EduAction: Wir machen Schule (German Edition)
Licht, und zwar jeweils nicht einfach aus einer Sichtweise, sondern immer aus unterschiedlichen Perspektiven und Lehrmeinungen.
Ein Jahr lang intensive Auseinandersetzung mit einer beträchtlichen Anzahl von grundlegenden Begriffen pflanzt in die Herzen und Köpfe aller Lernenden ein lebenslanges Interesse an der Bedeutung von Begriffen und einen sorgsamen und sehr bewussten Umgang mit Sprache und Begriffen. Die Ausdrucksfähigkeit wird erhöht, aber auch die Genauigkeit und Virtuosität des Denkens. Besucher der FUNDAEC-Schulen wundern sich immer wieder, wie sicher, selbstbewusst, präzise, strukturiert und sprachgewandt die Schüler bei ihren Präsentationen auftreten.
In den Industrieländern ist das Eindringen in die Tiefen unserer zentralen Begriffe in der Regel erst den Hochschulen vorbehalten, und dann auch nur in der jeweiligen Fachdisziplin, für die man sich entschieden hat. Warum begreifen wir nicht die Metalernfunktion unserer Begriffe und verwenden nicht viel früher viel mehr Zeit darauf, den Umgang mit ihnen zur Meisterschaft zu treiben? Das vermeintlich langsamere Lerntempo, das mit einer intensiven Beschäftigung mit Schlüsselbegriffen verbunden ist, zahlt sich in kürzester Zeit in einer deutlichen Verbesserung der Auffassungsgabe aus, und dies weit über die Schulzeit hinaus. Das intensive Eindringen in die Bedeutung von Begriffen trainiert schließlich auch die Fähigkeit, mentale Modelle zu erkennen und damit umzugehen.
Ab dem dritten Jahrgang lernen die FUNDAEC-Schüler, ihr Wissen in zunächst sehr kleinen und mit der Zeit behutsam komplexer werdenden Projekten umzusetzen, in Projekten, die dem Wohlergehen der Dorfgemeinde dienen. So werden die Kinder frühzeitig schrittweise und systematisch in die Erfahrung geführt, dass Wissen und damit Lernen einen praktischen Nutzen hat. Sie werden kleine Projektmanager und Entwicklungshelfer, und sie übernehmen sogar unternehmerische Verantwortung.
Was ist befriedigender und sinnstiftender, als die Früchte der eigenen Bemühungen zu sehen? Warum enthalten wir ausgerechnet unseren Kindern diese für jeden Menschen so existenziell wichtige Lebenserfahrung in der praktischen Anwendung ihres Wissens so lange vor und muten ihnen jahrelange Vertröstungen für die konkrete Übernahme von Verantwortung zu? Warum wechseln wir nicht endlich wieder von dem programmatischen »Lernen für das Leben« zum selbstverständlichen »Lernen im Leben und mit dem Leben und unmittelbar für das Leben«? Ein Lern prozess, der die Anwendung des Gelernten auf ein Irgendwann im Erwachsenenleben vertröstet, mutet Kindern und Jugendlichen eine sehr demotivierende Abstraktionsleistung zu und enthält ihnen die so natürliche und motivierende Freude der erfolgreichen praktischen Umsetzung und Nutzung des Gelernten vor.
Mit der Möglichkeit, Beiträge zu geben zum Wohlergehen der Familie und zum Fortschritt der Gemeinschaft, erhält Gelerntes erst die Dimension von Sinn. Dadurch, dass das Gelernte permanent im Sinne einer Verbesserung des Gemeinschaftslebens in praktische Anwendung überführt wird, erlangen die FUNDAEC-Schüler hohe Achtung in der Gemeinde, ein hohes Selbstwertgefühl, ein starkes Sinn- und Gemeinschaftsgefühl, erleben viel Lebensbezug und ein starkes Gefühl von Verantwortung. Und all dies sind die besten Treiber für ganzheitliche Lernprozesse und ganzheitliche Lernerfolge. Die FUNDAEC-Schulen ebenso wie die Evangelische Schule Berlin Zentrum geben keine der Qualitäten unserer heutigen Schulen auf, ergänzen sie jedoch um viele zusätzliche Qualitäten.
Bildung neu erfinden: Das Education Innovation Lab
Beispiele wie Kolumbien, die esbz und andere sich entwickelnde Schulen führen uns nun zu der Frage, wie und ob uns die Verwandlung unseres heutigen Bildungssystems in ein Potenzialentfaltungssystem gelingen kann. Wie können wir Education zu EduAction umgestalten?
Viele Wege zu Reformen im Bildungssektor sind bereits beschritten, von der aktiven Teilnahme am bildungspolitischen Diskurs zu zukunftstauglichen Schulformen über die Gründung von Reformschulen bis zu Initiativen, die sich der Behebung konkreter Defizite im Bildungswesen verschrieben haben. Im Sommer 2011 fanden sich einige Akteure zusammen, die über die Bündelung bis heriger Ansätze und über neue, flankierende wirksame Ansätze nachdenken wollten. Auf Initiative des Genisis Instituts gründete sich an der Humboldt-Viadrina School of Governance das Education Innovation Lab.
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