Edgar Allan Poe - Das gesamte Werk
Humpen ohne bemerkbare üble Wirkung herunterschluckte, beschäftigte sich sofort und sehr verständig mit dem Plan zur Maskerade.
»Ich weiß nicht, was mich darauf brachte«, bemerkte er sehr ruhig, und als ob er nie in seinem Leben Wein getrunken hätte, »aber gerade, als Eure Majestät das Mädchen geschlagen und ihr den Wein ins Gesicht geschüttet hatten – gerade als Eure Majestät dies getan hatten, und der Papagei draußen vor dem Fenster dieses seltsame Geräusch machte, fiel mir etwas Großartiges ein. Es handelte sich um einen lustigen Gebrauch aus meiner Heimat, den wir dort bei unsern Maskeraden oft ausübten und der hier etwas ganz Neues sein wird. Unglücklicherweise gehören aber acht Personen dazu, und –«
»Das sind wir ja«, rief der König und lachte über seine scharfsinnige Entdeckung dieser Zufälligkeit. »Wir sind genau acht – ich und meine sieben Minister. Weiter, wie ist es mit dem Spaß?«
»Wir nennen ihn«, antwortete der Krüppel, »die acht aneinandergeketteten Orang-Utangs, und es gibt wirklich einen ausgezeichneten Spaß, wenn man die Sache richtig spielt.«
»Wir wollen sie schon spielen«, bemerkte der König, indem er sich in die Brust warf und seine Augen zusammenkniff.
»Der Haupteffekt bei dem Spaß«, fuhr Hoppfrosch fort, »liegt in dem Schreck, der dabei den Damen eingeflößt wird.«
»Großartig!« brüllten der König und seine Minister im Chor.
»Ich werde Sie als Orang-Utans verkleiden«, sagte der Zwerg weiter. »Sie können das mir überlassen. Die Ähnlichkeit soll so täuschend sein, daß die ganze Festgesellschaft Sie für richtige Tiere halten und natürlich in einen heillosen Schrecken geraten wird.«
»O, das wird eine prächtige Geschichte«, rief der König. »Hoppfrosch, ich werde einen Mann aus dir machen.«
»Die Ketten dienen dazu, durch ihr Klirren die Verwirrung zu steigern. Es soll aussehen, als seien Sie gemeinsam Ihren Wärtern entflohen. Eure Majestät können sich kaum den Eindruck vorstellen, den das plötzliche Erscheinen von acht aneinandergeketteten Orang-Utans in einer Maskengesellschaft macht, besonders, wenn die meisten sie für echte Bestien halten, die nun mit wilden Schreien durch eine Menge elegant und vornehm gekleideter Männer stürmen. Der Kontrast ist wundervoll.«
»Er muß es sein!« sagte der König und brach mit seinen Ministern auf, um Hoppfroschs Idee eiligst in die Wege zu setzen, denn es wurde langsam spät.
Die Art, wie der Zwerg die Gruppe als Orang-Utans verkleidete, war sehr einfach und doch sehr wirkungsvoll. Zu jener Zeit hatte man solche Tiere schwerlich schon einmal in einem zivilisierten Lande gesehen, und da die Verkleidung, die der Zwerg herrichtete, einen ziemlich bestialischen und jedenfalls furchterweckenden Eindruck erzielte, so hielt man ihr Aussehen für naturgetreu genug.
Zunächst wurden der König und seine Minister in enganliegende, baumwollene Hemden und Hosen gekleidet. Diese wurden dann mit Teer überstrichen. Einer von der Gruppe schlug jetzt das Ankleben von Federn vor, aber der Zwerg verstand es, diese Idee ihnen sofort auszureden, indem er sie alle acht durch den Augenschein davon überzeugte, daß nichts so sehr das Fell eines Orang-Utans vortäuschen könnte als Flachs. Dieses wurde also in dicken Lagen auf den Teer geklebt und dann eine lange Kette geholt. Diese wurde zuerst um die Taille des Königs geschlungen und fest verknotet, dann kamen die andern der Reihe nach daran, und als sie alle gefesselt waren, bildeten sie, wenn sie sich, soweit sie konnten, von einander stellten, einen großen Kreis. Um nun alles so natürlich wie möglich zu machen, befestigte Hoppfrosch die beiden Kettenenden noch kreuzweise als Durchmesser durch den Kreis, gerade so wie man heute in Borneo gefangene Schimpansen und andere große Affen fesselt. Der große Saal, in der die Maskerade stattfinden sollte, war rund gebaut und sehr hoch, und das Tageslicht konnte nur durch ein einziges Fenster oben in der Spitze hereinströmen. Bei Nacht – und für diese Zeit war ja der Raum eigentlich gebaut – wurde er in der Hauptsache durch einen großen Kronleuchter erhellt, der an einer Kette von der Mitte des Deckenfensters herabhing und, wie gewöhnlich bei solchen Lampen, durch ein Gegengewicht auswärts und abwärts gezogen werden konnte. Doch hatte man des besseren Aussehens halber dieses Gegengewicht außerhalb der Kuppel auf dem Dach angebracht.
Die Ausstattung des Raumes war der Oberaufsicht
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