Effington 06 - Verborgene Verheissung
ihr in die Augen. »Bitte, nennen Sie mich Adrian; immerhin sind wir eine Familie.«
»Aber natürlich«, murmelte sie. Er ähnelte seiner Schwester, doch die Gesichtszüge, die bei einer Frau unattraktiv wirkten, sahen in der männlichen Version sehr gut aus. Sie entzog ihm ihre Hand und lächelte freundlich. »Ich muss schon sagen, Ihr Besuch kommt überraschend.«
Berkley schnaubte, dann hustete er entschuldigend.
»Ich bitte um Vergebung für die späte Stunde. Ich bin erst kürzlich nach England zurückgekehrt und ...« Townsend blickte zu Marcus.
»Gwen«, sagte Marcus kühl. »Lord Townsend ist wegen der Mädchen hier.«
Ihr Herzschlag setzte aus. »Was ist mit ihnen?«
Marcus' Gesichtsausdruck war sachlich, doch sie sah die Beunruhigung in seinen Augen. »Es gibt offenbar ein Problem mit der Vormundschaft.«
Sie folgte dem Beispiel ihres Mannes und zwang sich zur Ruhe. Im Geiste schob sie den Gedanken fort, dass Albert dieses eine Mal Recht gehabt hatte. »Was für ein Problem?«
»Er glaubt offenbar, er sollte der Vormund der Mädchen sein«, platzte Berkley heraus. Er zuckte zusammen. »Entschuldigung, ich wollte nicht ...«
»Ich verstehe.« Ihr gleichmütiger Tonfall strafte ihren inneren Aufruhr Lügen. »Und warum ist das so, mein Herr?«
»Adrian, bitte.« Immerhin wirkte Townsend unbehaglich. »Mir ist zu Ohren gekommen, Cousine - darf ich Sie Gwendolyn nennen?«
»Nein, dürfen Sie nicht«, erwiderte sie ohne nachzudenken. Sie ignorierte Marcus' warnende Blicke.
»Sehr wohl.« Townsend nickte. »Lady Pennington, als ich nach Hause zurückkehrte, berichtete meine Schwester mir, Sie hätten Ihre Nichten zu sich genommen. Zunächst dachte ich, das habe seine Richtigkeit. Sie sind ihre nächste lebende Verwandte.«
»Das bin ich.«
»Inzwischen habe ich allerdings neue Informationen erhalten. Daher glaube ich nun, dass es für die Kinder das Beste ist«, Townsend holte tief Luft, »wenn ich sie zu mir nehme.«
»Nein«, gab sie ohne Zögern zurück. »Auf keinen Fall.«
»Was für neue Informationen sind das?«, erkundigte sich Marcus.
Townsend zögerte. »Die Loring-Mädchen sind die Erbinnen eines beträchtlichen Vermögens. Als Familienoberhaupt bin ich in der besten Position, ihre Finanzen zu überblicken sowie eine angemessene Erziehung zu gewährleisten.«
»Mit Ihnen und Ihrer Schwester?« Gwen sah ihn vernichtend an. »Sie mag die Mädchen doch gar nicht. Wie können Sie nur glauben, dass es das Beste für die Kinder wäre, an einem Ort aufzuwachsen, wo sie nicht erwünscht sind?«
»Gwen.« Marcus legte beruhigend seine Hand auf ihren Arm und wandte sich an Townsend. »Ich bin in der Lage, dieses Erbe zu überblicken. Wenn Sie sich Sorgen um meine Ehrbarkeit machen, sollten Sie wissen, dass mein eigenes Vermögen nicht unerheblich und wohlgeordnet ist. Ich bin aber selbstverständlich bereit, jegliches rechtsgültige Dokument zu unterschreiben, um sicherzustellen, dass die Erbschaft unangetastet bleibt, bis die Mädchen alt genug sind.«
»Das weiß ich zu schätzen, mein Herr. Aber es geht hier um viel mehr als nur Geld.« Townsend wählte seine Worte mit Bedacht. »Ich war mit Paul Loring, dem Vater der Mädchen, befreundet. Ich selbst habe ihm sogar damals davon abgeraten, mit Ihrer Schwester durchzubrennen.« Er sah Gwen an.
»Wie rücksichtsvoll von Ihnen«, entgegnete Gwen sarkastisch.
»Verstehen Sie meine Bemerkung nicht falsch, Lady Pennington.« Townsend verengte die Augen. »Ich hatte nichts gegen Ihre Schwester, ich kannte sie nicht einmal. Zu dieser Zeit wusste ich kaum etwas über Ihren Zweig der Familie. Wie Sie ja wissen, sind wir nur sehr entfernt verwandt. Ich habe sogar erst nach dem Tod Ihres Vaters erfahren, dass ich sein einziger Erbe war.
Dennoch wusste ich von Loring, dass Ihr Vater gegen die Verbindung zwischen ihm und Ihrer Schwester war. P au l war mein Freund, und daher schien mir eine Heirat ohne den Segen der Familie unklug. Zudem war er erst zwanzig Jahre alt und in meinen Augen zu jung zum Heiraten. Wie dem auch sei, er ließ sich von meinen Bedenken nicht beirren.«
Townsend sah Gwen direkt an. »Wissen Sie irgendetwas über den Mann Ihrer Schwester?«
»Nein.« Gwen verflocht ihre Hände ineinander, um die aufsteigende Panik zu bekämpfen. »Ich war doch noch ein Kind, als Louisa heiratete. Ich kann mich kaum an sie erinnern.«
»Verstehe.« Townsend betrachtete sie nachdenklich. » Paul Loring war der jüngste Sohn des Earl of Stokes.
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