ein T-Shirt ab. Schließlich konnte es ja sein, dass man selbst eines Tages reich war, und wer wusste schon, womit man dann durchkommen würde? Geldskrupel konnte man sich immer noch zulegen, wenn man erst einmal welches hatte. Und vielleicht nicht einmal dann.
    »Sie müssen wissen, dass mein ganzes Vermögen inzwischen in kirchlich geprüfte, ethische Fonds investiert wird«, fuhr Aileen fort. »Und der Hauptanteil der Dividenden – abzüglich des Schulgelds für die Kinder – geht, wie auch ein Großteil unseres übrigen Einkommens, an Wohltätigkeitsorganisationen.«
    Trotz der Behauptung, Jack Parland habe sein Vermögen auf ehrliche Weise erworben, hielt seine Tochter es also für nötig, einen Großteil dieses Geldes wegzugeben – und das verbleibende zu waschen, in einem rein spirituellen Sinn natürlich. Und sich vor mir dafür zu rechtfertigen. Und zu verhindern, dass ihrem verstorbenen Mann dasselbe unterstellt wurde, was alle Welt von ihrem Vater glaubte.
    Aileen Williamson hielt den Blick auf den Tisch gerichtet.
    »Sie finden es wahrscheinlich seltsam, dass es einer Frau lieber ist, wenn ihr Mann Heroin nimmt, als wenn er sich bestechen lässt«, sagte sie leise.
    »Ich glaube, ich verstehe das«, sagte ich.
    »Aber Sie können es nicht gutheißen?«
    »Gutheißen ist nicht mein Ding, Mrs. Williamson. Verstehen ist schon schwer genug, finden Sie nicht?«
    »Man muss doch an Menschen glauben können, Mr. Loy.«
    »Aber man sollte auch nicht zu sehr an sie glauben. Schließlich sind sie alle nur Menschen.«
    Sie fasste nach dem Kreuz, das sie um den Hals trug, und drehte es zwischen den Fingern.
    »Sie sind nicht gläubig, Mr. Loy.«
    »Im Augenblick nicht«, erwiderte ich. »Aber wenn ich an etwas glauben müsste, würde ich an Gott glauben.«
    »Das ist immerhin ein Anfang.«
    »Wenn er nicht existiert, kann er einen zumindest nicht enttäuschen.«
    Sie schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab. Als sie mich wieder ansah, schien es, als sähe sie mich zum ersten Mal. Und plötzlich war sie ganz Geschäftsfrau.
    »Die werden Sie brauchen«, sagte sie und schob einen Schlüsselbund über den Tisch. »Das sind die Schlüssel zu Josephs Wohnung.«
    »Hat er nicht hier gewohnt?«, fragte ich.
    »Selbstverständlich

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