Eden Inc.
dann nicht davon?«
Tara seufzte. Ihr Blick schweifte zum Gewölbe hoch über ihren Köpfen hinauf.
»Ich bin ganz Ohr. Es ist das Wenigste, was Sie tun können.«
Ihre Getränke wurden gebracht. Sie nippten und verfielen in ein kurzes Schweigen.
»Na schön«, sagte Tara. »Ich schätze, nichts spricht dagegen, dass Sie’s wissen dürfen.« Sie trank noch ein Schlückchen.
»Ich habe es erst gestern erfahren, als Mauchly anrief, um mir zu sagen, dass ich Ihre Kontaktfrau bin. Da hat er mir auch von dem Problem berichtet.«
Lash schwieg und hörte zu.
»Es ist halt so, dass Eden mir am letzten Samstag zugenickt hat.«
»Zugenickt?«
»So nennen wir die Benachrichtigung, wenn unser Ebenbild gefunden wurde.«
»Ihr Ebenbild? Bedeutet das, dass Sie ...?«: Lash hielt inne.
»Yeah. Ich war Bewerberin.«
Lash schaute sie an. »Ich dachte, Eden-Mitarbeiter dürfen sich nicht bewerben.«
»So war es bisher. Aber vor ein paar Monaten wurde ein Pilotprogramm für Angestellte gestartet - auf der Grundlage von Dienstalter und Leistung. Man kommt in einen Topf mit anderen Eden-Mitarbeitern, nicht in den allgemeinen.«
Lash trank einen Schluck. »Ich verstehe nicht, wozu diese Politik überhaupt notwendig war.«
»Die Seelenklempner im Stab haben sie vom ersten Tag an empfohlen. Sie haben sie als Oz-Effekt bezeichnet.«
»So nach dem Motto >die Drahtzieher hinter den Kulissen bleiben außen vor«
»Genau. Sie glaubten, Angestellte gäben keine erwünschten Bewerber ab. Weil wir nämlich zu viel darüber wissen, wie die Dinge hinter den Kulissen laufen. Sie glaubten, wir wären zynisch.« Tara beugte sich plötzlich vor, und ihr Gesicht vermittelte eine Intensität, die Lash bisher entgangen war.
»Aber Sie haben keine Ahnung, wie es Tag für Tag ist. Wenn man Menschen zusammenbringt. Wenn man hinter einem Einwegfenster im Dunkeln sitzt, Paare bei den Klassentreffen beobachtet, die darüber sprechen, wie wunderbar sich alles für sie ergeben hat. Dass Eden ihr Leben nicht nur verändert, sondern auch vervollkommnet hat. Wenn man schon jemanden hat und glücklich ist, dann kann man ja vielleicht rationalisieren. Aber wenn nicht .« Sie ließ den Satz unbeendet im Raum stehen.
»Sie haben Recht«, sagte Lash. »Ich weiß wirklich nicht, wie so was ist.«
»Ich habe das Schreiben das ganze Wochenende mit mir herumgeschleppt. Ich muss es hundertmal gelesen haben.
Mein Ebenbild ist Matt Bolan aus unserer Abteilung Biochemie. Ich bin ihm zwar nie begegnet, aber ich habe seinen Namen schon mal gehört. Man hat für kommenden Freitag ein Essen für uns arrangiert. In dem Lokal >One If By Land, Two If By Sea<.«
»Ist im Village. Hübscher Laden.«
»Besonders zu dieser Jahreszeit.« Taras Miene hellte sich kurz auf. Dann umwölkte sie sich wieder. »Dann habe ich gestern in der Früh Mauchlys Anruf erhalten. Er hat mir von den Superpaaren berichtet, von den Doppelselbstmorden.
Und er hat mich gefragt, ob ich so nett wäre, mich Ihrer anzunehmen.«
»Und?«
»Kurz bevor wir uns begegnet sind, habe ich eine E-Mail ans Bewerbungskomitee geschickt und meinen Namen aus der Liste zurückgezogen.«
»Was?«
Taras Augen blitzten auf. »Wie sollte ich denn mit meinem Wissen weitermachen? Und noch schlimmer: mit dem, was ich nicht weiß?«
»Was wollen Sie damit sagen? Dass das Bewerbungsverfahren fehlerhaft ist?«
»Ich weiß nicht, was ich sage!«, schrie sie. Die Frustration ließ ihre Stimme schneidend klingen. »Verstehen Sie denn nicht? Das Verfahren kann nicht fehlerhaft sein. Ich arbeite jeden Tag damit. Ich sehe, dass es pausenlos Wunder vollbringt.
Aber was ist dann mit den beiden Paaren passiert?«
Ihre Wut verschwand so schnell, wie sie gekommen war.
Tara ließ sich in den Sessel sinken. »Wie kann ich jetzt noch weitermachen? Wenn Eden überhaupt etwas wichtig ist, dann sind es lebenslange Beziehungen. Kann ich eine solche Beziehung aufnehmen - mit einem Geheimnis, das ich nie enthüllen kann?«
Die Frage stand im Raum. Tara hob ihr Glas.
»Nun wissen Sie’s«, sagte sie mit einem trockenen Lachen.
»Ich musste eine Menge verarbeiten. Sind Sie nun zufrieden?«
»Ich bin alles andere als zufrieden.«
»Bringen Sie die Angelegenheit bitte nicht mehr zur Sprache.
Dann geht’s mir bald besser.«
Der Kellner tauchte wieder auf. »Noch ’ne Runde?«
»Für mich nicht«, sagte Lash. Der Cocktail war bei seiner Müdigkeit vielleicht ein Fehler gewesen, vermutlich würde er auf halbem Weg nach
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