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Eden Inc.

Eden Inc.

Titel: Eden Inc. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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Dr. Alicto. Sie hatten den wahren Grund seines Bewerbung nicht gekannt. Doch auch das milderte sein Versagen nicht. Nun hatte er das Verfahren zwar durchlaufen, wusste aber noch immer nicht mehr über die Empfindungen der Wilners und Thorpes. Nur Dr. Alictos leise, honigsüße Stimme summte in seinem Kopf.
    Wenn Menschen schreckliche Dinge sehen, gehen sie manchmal nicht so damit um, wie es nötig wäre. Stattdessen vergraben sie sie in ihrem Inneren und versuchen, sie zu ignorieren. Doch in der Dunkelheit werden sie wieder lebendig und plagen sie pausenlos...
    Seit Lash andere Menschen analysierte und behandelte, hatte er es sorgfältig vermieden, den gleichen Scheinwerfer auch auf sich zu richten. Er vermied es, über das nachzudenken, was ihn antrieb oder zurückhielt. Er fragte sich auch nicht, ob seine Motive gut oder schlecht waren. Und doch waren sie jetzt, hier in der Finsternis, das Einzige, was ihm durch den Kopf ging.
    Gab es bei Ihrer früheren Tätigkeit irgendeinen Einsatz, der Ihren Entschluss zu kündigen beeinflusst hat? Ein Irrtum oder Lapsus Ihrerseits? Vielleicht etwas, das Auswirkungen auf Ihr Privatleben hatte?
    Lash stand auf und ging durch den Korridor ins Bad. Er schaltete das Licht ein, öffnete das Schränkchen unter dem Waschbecken und kniete sich hin. Dort, unter den Shampoo-Vorräten und Rasierklingenpäckchen, lag ein Kinderschuhkarton. Er packte ihn und nahm den Deckel ab. Die kleine Schachtel war zur Hälfte mit weißen Tabletten gefüllt: Seconal. Ein verständnisvoller Agentenkollege hatte sie vor Jahren bei einer Razzia im Landhaus eines Geldwäschers für ihn konfisziert. Als Lash in dieses Haus gezogen war, hatte er sie eigentlich die Toilette hinunterspülen wollen. Doch irgendwie war er nie dazu gekommen. Seitdem lagerten die fast vergessenen Schlaftabletten hier und bewohnten den finsteren Raum unter dem Waschbecken. Sie waren zwar drei Jahre alt, doch er war sich ziemlich sicher, dass sie noch wirksam waren. Lash nahm eine Hand voll und schaute sie an.
    Dann schüttete er sie in den Karton und schob ihn wieder ins Schränkchen. Die Tabletten würden ihn in die schlechte Zeit versetzen, in die Monaten kurz vor - und kurz nach - seinem Abschied vom FBI. In diese Zeit wollte er im Leben nie wieder zurückkehren.
    Lash stand auf, wusch sich die Hände und musterte sich im Spiegel.
    Seit er hierher gezogen war und die Praxis aufgemacht hatte, konnte er wieder schlafen. Er könnte diesen Fall morgen abgeben und seine regulären Sprechstunden wieder aufnehmen. Dann würde er auch wieder gut schlafen können.
    Und doch war ihm irgendwie klar, dass er das nicht tun würde. Denn auch jetzt sah er, wenn er in den Spiegel schaute, die gespenstischen Konturen Lewis Thorpes, der ihn durch die unscharfe Videoaufzeichnung ansah und immer, immer wieder die gleiche Frage stellte ... Warum?
    Lash trocknete sich die Hände ab. Dann kehrte er ins Schlafzimmer zurück, legte sich wieder hin und wartete. Nicht auf den Schlaf, denn der würde sich nicht einstellen. Er wartete einfach nur auf den Morgen.

 
15
    Als Lash am nächsten Morgen im zweiunddreißigsten Stock aus dem Aufzug trat, erwartete Mauchly ihn schon.
    »Hier entlang, bitte«, sagte er. »Was haben Sie über das Ehepaar Wilner in Erfahrung gebracht?«
    Er kommt gleich zur Sache, dachte Lash. »Übers Wochenende ist es mir gelungen, mit ihrem Hausarzt, mit Karen Wilners Bruder, John Wilners Mutter und einem Studienfreund zu sprechen, der im vergangenen Monat eine Woche bei ihnen zu Gast war. Es ist die gleiche Geschichte wie bei den Thorpes. Das Paar war, falls es so etwas überhaupt gibt, schon fast zu glücklich. Der Freund hat ausgesagt, er sei nur Zeuge einer einzigen Meinungsverschiedenheit gewesen. Doch die hat sich innerhalb einer Minute in Gelächter aufgelöst. Es ging um die Frage, welchen Film sie sich an einem bestimmten Abend anschauen wollten.«
    »Keine Hinweise auf einen Selbstmord?«
    »Keine.«
    »Hm.« Mauchly bugsierte Lash durch eine offene Tür in einen Raum, in dem ein Arbeiter mit weißem Kittel hinter einem Tresen wartete. Mauchly ergriff ein zusammengeheftetes Dokument, das auf dem Tresen lag, und händigte es Lash aus. »Unterschreiben Sie das bitte.«
    Lash blätterte das Dokument durch. »Sagen Sie bloß nicht, es ist schon wieder eine Schweigeverpflichtung. Ich hab schon mehr als genug von diesen Dingern unterschrieben.«
    »Damals wurde Ihnen nur allgemeines Wissen zugänglich gemacht. Das jetzt ist

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