Eden Inc.
aufrechtzuerhalten.
»Das kommt darauf an.«
»Auf was?«
Statt zu antworten, musterte Mauchly kurz die Dokumente auf dem Tisch. »Als wir Sie vor dem Lokal antrafen, hat die Frau - wir haben sie inzwischen aufgrund Ihrer heute getätigten Telefonate als Sarah Louise Hunt identifiziert - Ihnen >mieser Freier< zugerufen. Auf was hat sie damit angespielt, Mr. Handerling?«
»Keine Ahnung.«
»Ich glaube vielmehr, dass Sie sehr wohl eine Ahnung haben.
Dass Sie es sogar ganz genau wissen.«
Lash sah, dass Tara, während Mauchly Handerling über den Tisch hinweg musterte, etwas auf einen Block kritzelte. Es war die übliche Vorgehensweise: Einer machte sich Notizen, der andere beobachtete die nonverbale Kommunikation des Verdächtigen: nervöse Gesten, Augenbewegungen und so weiter. Doch die meisten Verhörbeamten hatten es lieber, wenn sie dem Verdächtigen gegenübersaßen und ihm mit der Schnelligkeit eines Schnellfeuergewehrs die Fragen an den Kopf warfen. Mauchly war das genaue Gegenteil. Er ließ die Stille und die Ungewissheit für sich arbeiten.
Endlich rührte Mauchly sich. »Ich glaube nicht nur, dass Sie genau wissen, was sie damit gemeint hat, sondern dass eine ganze Reihe anderer es wahrscheinlich ebenfalls wissen.« Er musterte erneut die Dokumente. »Zum Beispiel Helen Malvolia. Karen Connors. Marjorie Silkwood. Und ein halbes Dutzend weitere.«
Handerling wurde aschfahl.
»Was haben alle diese Frauen gemeinsam, Mr. Handerling? Sie waren alle einmal Bewerberinnen bei Eden. Alle wurden aufgrund ihrer psychologischen Bewertung abgewiesen. Und alle aus den gleichen Gründen: geringes Selbstwertgefühl.
Sie waren Produkte kaputter Familien mit hohem Passivitätsfaktor. Mit anderen Worten: Frauen, die leichte Opfer sind.«
Mauchly sprach nun so leise, dass Lash sich anstrengen musste, um ihn zu verstehen.
»Diesen Frauen ist aber noch etwas anderes gemein. Sie haben sie alle in den letzten sechs Monaten angemacht. In einigen Fällen sind Sie mit Ihnen essen oder etwas trinken gegangen. In anderen Fällen ging es weit, sehr weit, darüber hinaus.«
Mauchly hob den schweren Stapel Dokumente plötzlich hoch und knallte ihn auf den Tisch. Die Aktion kam so unerwartet, dass Handerling auf seinem Stuhl hochfuhr.
Als Mauchly wieder das Wort ergriff, klang er gelassen. »Hier steht alles drin. Wir haben Aufzeichnungen über Ihre zu Hause und im Büro geführten Telefonate, Kreditkartenquittungen von Restaurants, Lokalen und Motels, abgefangene Daten vertraulicher Eden-Unterlagen, auf die Sie mit Ihrem Rechner zugegriffen hatten. Übrigens sind die Sicherheitslücken inzwischen gestopft, die Sie genutzt haben, um über die Sicherheitsgrenzen hinaus auf die Daten unserer Klienten zuzugreifen.« Mauchly veränderte seine Position. »Würden Sie uns angesichts all dieser Beweise vielleicht einer Antwort würdigen?«
Handerling schluckte gequält. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Seine Hände öffneten und schlossen sich gegen seinen Willen. »Ich möchte einen Anwalt«, sagte er.
»Mit Ihrer Unterschrift auf diesem Dokument haben Sie auf das Privileg einer Vertretung während interner Untersuchungen einer strafbaren Handlung verzichtet. Tatsache ist, dass Sie die Integrität dieses Unternehmens kompromittiert haben, Mr. Handerling. Aber das ist noch nicht alles. Sie haben nicht nur unser Vertrauen und das unserer Klienten missbraucht, Sie haben es auch noch auf die widerlichste Art und Weise getan, die man sich nur vorstellen kann. Nur der Gedanke, dass Sie sich bewusst die am leichtesten beeinflussbaren Opfer ausgesucht haben ... dass Sie Niederschriften durchschnüffelt haben, in denen sie ihre intimsten Hoffnungen und Träume, ihre intimsten Partnerschaftswünsche offenbaren, um sie dann eiskalt zur Befriedigung Ihrer krankhaften Begierden auszunutzen . Das ist eigentlich kaum vorstellbar.«
Eine gespannte Stille erfüllte den Raum.
Handerling befeuchtete seine trockenen Lippen. »Ich ...«, begann er. Dann verfiel er in Schweigen.
»Sobald unsere Arbeit hier beendet ist, werden wir Sie mitsamt den strafrechtlich relevanten Beweisen den Behörden übergeben.«
»Der Polizei?«, fragte Handerling jäh.
Mauchly schüttelte den Kopf. »Nein, Mr. Handerling. Den Bundesbehörden.«
Handerlings Miene verriet absoluten Unglauben.
»Eden hat ein Abkommen in Sachen Informationsaustausch mit bestimmten Regierungsbehörden geschlossen. Das wissen Sie doch. Einige der Daten, um die es hier geht, sind
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