Eden Inc.
Kontrollpunkte befinden sich auf den untersten Gebäudeebenen«, sagte Mauchly, als sie sich am Ende der Schlange anstellten. »Sie erleichtern den Zugang am Anfang und Ende des Arbeitstages.«
Als sich die Schlange langsam vorwärts bewegte, hatte Lash eine bessere Aussicht auf das, was hinter dem Glas lag: ein kurzer sechseckiger Korridor wie eine horizontale Wabe, hell erleuchtet. Und am anderen Ende wieder eine Glaswand. Als er sie musterte, glitt die nächstgelegene Wand auf; der Mann am Anfang der Schlange schritt hindurch. Die Wand schloss sich wieder.
»Sie haben doch keine mechanischen Gerätschaften bei sich, oder?«, fragte Mauchly. »Diktafon, PDA, so was in der Art?«
»Ich habe alles zu Hause gelassen, wie Sie es erbeten haben.«
»Gut. Folgen Sie mir einfach. Sobald die Wache Ihr Armband überprüft hat, passieren Sie langsam den Kontrollpunkt.«
Sie hatten den Anfang der Schlange erreicht. Zwei Wachen in beigefarbenen Overalls flankierten die Glaswand. Alles - die Wachen, die Kontrollstellen, das Armband, das gesamte Sammelsurium an Sicherheit - wirkte überdimensional groß. Dann fiel Lash ein, wie viele Steuern Eden im letzten Jahr gezahlt hatte. Und er erinnerte sich an Mauchlys Worte: Nur Geheimhaltung kann unser Unternehmen schützen. In unserer Branche gibt es zahllose Konkurrenten, die alles tun würden, um unsere Prüfverfahren, unsere Bewertungsalgorithmen und so weiter in die Finger zu kriegen.
Während Lash wartete, hielt Mauchly die linke Hand unter ein in die Wand eingebautes Lesegerät. Blaues Licht beleuchtete seine Haut; das Armband blitzte auf. Die Wand öffnete sich mit einem leisen Zischen. Mauchly trat in den hell erleuchteten Raum. Die erste Wand schloss sich, die zweite ging auf. Als Mauchly die Kammer durchquert hatte und beide Türen zu waren, winkten die Wächter Lash herbei.
Er hielt das Armband unter den Scanner und spürte, wie sein Gelenk sich unter dem Strahl erwärmte. Die Glaswand glitt beiseite, und er begab sich in die Kammer.
Die Wand hinter ihm schloss sich sofort. Das Licht im Inneren der Kontrollpunktkammer war so hell und wurde so gleißend von den weißen Oberflächen reflektiert, dass Lash nur vage aufnahm, dass die Wabenkammer aus mehr als nur bloßen Wänden bestand. Als er weiterging, nahm er aus den Wänden ragende Formen wahr. Sie waren im gleichen Weiß gestrichen wie die Umgebung und deswegen schwer zu unterscheiden. Er hörte ein leises Summen, wie das Schnurren eines Motors in der Ferne. Dies war mehr als ein Korridor - es war eine Rohrleitung, die zwei separate Türme miteinander verband.
Dann öffnete sich die Glaswand gegenüber, und er trat ins Freie. Ein einzelner Wächter erwartete ihn und nickte ihm zu, als er hinauskam. Lash erwiderte das Nicken und schaute sich neugierig um. Das »Zentrum« unterschied sich nicht besonders von jenem Eden, das er schon kannte. Er erblickte eine Menge Schilder: TELEFON A-E, ONLINE-ÜBERWACHUNG, DATENABGLEICH. In den Gängen waren Leute unterwegs, die sich leise unterhielten.
Mauchly stand an der Seite und erwartete ihn. Als sich die innere Glaswand hinter Lash schloss, trat er vor.
»Was soll das alles?« Lash deutete mit dem Kinn auf die Kammer, die er gerade passiert hatte.
»Das ist eine Abtastschleuse. Sie sorgt dafür, dass niemand etwas hier rein- oder rausbringt. Sämtliche Geräte, jegliche Software, Informationen, die ins Zentrum gehören, müssen auch dort bleiben.«
»Alles?«
»Alles bis auf einige penibel kontrollierte Datenströme.«
»Aber die ganze Datenverarbeitung findet doch hier statt, im Zentrum, nicht wahr? Hier muss es ja eine unerhörte Menge Zahlensalat geben.«
»Mehr, als Sie sich vorstellen könnten.« Mauchly deutete auf eine große Wandklappe. »Datenleitungen wie diese verbinden alle Zentrumszonen. Im Grunde handelt es sich um Kabelschächte, die sämtliche Systeme im Zentrum verbinden.«
Mauchly trat zur Seite und deutete auf eine Gestalt, die Lash bisher nicht aufgefallen war. »Das ist Tara Stapleton, unsere Chefin für Sicherheitstechnik. Solange Sie hier drin sind, wird Sie Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
Die Frau trat vor. »Tag, Dr. Lash«, sagte sie mit leiser, ruhiger Stimme und steckte die Hand aus.
Lash griff zu. Tara Stapleton war eine große Brünette mit ernsthaften Augen. Seiner Meinung nach konnte sie noch keine dreißig sein.
»Unser erster Halt ist dort drüben«, sagte Mauchly, als sie durch einen breiten Korridor schritten. »Tara
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