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Edelmann und Satansfreund

Edelmann und Satansfreund

Titel: Edelmann und Satansfreund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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näher und näher.
    Schließlich fand Ernst die Sprache wieder. »Ja, schon gut, war auch nur ein Spaß.«
    »Ich weiß.« Sie sagte es so, daß jeder hören konnte, wie wenig Spaß es ihr bereitet hatte.
    »Soll ich mich entschuldigen?«
    »Nein.« Hilde ging weiter. Sie mußte noch drei andere Gäste passieren, um das Kopfende des Tisches und damit die unmittelbare Nähe des Mannes zu erreichen.
    Nägele fand keine Worte mehr. Nur sein Mund bewegte sich. Uber die Lippen zischte der scharfe Bieratem.
    Hilde zwängte sich am Rücken des letzten Gastes, der an der Ecke saß, vorbei und konzentrierte sich ganz und gar auf Ernst Nägele.
    Auch Charlie und ich griffen nicht ein. Die beiden Kellnerinnen und der Kellner, die hinter uns im Flur standen, ebenfalls nicht. Es war allein eine Sache zwischen Hilde und Nägele.
    In Griffweite stand sie vor ihm. Kalt schaute sie ihm in die Augen. »Das hast du toll gemacht, Ernst, super. Ich möchte mich auch auf meine Art und Weise bei dir bedanken.«
    Nägele wußte nicht, was er sagen sollte. »Aber… ahm… das ist doch nicht nötig. War ein Spaß.« Er merkte, daß er den Boden verlor und sich zum Gespött der anderen Gäste machte. Aber er sah auch keine Chance, sich aus dieser Lage zu befreien.
    Sein Blick drehte sich. Da saßen sie. Gierig starrten sie ihn an. Fette, schweißnasse Gesichter. Egal, ob sie nun zu einer Frau oder zu einem Mann gehörten. Sie alle hatten ihren Spaß, nur er nicht. Das verfluchte Gedicht. Hätte er es doch nicht aufgesagt.
    »Was ist denn, Ernst?«
    »Verdammt.« Die Stimme der Frau hatte ihn wieder in die Gegenwart zurückgerissen. »Nimm das doch nicht so ernst.«
    »Ich bedanke mich immer, Ernst.«
    Dann schlug sie zu. So schnell, daß kaum jemand sah, wie beide Arme zugleich in die Höhe zuckten und die flachen Hände von zwei verschiedenen Seiten auf die Wangen des Mannes zurasten. Sie klatschten dagegen. Jeder hörte dieses Geräusch. Ein Echo hallte durch das Gewölbe, und Ernst Nägele wimmerte tatsächlich auf wie ein angeschossenes Tier. Er stand auf dem Fleck, seine Wangen röteten sich. Dann stürzten Tränen aus den Augen, und er wankte zurück.
    Hilde blickte ihm nach. Er ging weiter. Näherte sich der Wand, in der sich plötzlich etwas tat. Dort erschien ein grüngelbes Licht, das zuckend hin und her tanzte.
    Er war da!
    Und dann ging alles blitzschnell!
    ***
    Charlie und ich hatten zugesehen. Während ich schwieg, war Charlie in seinem Element. Er hatte beide Hände zu Fäusten geballt. In seinen Augen lag ein wildes Leuchten. Er sprach nicht mit mir, sondern mit sich selbst.
    »Ja, gib es ihm, Hilde! Mach ihn fertig. Sorg mal dafür, daß er…«
    Seine Stimme verstummte, weil er sich verschluckt hatte. Hinter uns standen die Mitarbeiter und kicherten leise, denn sie hatten ihren Spaß.
    Es gab keinen unter ihnen, der Nägele die Niederlage nicht gegönnt hätte. Es war sehr still geworden. Die Gäste warteten auf das Dankeschön der Frau.
    Und das traf diesen Ernst Nägele mit einer vehementen Wucht. Zwei Schläge, die er nicht erwartet hatte. Er hatte sie hinnehmen müssen.
    Seine Wangen begannen sich sofort zu röten.
    Eine Zeitlang tat er nichts, als einfach nur stehenzubleiben und zu jammern Dann erwischte es ihn. Er sackte in die Knie und torkelte der Wand entgegen.
    In der sich etwas tat.
    Auch ich sah das Leuchten, das von einem völlig unnatürlichen Licht stammte. In meinem Kopf schrillte die Alarmsirene. Ich ärgerte mich darüber, Hilde nicht begleitet zu haben. So war ich zu weit weg, um dem Grauen früh genug Einhalt bieten zu können, denn Rudolf von Zavelsreuth erschien mit erhobenem Schwert aus dem geisterhaften Licht, um seine Welt zu verlassen.
    ***
    Auch Hilde sah den Ritter. Sogar überdeutlich, denn sie stand ihm am nächsten. Die anderen Gäste sahen ihn ebenfalls. Sie reagierten ebensowenig wie Hildegard von Zavelsreuth.
    Das waren genau die Sekunden, die sich so schrecklich lang hinzogen.
    Wo die Zeit plötzlich die Bedeutung verloren hat und der Mensch sich eingefroren fühlt.
    Es war zudem der Unglaube. Niemand hätte es je für möglich gehalten, daß es so etwas überhaupt gibt, denn das gehörte nicht ins richtige Leben, das spielte sich irgendwo anders ab, in einer anderen Zeit oder auf einer anderen Ebene.
    Aber in diesem Gewölbe trafen die Dinge zusammen, und es gab genügend Zeugen, die eine schreckliche Tat erlebten und sie so deutlich wahrnahmen, als wäre diese Tat in Sequenzen von

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