Eden Inc.
Abschlussberichte von Vogel und Alicto gelesen.«
»Ihr Dr. Alicto scheint einen persönlichen Groll gegen mich zu hegen.«
»Zweifellos muss Ihnen das so vorgekommen sein. Es liegt im Ermessen der Seniorbewerter, wie sie Befragungen vornehmen. Alicto gehört zu unseren besten Bewertern, aber er ist auch einer der unorthodoxesten. Jedenfalls war es keine echte Bewertung, da Sie ja kein Bewerber waren. Ich hoffe, das mindert Ihren Zorn ein wenig.«
»Gehen wir weiter.« Lash fühlte sich vor Tara Stapleton nicht ganz wohl bei der Analyse seines alles andere als prächtigen Auftritts.
Mauchly winkte ihn von der Galerie in einen langen, blass getönten Korridor, wo er schließlich vor einer schweren Stahltür stehen blieb. Sie war mit einem Warnpiktogramm und der Aufschrift RADIOLOGIE UND GENETIK III versehen. Auch diesmal öffnete Mauchly die Tür mit dem Armband. Dahinter breitete sich ein großer Raum voller grau gestrichener Spinde aus. »Blaumänner« für biomedizinische und andere Aufgaben hingen an Metallhaken. Die Wand gegenüber war aus durchsichtigem Plexiglas. Auf ihrer versiegelten Eingangspforte standen gleich mehrere Warnungen. Ein Schild besagte STERILE UMGEBUNG. STERILE KLEIDUNG VORGESCHRIEBEN. DANKE FÜR IHRE MITARBEIT.
Lash trat an das Plexiglas und schaute neugierig hindurch. Er sah vermummte Gestalten mit Handschuhen, die sich über eine Vielzahl komplizierter Gerätschaften beugten.
»Schaut aus wie ein DNA-Sequenzer«, sagte er und deutete auf eine besonders große Konsole in der Ecke gegenüber.
Mauchly trat neben ihn. »Es ist auch einer.«
»Was macht er hier?«
»Er ist Bestandteil unserer genetischen Analyse.«
»Ich verstehe nicht, was Genetik mit einer Partnervermittlung wie der Ihren zu tun hat.«
»Eigentlich ziemlich viel. Genetik gehört zu Edens sensibelsten Forschungsgebieten.«
Lash wartete neugierig ab. Die Stille wurde allmählich spürbar. Schließlich seufzte Mauchly.
»Wie Sie wissen, beschränkt sich unser Bewerbungsverfahren nicht auf die psychologische Auswertung. Bei der ersten ärztlichen Untersuchung werden alle Bewerber disqualifiziert, die bedeutende körperliche Probleme haben oder einen hohen Risikofaktor aufweisen.«
»Das erscheint mir ganz schön streng.«
»Überhaupt nicht. Wären Sie etwa scharf darauf, Ihrer Traumfrau zu begegnen, wenn sie schon ein Jahr später stirbt? Jedenfalls wird das Blut der Bewerber nach der ärztlichen Untersuchung - hier und in anderen Zentrumslaboratorien - auf vielerlei genetische Krankheiten hin untersucht. Wer eine genetische Veranlagung zu Alzheimer, Mukoviszidose, Chorea-Huntington und so weiter aufweist, wird ebenfalls disqualifiziert.«
»Gott im Himmel. Erfahren die Leute den Grund?«
»Nein, nicht direkt. Das könnte Rückschlüsse auf unsere Geschäftsgeheimnisse zulassen. Abgesehen davon sind Ablehnungen oft schon traumatisch genug. Warum dazu noch Ängste hinsichtlich einer Krankheit schüren, die möglicherweise erst - falls überhaupt - in vielen Jahren zu einem Problem wird und in jedem Fall unheilbar ist?«
Ja, warum?, dachte Lash.
»Aber das ist nur der Anfang. Wir setzen die Genetik meist dann ein, wenn es zum Abgleichungsprozess selbst kommt.«
Lashs Blick wanderte von Mauchly zu den sich geschäftig hinter der Plexiglaswand bewegenden Laborarbeitern. Dann schaute er Mauchly wieder an.
»Sie sind mit evolutionärer Psychologie zweifellos vertrauter als ich«, sagte Mauchly. »Und speziell mit der Theorie der Genverbreitung.«
Lash nickte. »Das Verlangen, seine Gene unter bestmöglichen Bedingungen an künftige Generationen weiterzugeben. Ein grundlegender Trieb.«
»Genau. Und bestmögliche Bedingungen< bedeutet in der Regel einen hohen Grad an genetischer Vielfalt. Techniker würden es vielleicht als Zunahme von Mischerbigkeit bezeichnen. Es trägt zur Sicherstellung starker, gesunder Nachkommen bei. Wenn ein Partner die für Cholera relativ anfällige Blutgruppe A und der andere B hat, was wiederum erhöhte Anfälligkeit für Typhus bedeutet, ist ihr Kind - mit der Blutgruppe AB - wahrscheinlich hoch resistent gegen beide Krankheiten.«
»Aber was hat das mit dem zu tun, das hier vor sich geht?«
»Wir bemühen uns, stets auf dem neuesten Forschungsstand der Molekularbiologie zu sein. Gegenwärtig beobachten wir mehrere Dutzend Gene, die die Wahl des idealen Gefährten beeinflussen.«
Lash schüttelte den Kopf. »Sie überraschen mich.«
»Ich bin kein Experte, Dr. Lash. Aber ein
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