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Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition)

Titel: Edelsüß: Norma Tanns vierter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Kronenberg
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mit zwei Gläsern zurück. Beide verbarg er, die Stiele zwischen
die Finger haltend, in der Hand und füllte sie, ohne sie abzusetzen, großzügig mit
Rotwein auf.
    Sie schnupperte
an der rubinroten Flüssigkeit. »Spätburgunder? Von hier?«
    Er hob das
Glas und hielt es mit Kennerblick gegen die Sonne. »Ein ›Assmannshäuser Höllenberg‹
von 2005. Mit den wunderbaren Aromen von Brombeere, Bittermandel und Wildfrüchten.
Zum Wohl!«
    Sie benetzte
die Lippen. »Ich habe Ihr Auto unten nicht gesehen. Stattdessen einen Kleinwagen
mit Frankfurter Nummer.«
    Er behielt
sein falsches Lächeln bei. »Ein Leihwagen der Werkstatt. Mein Auto musste zur Inspektion.«
    »Dafür nehmen
Sie extra den Weg nach Frankfurt auf sich?«
    »Für meinen
Wagen sind mir die besten Mechaniker gerade gut genug. Trinken Sie, Frau Tann. Diesen
Wein darf man nicht stehenlassen.«
    »Das Bukett
riecht verlockend. Wenn Sie dazu vielleicht ein Glas Wasser hätten? Der Aufstieg
hat mich durstig gemacht.«
    Halvard
schaute bedauernd. »Die Wasserflaschen sind leer. Warten Sie, da ist noch eine Flasche
Kirschsaft.«
    Wieder verschwand
er im Häuschen, brauchte einen kurzen Moment und kehrte mit einer gefüllten Karaffe
und einem Weinglas zurück, das er wie zuvor mit der Hand verdeckte. Er schenkte
ein und reichte das Glas an Norma weiter. »Trinken Sie! Tut gut gegen den Durst.«
    Sie setzten
sich, mit einem halben Schritt Abstand zur Balkonkante, an den Tisch. Norma hatte
vor sich die beiden Gläser, deren Inhalt farblich kaum zu unterscheiden war. Halvard
hielt sein Glas in der Hand und trank in kleinen, genießerischen Schlucken.
    »Keine Medizintropfen
heute?«, fragte sie.
    »Wie bitte?«
    »Ihr Asthma!«
    »Ach, das
meinen Sie. Nein, mir geht es bestens hier oben.«
    Sie nippte
am Saft, der süß und schwer nach Kirsche schmeckte. Und eine Nuance seifig. Sie
fuhr herum und starrte auf die Hütte.
    »Was ist?«,
fragte er misstrauisch.
    Sie behielt
das Häuschen in Blick. »Ich dachte, ich hätte jemanden gehört. Womöglich einen Ihrer
Weinmagazinleser? Hören Sie! Da war es wieder.«
    »Ich weiß
nicht, was Sie meinen.«
    Zögernd
stand er auf und trat hinter die Hütte. Als er mit der Bemerkung, da sei niemand,
zurückkehrte, war das Saftglas bis zum letzten Tropfen und das Weinglas um ein Drittel
geleert.
    »Ich sehe,
es schmeckt Ihnen«, stellte er zufrieden fest.
    »Sehr lecker,
der Saft. Und erst der Wein! Ein herrlicher Tropfen.«
    Halvard
nahm wieder Platz. »Warum sind Sie hergekommen, Frau Tann? Was sollte das am Telefon
heißen: Es gehe um ein Riesenweinfass in Medzigs Keller. Und dessen ungeheuerlichen
Inhalt. Wieso ungeheuerlich? Was habe ich damit zu tun?«
    »Immerhin
haben Sie jahrelang für die Medzigs gearbeitet.«
    »Das ist
ein halbes Leben her. Was wollen Sie?«
    »Über Ewald
Medzigs letzte Stunde reden, zum Beispiel.«
    Er überging
die Frage und beobachtete sie abwartend. »Ist Ihnen nicht gut?«
    Sie legte
die Hand auf die Stirn. »Nur ein wenig schwindelig. Der anstrengende Weg in der
Hitze, ich hätte mir mehr Zeit lassen sollen.«
    »Noch einen
Wein?«
    »Lieber
nicht. Der Alkohol steigt mir in den Kopf.« Sie schlug die Hände vor das Gesicht.
»Entschuldigen Sie, ich weiß nicht, was mit mir los ist. Alles … dreht sich.«
    Sogleich
stand er neben ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Soll ich einen Arzt
rufen?«
    Sie stöhnte
und drückte eine Faust in den Bauch. »Wäre vielleicht besser. Aber wie soll er uns
finden?«
    Halvard
nahm sein Telefon hervor. »Ich rufe einen Freund an. Er ist Mediziner und kennt
sich hier oben aus. Verdammt, der Akku ist leer. Geben Sie mir Ihr Telefon, Frau
Tann!«
    Auffordernd
streckte er die Hand aus. Norma reagierte nicht. Sie hockte gekrümmt auf dem Stuhl
und presste die Fäuste gegen die Schläfen. Er wiederholte seine Bitte und gab keine
Ruhe, bis sie ihm ihr Telefon aushändigte. Sie schloss die Augen und hörte zu, wie
er telefonierte und ihre Symptome schilderte.
    Seine Stimme
erklang dicht neben ihr. »Mein Freund wird einer halben Stunde hier sein.«
    Sie blinzelte
und stützte sich mit den Ellenbogen auf der Tischplatte ab. »Reden wir über Ihre
Familie!«
    Sein Ton
wurde rauer. »Lassen Sie meine Frau und meinen Vater aus dem Spiel.«
    »Ich spreche
von Ihrer Mutter.«
    »Meine Mutter
ist tot.«
    »Ihre Adoptivmutter
ist verstorben. Ihre leibliche Mutter lebt und hat zurzeit großen Kummer. Einer
ihrer Söhne steht unter Mordverdacht.«
    »Wovon

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