Effington 06 - Verborgene Verheissung
völlig mittellos, oder? Sie brauchen diese Ehe. Meine Mitgift und mein armseliges kleines Einkommen.«
»Vor einer Minute war es noch ein hübsches kleines Vermögen.«
»Vor einer Minute spielte es auch noch keine Rolle.«
»Wie dem auch sei, ich bin nicht mittellos.« Er wich ihrem Blick aus. »Noch nicht.«
»Noch nicht?« Einen Moment lang starrte sie ihn an. Die Wahrheit lag auf der Hand, und sie ärgerte sich, dass sie erst jetzt begriff Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. »Ich erbe ein Vermögen, wenn wir heiraten. Wie viel bekommen Sie?«
Sein Blick bestätigte ihren Verdacht. Er ähnelte einem ihrer Zöglinge, der bei etwas Verbotenem erwischt wurde. »Ich hätte es nicht so nüchtern ausgedrückt.«
»Wie viel, mein Herr?«
»Um genau zu sein, bekomme ich gar nichts, außer einer Frau natürlich. Und ob das ein Vorteil ist, muss sich noch herausstellen. Sondern ich verliere nicht das, was ich schon habe.« Er seufzte resigniert. »Wenn wir nicht heiraten, büße ich mein gesamtes Vermögen ein.«
»Ich verstehe«, sagte sie langsam. Seine Entschlossenheit zu dieser Ehe ergab nun einen Sinn.
»Miss Townsend.« Er kam näher. »Es geht nicht um mich. Ich würde mit Freuden mein mir noch verbleibendes Leben in Armut verbringen, bevor ich einen von uns gegen unseren Willen zu einer Ehe zwinge.«
»Das bezweifle ich. Ich war schon einmal arm, und es ist kein bisschen amüsant.«
Er ging nicht auf sie ein. »Auch wenn ich selbst immer mehr der Meinung bin, dass wir von der Hand des Schicksals ...«
»Ja, ja. Schicksal. Vorhersehung. Es steht in den Sternen geschrieben und so weiter.« Sie rollte die Augen gen Himmel und ließ sich auf das Sofa fallen. »Bitte, fahren Sie fort.«
»Sie sollten wissen, dass meine Motive nicht nur selbstsüchtiger Natur sind. Nicht ich allein bin von dieser Angelegenheit betroffen. Es gibt Menschen, die von mir abhängen.« Wie er sich mit der Hand durch das Haar fuhr, stellte sie fest, dass er tatsächlich wie ein zerzauster kleiner Junge aussah. »Die Pächter auf unserem Landsitz, eine kleine Armee von Bediensteten und meine Mutter, die ebenfalls ihr Vermögen verlieren würde, wenn wir nicht heiraten.
Das Dorf Pennington selbst hängt von meinem Patronat ab, so wie früher von dem meines Vaters und davor von dem meines Großvaters. Außerdem war ich nie geizig mit meinem Reichtum. Ich spende für viele gute Zwecke.« Er hielt inne und blickte sie an. »Haben Sie eine Vorstellung davon, wie viele Waisen über die Jahre nach mir benannt wurden?«
»Pennington klingt etwas protzig für eine Waise«, murmelte sie.
»Seien Sie nicht albern. Sie wurden natürlich Marcus getauft.« Er schüttelte den Kopf. »Wer würde denn eine Waise Pennington nennen.«
»Marcus.« Der Name zerging auf ihrer Zunge.
»Ich weiß, das sind meine Probleme und nicht Ihre.« Er warf ihr einen durchdringenden Blick zu. »Obgleich eine Ehefrau die Probleme ihres Mannes teilen sollte.«
»Vielleicht, aber ich werde nicht Ihre Ehefrau.«
Wieder tat er so, als habe er sie nicht gehört. »Es ist alles meine Schuld, ich weiß das. Ich hätte schon vor Jahren eine Frau finden sollen. Aber es ist nicht so einfach, wie man sich das vielleicht vorstellt.«
»Nicht einmal, wenn man so charmant ist wie Sie?«
»O nein.« Er schritt immer noch auf und ab. »Man möchte glauben, dass es bei all den frischen jungen Gesichtern, die jedes Jahr wie Rinder auf einer Auktion vorgeführt werden, nicht so schwer sein würde, eine Braut zu finden. Es gibt genügend aus ehrbaren Familien und mit annehmbarer Mitgift. Viele sind auch attraktiv, und manche besitzen sogar einen Anflug von Intelligenz. Aber meiner Ansicht nach sollte man eine Braut nicht aussuchen wie ein neues Pferd, das Augenmerk nur auf Zähne, Aufzucht und Herkunft gerichtet. Was meinen Sie, Miss Townsend?«
»Keineswegs.« Der Mann war einfach faszinierend in seiner Leidenschaft, und sie konnte den Blick nicht von ihm wenden.
»Natürlich nicht. Weil es unsinnig ist. Doch genau das wird erwartet. Auf keinen Fall habe ich das getan, obwohl ich es gekonnt hätte. Hatte ich schon erwähnt, dass ich als gute Partie gelte?«
»Vielleicht ein-oder zweimal.«
»Gut. Sie sollten wissen, was Sie bekommen.«
Sie wollte protestieren, schloss jedoch den Mund wieder. Er würde ihr momentan sowieso keine Beachtung schenken. Er war in einem Redeschwall.
»Ehrlich gesagt finde ich die gesamte Idee eines Heiratsmarktes geschmacklos. Und wissen Sie
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