Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
Tagen.«
Travis schüttelte den Kopf.
»Ich muss dich wirklich sehen, Connor. Heute noch. Bitte! Du bist mein bester Freund. Und du weißt, dass ich dich nicht fragen würde, wenn es nicht wirklich wichtig wäre.«
Connor seufzte genervt. »Wir wollen aber gleich ins Kino. Der Film dauert mindestens bis zehn.«
»Sag ihm, er soll sich danach ein Taxi nehmen«, flüsterte Travis. »Und dass du es zahlst.«
»Nimm ein Taxi, Connor«, bat ich ihn. »Komm nach dem Kino zu Ryans Haus in der Trenoweth Lane. Ich zahle auch das Taxi.«
»Was ist da los, Eden?« Jetzt klang Connor beunruhigt.
»Bitte komm einfach, ja?« Ich legte all meine Verzweiflung in meine Stimme und legte dann hektisch auf.
»Braves Mädchen«, sagte Travis und schaute auf seine Armbanduhr. »Na gut, dann müssen wir noch ein paar Stündchen totschlagen. Also, ich hab übrigens Hunger. Wie sieht’s mit dir aus?«
»Ich hab keinen Hunger, und außerdem wird Miranda sich fragen, wo ich bleibe.«
»Gut, dann kümmern wir uns zuerst um Miranda.«
Travis nahm sein eigenes Handy und rief sie an.
»Hi, Baby!«, sagte er. »Ich hab noch jede Menge zu tun. Wahrscheinlich kann ich heute nicht mehr vorbeikommen. Aber wir sehen uns dann morgen, ja?«
Miranda schien etwas zu antworten, denn Travis hörte konzentriert zu. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich um Hilfe rufen sollte – der Schmerz in meinem Unterkiefer warnte mich jedoch vor den möglichen Folgen. Ich musste mir etwas anderes ausdenken.
»Ich hab übrigens gerade Eden getroffen«, sagte Travis jetzt munter. »Sie geht mit Connor und ein paar anderen Freunden ins Kino.«
Ich starrte ihn fassungslos an. Travis zwinkerte mir triumphierend zu.
»Sie hat mich gebeten, dir Bescheid zu sagen. Es wird wohl spät bei ihr. Also, Schatz, bis morgen dann. Ich liebe dich.« Travis legte auf.
»Wie kannst du so kaltblütig sein und Miranda vorgaukeln, dass du sie liebst? Wie kannst du jeden Tag zu uns kommen und so tun, als gehörtest du zur Familie?«
Travis zuckte gleichgültig die Schultern. »Ich bin neun Monate vor Ryan und den anderen hier angekommen. Neun Monate rumhängen und warten ist ziemlich ätzend. Ziemlich einsam, falls du verstehst, was ich meine. Na ja, da habe ich mir eben eine Freundin gesucht.«
»Hast du Miranda ausgewählt, weil sie die tollste Frau ist, die du dir vorstellen kannst, oder weil sie meine Tante ist?«
»Letzteres. Sonst wäre sie nur zweite Wahl. Ich hab kurz überlegt, ob ich Connors Mutter nehmen soll, aber irgendwie war sie dann doch nicht mein Typ.«
»Du bist so was von ekelhaft! Wie kannst du das jemandem antun – ihm die große Liebe vorgaukeln und ihn doch nur verarschen?«
»Ach, Eden, du bist so ein Baby«, sagte Travis sarkastisch und lachte hohl. »Du glaubst noch an wahre Liebe und den ganzen Scheiß. Irgendwann kapierst du auch noch, dass wir letztlich nur jemanden suchen, der uns nachts warm hält. So, jetzt reicht’s aber mit dem Liebesgelaber. Was willst du essen? Viel Auswahl haben wir nicht – der einzige Laden, der bis hierher in diese gottverlassene Einöde ausliefert, ist Perran Pizza . Ben hat netterweise den Flyer mit der Speisekarte beim Telefon liegen lassen. Such dir was aus, ich lade dich ein.«
Die Pizza kam um acht. Travis ging zur Tür, um zu bezahlen und die heißen Kartons entgegenzunehmen. Connor würde also frühestens in zwei Stunden hier auftauchen. Ob es uns zu zweit gelingen würde, Travis zu überwältigen? Ich hatte meine berechtigten Zweifel, nutzte aber die Gunst der Stunde und rief Connor noch einmal an.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, fragte der.
»Vergiss, was ich vorhin gesagt habe«, haspelte ich ohne Vorwarnung.
»Ja gut«, sagte Connor und zögerte einen Moment. »Du bist wirklich komisch, weißt du das?«
»Ich weiß. Tut mir leid. Irgendwann erkläre ich dir alles. Nur eines: Komm auf keinen Fall raus zu Ryans Haus, hast du verstanden?«
»Gut. Ich melde mich dann also in den nächsten Tagen.«
Ich legte auf und schob das Handy zurück in meine Tasche.
Keine Sekunde zu früh: Travis kam gerade mit zwei Kartons herein. »Vier Käse für dich und Dönerpizza für mich«, sagte er und stellte die Kartons auf den Couchtisch.
»Ich hole uns Teller«, sagte ich und stand auf.
Er versuchte nicht, mich aufzuhalten.
Eilig ging ich in die Küche und holte zwei Teller aus dem Schrank. Dann ging ich in Windeseile noch einmal alle Schränke durch und suchte nach etwas, das ich als Waffe
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