Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)
er? Er hatte ihr erzählt, dass seine Träume von ihr erst begonnen hatten, nachdem er Luriella zum ersten Mal gesehen hatte. Nachdem er unter den Einfluss des Zauberers geraten war. Doch die Träume kamen nachts. Tagsüber konnte er sich kaum daran erinnern, dafür war Derdorans Zauber zu stark. Er hatte ihr versichert, dass alle Elfen sich nach einem Wahrtraum unverzüglich auf die Suche machten.
Träumte er auch heute Nacht von ihr? Sie wusste, dass sie sich diese Frage in den nächsten Nächten öfter stellen würde. Ob er noch an sie dachte, wenn er wieder daheim in seiner Welt war? Wie sah diese Welt aus?
Es war wie verhext. Obwohl sie im Laufe des Tages herauszufinden versucht hatte, wie es in der anderen Welt war, hatte sie nie eine Antwort darauf erhalten. Alles, was sie wusste, waren kleine Bruchteile, die an den meisten Stellen noch nicht einmal zusammenpassten.
Edorei seufzte leise und raschelte mit der Decke. Zoe lächelte traurig. Sie war schon immer vorsichtig gewesen, wenn es um Männer ging. Als ihre Freundinnen vom Märchenprinzen träumten, hatte sie gehofft, einfach jemanden zu finden, der zu ihr passte. Nun sah es allerdings so aus, dass eben diese Freundinnen sich mit dem begnügt hatten, was sie kriegen konnten und Zoe immer noch wartete. Selbst jetzt, da das Unglaubliche eingetreten war und sich hier tatsächlich ein Prinz aus einer unbekannten Welt aufhielt, war sie nicht überzeugt.
Es war gut, dass er kein weiteres Mal versucht hatte, sie zu küssen. Es war gut, dass sie standhaft geblieben war. Sie drehte sich mit dem Gesicht zur Wand und schloss die Augen. Morgen wollte sie gleich um acht im Supermarkt sein. Je eher sie den Wichten besorgte, was sie brauchten, umso schneller konnten sie in ihre Welt zurückkehren und Zoes Leben würde wieder in normalen Bahnen laufen. So nett die Gesellschaft der Wichte war, sie gehörten einfach nicht hierher. Sie nicht und Edorei auch nicht.
5. Die Tochter des Zauberers
Zoe duschte lange. Dann schlüpfte sie in eine enge Jeans und ein frisches Shirt. Das Shirt war neu, mit einem raffinierten Ausschnitt und die Farbe passte gut zu ihren grünen Augen. Die Haare steckte sie hoch und zupfte sich einige Locken in die Stirn, die sie lässig hinter das linke Ohr strich. Es hatte keinen Sinn es zu leugnen. Sie wollte für Edorei hübsch sein. Obwohl, nach den Klamotten zu urteilen, die er trug, war er prächtigere Kleidung als Jeans und Shirt gewohnt, aber in einer mittelalterlichen Robe konnte sie schlecht zum Supermarkt fahren.
Herdis hatte aus den verbleibenden Pfefferkörnern noch einige Tropfen Essenz gewonnen und sie Edorei gleich nach dem Aufstehen zum trinken gegeben. Beim Frühstück blieb Edorei dennoch wortkarg. Ab und an, wenn sie es wagte, ihn anzusehen, begegnete sie seinem Blick. Traurigkeit lag darin, Zärtlichkeit. Er hatte nicht behauptet, dass er sie liebte, (das hätte sie ihm ohnehin nicht geglaubt) aber in seinen Augen lag Zuneigung. Wenn sich ihre Blicke aneinander festsaugten, ging ihr dies unter die Haut. Warum konnte er nicht einfach der nette Kerl von nebenan sein? Weil nette Kerle niemals so gut aussehen, antwortete sie sich selbst.
Schließlich beendete sie diese Gefühlsachterbahn, schlüpfte in ihre Schuhe, griff nach der Handtasche und lief zum Auto.
An einem freien Tag war sie gewiss noch nie um diese Uhrzeit auf der Straße gewesen. Noch nie!
Um den Supermarkt zu erreichen, in den sie die meiste Hoffnung setzte, musste sie fünfzehn Minuten Autofahrt in Kauf nehmen.
Es wurden fünfundzwanzig Minuten, denn die halbe Stadt war auf den Straßen. Berufsverkehr. Schließlich stand Zoe vor dem Gewürzregal. Es gab weißen Pfeffer, gemahlen und als Korn. Schwarzen Pfeffer gemahlen und als Korn. Bunten Pfeffer in der Mühle und im Beutel. Ansonsten nur getrocknete Kräuter, die aber in rauen Mengen.
Unverrichteter Dinge setzte sie sich ins Auto. Wo war der nächste Feinkostladen? Zoe kratzte sich ratlos die Stirn. Feinkost war nicht gerade das, wovon sie sich normalerweise ernährte.
An jedem Landen, an dem sie vorbei kam, blieb sie stehen. Es gab Käse mit grünem Pfeffer, es gab Wurst mit grünem Pfeffer, aber nur die Körner gab es nirgendwo. Der Vormittag war schon fast um, da entdeckte Zoe einen kleinen versteckten Bio- Laden.
An der Kasse saß ein älterer Mann.
„Führen Sie grünen Pfeffer?“, fragte Zoe und erwartete ein Achselzucken oder ein Kopfschütteln.
„Dort hinten bei den Gewürzen, ich habe ihn
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