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Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)

Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition)

Titel: Edorei und die Tochter des Zauberers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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mich das was angeht. Du hast hier nichts zu suchen. Das ist Hausfriedensbruch. Ich rufe die Polizei, dann kannst du denen erklären, wie du in diesem Aufzug in meine Wohnung kommst“, sagte sie kalt und musterte abfällig das bodenlange, durchsichtige Gewand. Ein großzügiger Ausschnitt betonte die wohlgeformte Brust der anderen und Zoe hoffte, dass sie ihre Drohung nicht wahr machen musste. Zweifellos würde das der aufregendste Auftrag für die Polizei an diesem Tag.
    Das Mädchen streckte das Kinn vor. „Versuchs doch!“ zischte sie herausfordernd.
    „Du landest bei den Irren im Irrenhaus, Mädchen. Nur dort tragen die Insassen solche Gewänder, damit sie nichts darunter verstecken können“, bluffte Zoe. „Ich weiß das, ich gebe ihnen täglich ihre Beruhigungsspritzen“, fügte sie hinzu, als sie merkte, dass die eingebildete Pute nun prüfend an sich hinabsah.
    „Dieses Gewand hat mir mein Vater für die Hochzeitsnacht anfertigen lassen“, erwiderte sie empört.
    Ach ne, dachte Zoe und wusste endlich, wen sie vor sich hatte.
    „Luriella! Du bist in der falschen Welt gestrandet. Geh nach Hause.“
    „Aber …“ Die Tochter des Zauberers schob ihre Unterlippe schmollend vor. „Nein! Nein, nein, nein.“ Plötzlich kniff sie die Augen zusammen. „Woher kennst du meinen Namen?“
    Die Wahrheit war jetzt nicht angebracht. Wenn Luriella hierher kommen konnte, konnte sie möglicherweise auch wieder zurück. Und Zoe musste mit. Sie musste Edorei finden! Und Krazug und Brendas.
    „Weißt du nicht, wo du bist?“ zischte sie. „Natürlich kenne ich deinen Namen. Und ich weiß genau, was du für eine bist!“
    „Was ich für eine bin?“, rief Luriella entsetzt.
    „Ja, was du für eine bist.“ Langsam begann das Spiel, Zoe Spaß zu bereiten.
    „Aber, was für eine bin ich denn?“
    Wir haben wohl ein kleines Problem mit dem Selbstbewusstsein, freute sich Zoe in sich hinein. „Sieh dich doch an. Du verlässt das Haus in einem ... Nachtgewand, das bei uns nur Irre tragen.“ Sie seufzte theatralisch. „Aber von der Tochter eines Zauberers kann man wohl nichts anderes erwarten …“
    „Du weißt gar nichts“, schmollte Luriella.
    Zoe zog eine Augenbraue nach oben. „Wollen wir wetten? Dein Vater sagt dir, was du anziehen sollst. In deiner Hochzeitsnacht! Einen passenden Bräutigam hat er dir auch ins Bett gelegt. Was willst du hier alleine, ohne seine Hilfe anfangen. Wenn dich jemand sieht, wirst du deines Lebens nicht mehr froh.“ Reichte das, um sie zu zerstören? „Los! Ich bring dich nach Hause. Dort bist du sicher.“
    „Nein!“, rief Luriella. Ihre Stimme überschlug sich.
    Zoe stöhnte innerlich. Luriella war ein harter Brocken. Aber die Zeit drängte. Sie musste Edorei finden, bevor es zu spät war.

6. Der Plan
    Andererseits … solange Luriella hier war, konnte Derdoran sie nicht mit Edorei verheiraten. Und, dass sie hier war, war sicher nicht im Sinne des Zauberers. Wenn also Herdis durch das Tor schlüpfte und Edorei den Zaubertrank brachte …
    „Weiß dein Vater, dass du hier bist?“
    „Nein“, gestand Luriella kleinlaut.
    Bingo. „Wann musst du zurück sein?“
    „Pah“, fauchte Luriella und musterte Zoe misstrauisch.
    „Wann?“ bohrte Zoe.
    „Die Hochzeit ist morgen. Aber…“ Sie drehte unschlüssig den Ring an ihrem Finger. Plötzlich zog sie die Augenbrauen zusammen, fasste an ihr Kleid und sagte: „Mir gefällt dieses Gewand überhaupt nicht. Aber Vater behauptet, dass Männer sowas mögen?“
    Damit lag der alte Zauberer wahrscheinlich gar nicht mal so falsch, aber so wie Luriella aussah, konnte sie anziehen, was sie wollte und die Männer würden ihr in Scharen nachlaufen.
    Sie war sehr groß, dabei unglaublich schlank, trotzdem mit wohl proportionierten, weiblichen Rundungen ausgestattet. Ihre Haare, feuerrot und lang, die Augen wirkten geheimnisvoll, arrogant und hilfsbedürftig zugleich. Dann die hohen Wangenknochen, die Porzellanhaut … Luriella sah aus wie ein Model.
    Die Tochter des Zauberers seufzte, und unterbrach damit Zoes Gedanken.
    „Ich wollte ihm sagen, dass ich das morgen nicht anziehen werde. Aber er war nicht in seinem Zimmer. Die Tür war offen und da war dies Tor. Es schimmerte noch. Ich ging darauf zu und da sah ich diese Wohnung. Ich wollte schon immer wissen, wie diese andere Welt so ist.“
    „Wo ist das Tor?“, fragte Zoe gehetzt.
    „Da“, Luriella machte eine undefinierbare Handbewegung in den Flur. „Es hat sich wieder

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