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EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

EduAction: Wir machen Schule (German Edition)

Titel: EduAction: Wir machen Schule (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margret Rasfeld , Peter Spiegel
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das zu Lernende unmittelbar wieder an andere weitergibt? Die Tutoren der Potenzialentfaltungsschulen nutzen diese simple Erkenntnis und eignen sich dadurch den Lehrstoff viel schneller und sicherer an als ihre Kollegen an den pädagogischen Hochschulen der meisten »entwickelten« Länder. Und sie treten gleichzeitig noch drei Jahre früher ins Berufsleben ein. Sie alle haben zudem die Möglichkeit, ihre in der Praxis erfahrenen Defizite und Probleme bei der Umsetzung der didaktischen und kommunikativen Konzepte im Kreise der Hochschuldozenten und der anderen Tutoren-Studenten aufzuarbeiten. Auf diese Weise erhalten sie qualifiziertes Feedback, das sie weiterbringt und vor Dauerfrustrationen im Berufsalltag schützt. Nicht umsonst zeichnen sich diese Lehrer durch eine hohe Zufriedenheit und Selbstsicherheit aus. Auf diese Weise baute FUNDAEC das vielleicht effektivste und flexibelste Lehrerausbildungssystem der Welt auf.
    Warum sollen Lehrer dadurch besser werden, dass sie ihre Eignung in der Praxis erst dann unter Beweis stellen müssen, wenn sie die lebenslängliche Erlaubnis zur Ausübung dieses Berufes erlangt haben? Wir sollten unser System der Lehrerausbildung angesichts der Erfahrungen aus Kolumbien überdenken.
    Viele Schüler wechseln nach Abschluss ihrer Ausbildung selbst in die Rolle von Tutoren. So multipliziert sich das System besonders schnell und effektiv. Wer selbst auch lehrt, lernt noch besser und schneller. Das Bildungssystem von FUNDAEC baut so konsequent wie kein anderes auf dem tutorialen Lernen auf – und das mit sensationellem Ergebnis: Die Absolventen der ländlichen Potenzialentfaltungsschulen sind ihren gleichaltrigen Kollegen in den Gymnasien der Städte in nahezu jeder Hinsicht überlegen, vermeldet das kolumbianische Bildungsministerium.
Die Schüler stehen im Mittelpunkt
     
    Die Schüler aus den Dörfern müssen nicht in entfernte Städte reisen, um eine Schule besuchen zu können, die Schule kommt zu den Schülern ins Dorf. Sobald sich eine Gruppe von zehn bis fünfzehn Lernwilligen findet, organisiert FUNDAEC die notwendigen Tutoren, und der Unterricht kann beginnen. Da die Lerngruppen meist nicht größer sind, ist auch kein eigenes Schulgebäude erforderlich. Räumlichkeiten für Gruppen dieser Größe finden sich in jedem Dorf, und oft kann der Unterricht auch im Freien stattfinden. Die Schüler einer Studiengruppe beraten, in welchem Rhythmus und zu welchen Zeiten sie sich zum Unterricht treffen möchten – vorgegeben ist lediglich das Gesamtpensum –, und die Tutoren müssen sich nach dem verabredeten Zeitplan richten. Auf diese Weise erlangt dieses Schulsystem eine hohe Flexibilität, stellt eine unmittelbare Integration mitten im Dorfleben sicher und spart nebenbei noch sehr viel Geld. Selbst die Labors sind mobil und werden in Koffern transportiert.
Der Metalehrplan für das Lernen des Lernens
     
    In der sechsjährigen Ausbildung steht in jeder Jahrgangsstufe eine andere Metalerndisziplin für das Lernen des Lernens im Vordergrund.
    Im ersten Jahrgang, der der 7. Klasse entspricht, ist es die Metalerndisziplin des Fragenstellens. In allen Fächern werden die inhaltlichen Lernschritte intensiv mit dem Formulieren von Fragen verbunden. Wer ein Jahr lang Fragenstellen gelernt hat, von den grundlegenden Sinnfragen des Lebens bis zum Wie und Warum von technischen Zusammenhängen, dem ist Neugier zur alles treibenden Kerneigenschaft geworden. Wer genügend Fragen in seinem Kopf bewegt, den führt eine Frage zur nächsten, und für ihn wird Motivation selbstverständlich. Fragen sind der Grundschlüssel zum Lernen. Diese Weisheit lehren alle Philosophien aller Zeiten und Kulturen. Warum also gibt es in unseren Schulen kein fächerübergreifendes Konzept, in dem alles Lernen von inhaltlichem Stoff mit dem Einstieg über Fragen beginnt?
    Ab einer bestimmten Intensität führt die Kunst des Fragenstellens automatisch auch zur Herausbildung eines systemisch-ganzheitlichen Denkens, denn fortwährendes fragendes Kreisen um ein bestimmtes Thema führt geradewegs zu der Erkenntnis, dass es mehrere »richtige« und weiterführende Blickwinkel und Antworten geben kann und gibt. Das Metalernen des Fragens ist gleichzeitig ein Weg zur Kompetenz im Teamlernen, denn die Fragen richten sich immer in die Gemeinschaft.
    Im zweiten Jahrgang folgt die Metalerndisziplin der Beschäftigung mit der Bedeutung der Begriffe. Was meint Natur, was bedeutet Gemeinschaft, was ist Solidarität, Atom oder

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