Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
Vom Netzwerk:
und es war ein Unfalltod. Oder unbekannte Todesursache.«
    Dave nahm den Seesack, musterte mich von Kopf bis Fuß und schüttelte den Kopf. Er wollte schon gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. Auf seinem breiten Gesicht lag ein Ausdruck äußersten Unbehagens.
    »Was ich dir noch sagen wollte … du weißt doch, der Betonleichnam aus dem Rathaus? Er wurde mit fünf Schüssen getötet. Wir haben gerade den Laborbericht gekriegt. Nach der ballistischen Analyse waren es Neun-Millimeter-Parabellum-Geschosse aus einer Glock 17 – dieselben, die man bei Peter Dawson gefunden hat, aus derselben Waffe … nur etwa zwanzig Jahre früher.«
    Das geht alles auf Fagan’s Villas zurück.
    »Also … wir haben neulich nicht drüber geredet, aber mir ist klar, dass es dein alter Herr sein könnte. Und … na ja, er hat doch mit Dawson gearbeitet, und jetzt tauchen dieselben Kugeln, die Dawsons Sohn getötet haben, bei diesem Toten auf … ich sage nicht, dass das im Moment irgendwie Sinn ergibt, aber … falls es dein Dad ist … dann kann das kein Zufall sein.«
    Vor allem, wenn man nicht an Zufall glaubt.
    »Wir konnten keine Zahnanalyse durchführen, weil keine Daten von deinem Dad vorliegen. Das alte Vermisstenverzeichnis ist sowieso ein einziges Chaos. Aber immerhin haben wir ein Sakko, mit dem Etikett eines Schneiders aus der Capel Street. Vielleicht kann man ja rekonstruieren, für wen es angefertigt wurde, und den Mann damit identifizieren. Ed? Du weißt nicht zufällig, ob dein Dad mal bei einem Schneider war? Fitzhugh heißt er.«
    Ich schien jede Fähigkeit zum Sprechen verloren zu haben. Das Holzkreuz über Castlehill hob sich jetzt noch trostloser vom bleichen Himmel ab und wirkte zwischen den beiden Kränen zerbrechlich und winzig. Der Schweiß war kalt am Rücken, fast hätte ich angefangen zu zittern. Ich sah Dave an und schüttelte den Kopf. Er streckte seine riesige Pranke aus und tätschelte mir den Oberarm.
    »Pass auf dich auf, Ed«, sagte er. »Ich werde mal bei Colm Hyland vorbeischauen, vielleicht bringt das ja was. Ich melde mich.«
    Dave Donnelly ging durch den Darm davon und zwängte sich fluchend durch eine Lücke zwischen zwei Weißdornbüschen. Ich zog das Foto von meinem Vater und John Dawson aus der Tasche, das ich auf Peters Boot gefunden hatte, und betrachtete die beiden Männer, die ihre Pintgläser auf die Zukunft erhoben.
     
    * **
    Ich war achtzehn und hatte den Sommer über hinter der Bar im Castlehill-Golfclub gestanden, hatte zugehört, wie die Männer Märchen über sich und ihr Leben erzählten, und mir angeschaut, wie die Frauen so taten, ab würden sie ihnen glauben. Hin und wieder versuchte ich es mit ein paar eigenen Märchen bei ihren Töchtern, und gegen Ende des Sommers taten auch die so, als würden sie mir glauben. Ich hatte Geld gespart, und sobald ich meine Abschlussnoten hatte, wollte ich einen Monat bei Kevin O’Rourkes Bruder Brian verbringen, der nach Kalifornien gegangen war und dort an der Main Street in Santa Monica ein irisches Pub betrieb, das Mother MacGillacuddy’s. Anschließend wollte ich zurückkommen und mein Studium beginnen.
    Die Abschlussnoten wurden an einem Freitag Ende August bekannt gegeben, und wir gingen alle in die Schule, um sie uns abzuholen. Meine Physiklehrerin rechnete für mich aus, dass meine Noten gut genug waren, um mir meine erste Wahl zu ermöglichen: ein Medizinstudium am Trinity College in Dublin. Sie freute sich für mich, umarmte mich und gab mir einen Kuss auf den Mund. Miss Stephens trug enge Bleistiftröcke, hohe Absätze und transparente Blusen, durch die man ihren BH sehen konnte. Alle hatten Angst vor ihr, und ich weiß noch, dass ich damals dachte: Wenn Miss Stephens dich küsst, dann ist alles möglich.
    Mittags fielen wir im Hennessy’s ein, fütterten die Jukebox, johlten und lachten und soffen uns durch den Nachmittag. Gegen fünf waren ein paar von den Jungs hinüber, und wir anderen gingen zum Fish-and-Chips-Laden, setzten uns mit unseren Tüten auf den Parkplatz vor die Kirche, schauten den Mädchen aus der angrenzenden Klosterschule beim Tennisspielen zu und brüllten schwachsinniges Zeug zu ihnen hinüber. Dann fing es zu regnen an, und wir gingen zurück ins Hennessy’s, aber nachdem ich einen Schluck von meinem Pint getrunken hatte, wurde mir ziemlich flau. Ich sagte den Jungs, ich würde später wiederkommen, und ging nach Hause. Ab ich ins Haus kam, rief ich nach meiner Mutter, aber sie war nirgends zu

Weitere Kostenlose Bücher