Eden und Orion - Lichtjahre zu dir
Klasse.«
»Wie bitte? Peg? Das ist doch ein Mädchenname! Peggy. Die Kurzform von Margaret.«
»Wie kann Peggy für Margaret stehen?«
Ich zog ratlos die Schultern hoch. »Da bin ich überfragt.«
»Peg ist ein Jungenname«, beharrte Ryan. »Die Kurzform von Pegasus.«
»Pegasus!« Ich kicherte.
»Wenn du das schon so witzig findest, dann sollte ich dir auf keinen Fall erzählen, wie ich richtig heiße.«
Ich drehte mich zur Seite, damit ich ihn ansehen konnte. »Wie? Ryan ist nicht dein echter Name?«
Er wiegte unentschlossen den Kopf hin und her. Es war ein halbes Nicken und ein halbes Kopfschütteln. »Doch, irgendwie schon. Dann aber auch wieder nicht«, orakelte er. »Mein Taufname ist Orion, nach dem Sternbild.«
»Orion«, wiederholte ich und starrte ihn an. »Schöner Name.«
»So nennt mich aber niemand. Nur meine Mutter, wenn sie sauer auf mich ist. Eigentlich sagt jeder Ry zu mir. Kinder nach Sternbildern zu benennen, ist im 22. Jahrhundert übrigens ziemlich in Mode.«
»Orion und Pegasus«, sagte ich lächelnd vor mich hin. »Und was ist mit Cassie?«
»Kassiopeia.«
Ich setzte mich auf und griff nach meinem Wasserglas. Unglaublich . »Und Ben?«
Ryan lachte. »Das ist die Kurzform von Benjamin. Nur weil es gerade Mode ist in meiner Zeit, heißt schließlich nicht jeder wie ein Stern oder ein Sternbild.«
Ryan setzte sich ebenfalls auf. Er streckte eine Hand aus und berührte meine Wange. Als seine warmen Finger langsam mein Gesicht entlangstrichen, setzten sie meine Haut in Brand.
»Nur du bist einzigartig«, sagte er leise. »Du heißt nicht wie ein Stern. Bei dir ist es gerade andersherum: Nach dir ist ein ganzer Planet benannt.«
Er sah mir in die Augen, und ich konnte mein Spiegelbild in seinen dunkelbraunen Pupillen erkennen. Jetzt umfing seine Hand mein Kinn. Ich hielt die Luft an.
»Orion«, sagte ich leise. Es war ein komisches Gefühl, ihn bei seinem richtigen Namen zu nennen.
Sein Atem auf meiner Haut war ein warmer Hauch. Doch plötzlich drehte er sich weg. Und mir schwante langsam, was hinter dem ganzen Hin und Her steckte. »Es gibt da jemanden im 22. Jahrhundert, stimmt’s?«, fragte ich. »Ein Mädchen.«
Er schüttelte den Kopf. »Definitiv nicht.«
»Aber warum …«
Ryan zögerte mit seiner Antwort. »Ich will es uns nicht noch schwerer machen, als es ohnehin schon ist«, flüsterte er dann. Seine Stimme klang belegt.
»Was soll das heißen?«
»Dass ich dich nicht küssen werde. Wie soll ich sonst morgen Abend abreisen?«
»Oh«, flüsterte ich. Ich verstand. Trotzdem war es hart, so brüsk abgelehnt zu werden.
Wenn er mich wirklich, wirklich gernhätte – wenn er mich so unbedingt küssen wollte wie ich ihn – würde er es einfach tun – zur Hölle mit seiner blöden Konsequenz. Wenn ich an seiner Stelle wäre – ich würde mich nicht derartig beherrschen können. Ich könnte ihn niemals einfach zurücklassen. Der einzige Grund, weshalb ich Ryan nicht anflehte, mich zu küssen und zu bleiben, war die düstere Gewissheit, dass er zu beidem Nein sagen würde.
»Als ich für diese Mission anheuerte, war ich überzeugt davon, dass dies der unglaublichste Nervenkitzel meines Lebens würde«, sagte Ryan ruhig. »Ich glaubte, dass ich ein Held werden und die Menschheit retten würde, dass ich ein paar coole Leute treffen und dann ganz sachlich wieder zurückgehen würde. Ich hielt das alles hier für die einfachste Sache der Welt. Dass ich mich verlieben könnte, lag außerhalb meines Vorstellungsbereichs, und ich habe keinen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass ich am Ende vielleicht nicht mehr zurückwollen könnte.«
»Gibt es keine Möglichkeit, dass du bleiben kannst?«, fragte ich atemlos.
Er sah mich traurig an. »Du kennst die Antwort.«
Natürlich kannte ich sie. Ich erinnerte mich noch an jedes Wort – was er über die Aufräumungsagenten gesagt hatte und ihre Aufgabe, sicherzustellen, dass die Mission nach Plan verlief und keiner der Teilnehmer gegen den Regelkodex beim Zeitreisen verstieß.
Ryan richtete sich schnell auf und holte ein kleines Silberkästchen aus seiner Hosentasche.
»Das ist jetzt genau der richtige Moment für dein Geschenk.«
Ich nahm das Kästchen und öffnete den Deckel.
Was würde er mir bloß schenken?
Auf einem Kissen aus weißer Baumwolle lag ein Schlüssel.
»Ähem. Danke«, stotterte ich verwirrt.
»Das ist mein Autoschlüssel«, erklärte Ryan. »Oder vielleicht sollte ich besser sagen: dein
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