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Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut

Titel: Ed Loy - 01 - Blut von meinem Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Declan Hughes
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zu bedeuten? Ich konnte nicht mehr klar denken.
    »Ich meine, solche Sachen muss ich wissen, George, wenn ich den Laden für dich schmeißen soll. Ich muss so was wissen. Auf strikter Wissensbasis.«
    Mein Mund fühlte sich pelzig an, Angstschweiß stand mir auf der Stirn und klebte mir im Haar, ich hatte einen Kloß im Hals, als hätte ich Sand verschluckt. Ich leerte mein Glas. Die Champagnerperlen brannten wie Schwefel in der Brust. George sprang auf, die Cristal-Flasche im Anschlag. Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein danke.«
    »Alles in Ordnung, Ed? Bist ein bisschen rot im Gesicht.«
    »Alles bestens. Vielleicht trinke ich einfach nur Orangensaft. Mir ist gerade ein bisschen komisch.«
    »Kein Problem. Mir scheint langsam, du verträgst keinen Alkohol. Beim letzten Mal hast du dir ja auch die Seele aus dem Leib gekotzt, was?«
    George Halligan rührte den Orangensaft noch einmal um und schenkte mir ein Glas ein.
    »Also, runter damit, das wird dir gut tun. Vitamin C und das ganze Zeug.«
    Irgendwas stimmte nicht mit meinen Augen, es fühlte sich an, als hätte jemand Vaseline darauf geschmiert. Ich streckte die Hand nach dem Glas aus, bekam es aber nicht zu fassen. George drückte es mir in die Hand. Ich führte das Glas an den Mund und senkte dabei den Kopf, um es nicht zu verfehlen. Dann versuchte ich, Glas und Mund zusammen nach oben zu bringen, aber meine Koordination war im Eimer: Der Orangensaft lief mir über Wangen und Jackett. Ich schien mich wie in Zeitlupe zu bewegen, und meine Ohren rauschten wie ein Fluss, der Hochwasser führt. George kippte mir den restlichen Orangensaft in den Mund und warf dann das Glas weg. Es explodierte auf dem Marmorboden wie ein kleiner Sprengsatz.
    Mein Kopf war schwer wie Blei, ich hob ihn langsam, damit er nicht vom Hals fiel. George Halligans Gesicht, umflossen von Zigarrenrauch und Sonnenlicht, schien nur noch aus Furchen und Spalten zu bestehen: Ohne Lippen und Augen sah es aus wie eine grinsende Faust. Er beugte sich über mich. Ich roch den Zigarrenqualm in seinem sauren Atem, und mir drehte sich fast der Magen um. George Halligan lachte, dann schlug er mir einmal mit voller Wucht ins Gesicht, sodass ich vom Stuhl fiel.
    Er sagte etwas. Ich verstand nur das Wort »Orangensaft«, aber ich registrierte seinen Ton, hämisch und triumphierend zugleich, wie bei einem siegesgewissen Boxer. Ich hörte sein Lachen, ein schabendes Geräusch wie von einem kleinen Motor, der nicht anspringen will. Ich glaubte Leute kommen zu sehen, die viel kräftiger waren als Georges Ehefrauen. Die Marmorterrasse war kühl an meiner Wange, es war die andere, auf die George Halligan mich nicht geschlagen hatte. »Dem halte die andere Wange hin«, dachte ich und hätte es auch gesagt, wenn ich in der Lage gewesen wäre zu sprechen. Ich glaube allerdings, dass ich gelacht habe. Ein letztes Lachen, aber nicht der letzte Gedanke. Den löste der Geschmack nach billigem Parfum in meinem Mund aus: »Was immer er mir gegeben hat, war mit Puder verlängert.«
    * **
    Ich erwachte von lauten, lachenden Männerstimmen. Das Lachen ging in einen Schwall von Schimpfwörtern über und wurde dann zu einer Art leisem Grollen. Es roch nach Teeröl und Kerosin und dem abgestandenen, moschusartigen Geruch von Tabak, durchsetzt mit süßlichem Haschischduft.
    Ich lag auf einer Art Couch oder Sofa und war nicht gefesselt, weder an den Händen noch an den Füßen. Ich machte die Augen auf, zumindest das rechte – mit dem linken stimmte etwas nicht. Über mir wölbte sich eine Decke aus Holz. An den nackten Wänden hingen rostige Gartengeräte: Rechen, Sensen, Gartenscheren. Die Stimmen kamen vom anderen Ende des Raumes. Ich schaute nach rechts. Dort war eine Werkbank; Werkzeugkästen und Pappkartons voller Nägel, Schrauben, Bohrspitzen und anderen Utensilien standen darauf und darunter. An einer Tür neben der Werkbank lehnten ein langstieliger Vorschlaghammer und ein kaputter grüner Rasenmäher. Der Riegel der Tür war mit so vielen Schichten Teeröl und Harz überpinselt worden, dass er sich bestimmt nicht mehr bewegen ließ. Ich hoffte, dass es noch eine Tür gab, regte mich kurz über diesen blöden Gedanken auf und freute mich dann darüber: Immerhin bedeutete das, dass die Wirkung der Droge, die man mir gegeben hatte, nachließ. Ich hob den Kopf, um weiter in den Raum hinein zu sehen. Sofort fuhr mir ein stechender Schmerz durch die Nebenhöhlen. Meine Nase fing an zu laufen, und als ich sie abwischte,

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