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Eden Prophecy

Eden Prophecy

Titel: Eden Prophecy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Brown
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an.«
    »Die Parallelen sind nicht zu übersehen«, sagte sie. »Anscheinend wurden die Hüter des Gartens von der Außenwelt vollständig abgeschirmt. Sie wurden hier geboren, man erzählte ihnen, das sei die gesamte Welt, und zwang sie, ihr Leben hier zu verbringen. Sie bekamen Essen und Wein und andere Schätze, alles, was sich ein Mensch wünschen konnte, aber sie durften nie hinaus.«
    »Und so konnten sie niemandem erzählen, wo sich der Garten befand«, vermutete Hawker.
    »Genau.«
    »Bashir hat meinem Vater erzählt, die Schriftrolle wurde im Grab des ersten Hüters gefunden«, sagte Sonia. »Adam.«
    Sie sah sich um. »Allerdings weit entfernt von hier.«
    »In der Schriftrolle heißt es, eine der Wachen des Königs habe sie durch eine List dazu gebracht, den Garten zu verlassen«, erklärte Danielle. »Laut McCarter steht nirgendwo etwas über die Erkenntnis von Gut und Böse, aber sehr wohl etwas von der Erkenntnis einer größeren Welt.«
    »Und wenn sie den Garten verlassen und diese Erkenntnis gewinnen …?«, sagte Hawker.
    »Können sie nicht mehr nach Hause zurück«, sagte Danielle. »Sobald sie seinen Garten verlassen hatten, musste der König sie suchen und töten lassen, damit sie niemandem davon erzählen konnten.«
    »›Deshalb werdet ihr nun den Tod erleiden‹«, zitierte Hakwer aus der Genesis.
    Sie nickte. »Sie hatten das ewige Leben und alles, was sich ein Mensch wünschen konnte, und jetzt gab der König, der sie mit allem versorgt hatte, Befehl, sie zu töten. Leben im Garten, Tod außerhalb.«
    »Der König wird in dem Text also zu Gott«, sagte Hawker.
    »Zu einer anderen Art von Gott«, sagte Sonia.
    »Anders als der alttestamentarische Gott?«, fragte Danielle.
    »Nicht dem Namen nach«, antwortete sie. »Aber seinem Handeln nach. Wenn man die Genesis aufmerksam liest, erkennt man eine andere Figur als den allwissenden, allmächtigen Gott, der uns im Rest der Bibel begegnet. Er scheint oft von Dingen überrascht zu werden, etwa davon, dass die Schlange Adam und Eva austrickst. Manchmal wirkt er konfus oder sogar ängstlich. Nachdem Adam und Eva den Apfel gegessen haben, verstecken sie sich, und er weiß nicht, wo sie sind. Er verlangt, dass sie sich zeigen. Er weiß nicht, wer ihnen erzählt hat, dass sie nackt sind. Er fragt sie, ob sie von dem Baum gegessen haben, von dem zu essen er ihnen verboten hat. Und als sie es bejahen, fragt er, was sie dazu geführt hat, es zu tun.
    Religiöse Menschen werden sagen, so habe es Gott nicht gemeint«, fügte sie an. »Meist unmittelbar nachdem sie einem erklärt haben, man müsse die Bibel wörtlich nehmen, aber so steht es dort.«
    Hawker hatte ein merkwürdiges Gefühl. Auch wenn er den Garten Eden für eine Metapher hielt, gab es einen natürlichen Widerstand, wenn jemand die Bibel anders auslegte.
    »War Savi deshalb so aufgebracht, als ich es eine Metapher nannte?«, fragte er.
    »Sie hat gehofft, du würdest es so sehen wie wir«, antwortete Sonia.
    Im Nachhinein konnte er es so sehen. Er stimmte dieser Sicht nicht unbedingt zu, aber er war unvoreingenommen. Tatsächlich sprang ihm eine Tatsache ins Auge, über die er sich schon immer gewundert hatte: Wenn Adam und Eva die Menschen waren, von denen alle anderen abstammten, wie kam es dann, dass ihnen schon kurz nach Verlassen des Gartens andere Leute über den Weg liefen? Wenn überhaupt, dann schien dieser Umstand doch eine irdischere und andere Realität anzudeuten, eine die eher der Version der Schriftrolle entsprach. Menschen, die keine Kenntnis von der äußeren Welt hatten, mochten glauben, dass sie – und der König, der sie besuchen kam – die Einzigen waren, die existierten. Zumindest bis sie diese äußere Welt betraten und weiteren Menschen begegneten.
    »Habt ihr euch schon einmal gefragt, was passiert wäre, wenn Adam sich geweigert hätte, von dem Apfel zu essen, nachdem Eva abgebissen hatte?«, fragte Hawker. Er dachte, Eva könnte sich vielleicht allein von dieser Insel geschlichen haben und sei dann zurückgekehrt, um Adam von der Außenwelt zu erzählen. Und dann war Adam ebenfalls mitgegangen.
    »Oder wenn Eva sich getötet hätte wie Judas, ehe sie Adam in die Sache hineinzog«, sagte Sonia.
    In ihrer Stimme war ein seltsamer Tonfall, der durch das Echo unter dem Mauervorsprung noch seltsamer klang.
    »So oder so wäre Adam nachts schrecklich einsam gewesen«, sagte Danielle.
    Dem musste Hawker zustimmen. »Besser, mit Liebe zu sterben, als ohne sie zu

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