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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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ultramoderne Datensilos und frei stehende Speicheranlagen.
    Je weiter seine Augen von der Mitte schweiften, desto unorganisierter wurde alles: Offenbar war Lizas Bedürfnis nach Raum zum Atmen schneller gewachsen als Silvers Vermögen, ihn ihr zur Verfügung zu stellen. Mauchly tadelte sich erneut: Er hätte das alles persönlich beaufsichtigen sollen, anstatt es allein unter Silvers Regie heranwachsen zu lassen.
    Die Angehörigen des Sicherheitstrupps - Sheldrake, der zerzauste Dorfman und die Techniker Lawson und Gilmore - waren inzwischen im Maschinenraum ausgeschwärmt und suchten sich, so vorsichtig wie Kinder in einem unbekannten Wald, einen Weg. Schon vom Zuschauen bekam Mauchly wieder einen Höhenkoller: Es war irgendwie unnatürlich, auf einer Wand dieses riesigen Raums zu hocken, der wiederum auf einem sechzigstöckigen Turm balancierte. Er eilte über den Laufsteg, stieg die Leiter hinunter und gesellte sich auf der Etage des Maschinenraums zu Sheldrake und Dorfman.
    »Was von Silver gehört?«, fragte Sheldrake.
    Mauchly schüttelte den Kopf.
    »Ich wusste zwar, dass er hier oben ’ne Serverfarm hat, aber so was habe ich nicht erwartet.« Sheldrake stieg mit der vorsichtigen Eleganz einer Katze über ein dickes schwarzes Kabel.
    Mauchly sagte nichts.
    »Vielleicht sollten wir einfach in seine Privaträume reingehen.«
    »Silver hat gesagt, wir sollen nicht weitergehen. Er will sich melden.«
    »Lash ist bei ihm. Gott weiß, wozu der Kerl ihn zwingt.«
    Sheldrake warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr. »Seit seinem Anruf sind zehn Minuten vergangen. Wir müssen handeln.«
    »Silvers Anweisung war eindeutig. Wir geben ihm noch fünf Minuten.« Mauchly wandte sich an Dorfman. »Beziehen Sie Stellung am Eingang. Die Verstärkung muss jeden Moment hier sein. Helfen Sie den Leuten durch die Barriere.«
    Irgendwo mittendrin ertönte plötzlich ein Rattern. Sie gingen auf das Geräusch zu, wobei sie sich durch die hohen Reihen der Server schoben. An einigen hing seitlich ein Klemmbrett - Papiere, die hastig gekritzelte Notizen in Silvers Handschrift zeigten. Die sie umgebenden Rechner erzeugten eine solche Mannigfaltigkeit von Ventilatorlärm, dass Mauchly fast das Gefühl hatte, in eine lebendige Maschinengemeinschaft einzudringen.
    Vor ihm war Sheldrake nun in eine heftige Konversation mit Lawson und Gilmore verwickelt. Gilmore, ein kleiner und übergewichtiger Bursche, beugte sich über seinen Palmtop.
    »Ich registriere heftige Aktivität im Hauptdatennetz, Sir«, sagte er gerade.
    »Im Hauptdatennetz selbst?«, mischte Mauchly sich ein. »Nicht an einzelnen Schnittstellen?«
    »Nur im Netz.«
    »Seit wann?«
    »Es ist seit einer Minute ausgelastet. Die Bandbreite ist heftig.
    So etwas habe ich noch nie gesehen.«
    »Wer ist der Initiator?«
    »Die Befehlsstelle, Sir.«
    Liza. Mauchly nickte Sheldrake zu, der sein Funkgerät zückte. »Sheldrake an Sicherheitszentrale.« Er wartete. »Sheldrake an Sicherheitszentrale. Melden.«
    Das Funkgerät knisterte und rauschte, und Sheldrake steckte es mit saurer Miene wieder ein. »Es liegt an dieser verdammten Ablenkplatte.«
    »Versuchen Sie’s mit dem Handy.« Mauchly wandte sich wieder Gilmore zu. »Wie hält das Netz das durch?«
    »Für diese Belastung ist es nicht ausgerüstet, Sir. Die Turmintegrität sinkt schon jetzt. Wenn es uns nicht gelingt, einen Teil der Last umzuleiten .«
    Wie als Antwort kam von unten her ein lauter Knall. Gleich darauf folgte ihm ein zweiter, der in dem hohlen Raum zahlreiche Echos warf. Danach ertönte ein Grollen, das so dumpf war, dass es fast unterhalb der Hörschwelle lag. Unter Mauchly fing der Boden an zu beben.
    Er wechselte rasch einen erschreckten Blick mit Sheldrake.
    Dann fuhr er herum und legte die Hände an seinen Mund.
    »Dorfman!«, rief er über den Maschinenpark hinweg. »Meldung!«
    »Es sind die Sicherungsplatten, Sir!«, antwortete Dorfman von der Einstiegsluke her. Seine Stimme klang schrill, doch ob er aufgeregt war oder sich fürchtete, vermochte Mauchly nicht zu sagen. »Sie schließen sich!«
    »Sie schließen sich? Irgendein Anzeichen von der Verstärkung?«
    »Nein, Sir! Ich verschwinde jetzt, bevor ...«
    »Sie bleiben in Position, Dorfman! Haben Sie gehört? Sie bleiben in Position ...«
    Mauchlys Worte wurden von einem gewaltigen Knall übertönt, der die schweren Maschinen in ihrer Umgebung erzittern ließ. Die Sicherungsplatten hatten sich geschlossen. Nun saßen sie oben im Eden-Turm in der

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