Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Effington 06 - Verborgene Verheissung

Effington 06 - Verborgene Verheissung

Titel: Effington 06 - Verborgene Verheissung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
ein für alle Mal aus Ihrem Leben verschwinden zu lassen, Miss Townsend, und das«, ein boshaftes und überaus anzügliches Lächeln breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus, »ist, mich zu heiraten.«

Viertes Kapitel
     
    Unter Umständen kann eine Frau einen Mann und das, was er zu bieten hat, als notwendiges Übel hinnehmen, solange sie nicht mehr von ihm erwartet.
    Gwendolyn Townsend
     
    Es war überaus merkwürdig, als Gast in den riesigen Salon von Townsend Park zu kommen. Wenngleich Gwen sich schon damals immer eher wie ein Gast gefühlt hatte, als sie angeblich noch hierher gehörte.
    Townsend Park war der Wohnsitz ihres Vaters gewesen, wie auch der für mehrere Generationen vor ihm. Ein Vermächtnis, das ohne männlichen Erben nicht weitergegeben werden konnte. Sobald sie als alt genug betrachtet wurde, sandte man sie auf ein Internat. Madame Chaussans Akademie war ihr auch mehr ein Zuhause gewesen, als dieser Ort es jemals vermocht hatte.
    Sie hatte hin und wieder ihre Ferien hier verbracht und später die wenigen Monate während der Krankheit ihres Vaters. Doch fühlte sie sich dem Anwesen nicht durch Kindheitserinnerungen oder durch das Gedenken an glücklichere Tage verbunden. Wenn ihre Mutter nicht gestorben oder ihre Schwester nicht weggegangen wäre, hätte Gwens Leben anders verlaufen können. Vielleicht hätte man sie hier aufwachsen lassen, anstatt sie zu den fremden Menschen in Madame Chaussans Einrichtung zu schicken. Fremde Menschen wie Madame Freneau, die von Lehrerinnen zu Freundinnen und Vertrauten wurden.
    Wenig hatte sich hier in den vergangenen fünf Jahren verändert. Die Möbel waren umgestellt, die Räume wirkten irgendwie kleiner, und der Butler war neu, doch alles in allem war es so wie früher.
    »Miss Townsend?« Eine streng aussehende ältere Frau in einem noch langweiligeren, wenn auch hochwertigeren Kleid als Gwen es trug, betrat den Salon.
    »Ja?«
    »Ich bin Miss Hilliard, Lord Townsends Schwester.«
    »Lord Townsend?« Der Gedanke an ihren Vater blitzte in Gwen auf, doch sie schob den Gedanken und den damit verbundenen seltsamen Schmerz fort. »Natürlich, Lord Townsend. Mein Cousin. Dann sind Sie ...«
    »Ebenfalls eine Cousine. Selbstverständlich entfernt.« Die Dame rümpfte die Nase, als sei diese Vorstellung geschmacklos.
    Gwen verbiss sich eine Bemerkung darüber, wie erfreulich sie es fand, nur entfernt mit ihr verwandt zu sein, und zwang sich zu einem höflichen Lächeln.
    »Ist mein Cous... Lord Townsend zu Hause? Ich würde ihm gerne meine Aufwartung machen.« Das war natürlich eine Lüge. Sie hatte keinerlei Bedürfnis, dem Mann so etwas wie Achtung entgegenzubringen, der ihren angestammten Platz eingenommen hatte, sollte es auch auf legalem Wege geschehen sein. Dennoch hegte sie eine gewisse Neugier ihm gegenüber. Er ähnelte wahrscheinlich seiner Schwester, bis hin zum Schnurrbart.
    »Das ist er nicht. Er befindet sich schon seit fast einem Jahr im Ausland. Aber Sie sind doch wegen Ihrer Nichten hier, nicht wahr?« Miss Hilliard zog angewidert die Oberlippe kraus.
    »Ich bin hier, um sie zu besuchen«, sagte Gwen langsam. Sie hatte nicht die Absicht, die Mädchen mitzunehmen, aber das wollte sie gegenüber dieser sauertöpfischen Verwandten nicht zugeben. Miss Hilliards Gebaren war typisch für die Menschen, die sich durch Geburt oder Reichtum über den Rest der Menschheit erhaben fühlten.
    In Wirklichkeit war Gwen sich nicht sicher, warum sie die zweistündige Fahrt von London nach Townsend Park auf sich genommen hatte. Vielleicht lag es an Mr. Whitings Andeutung, dass Gwens Bedürfnisse nicht so wichtig waren wie die ihrer Nichten, und an ihrem dadurch ausgelösten schlechten Gewissen. Oder an ihrem Wunsch, sich dieses Schuldgefühls und jeglicher familiärer Verpflichtungen zu entledigen. Oder an dem unein-gestandenen Wunsch, ihre Familie kennen zu lernen. Zumindest jene, die noch übrig waren.
    »Ich habe meine Nichten noch nie gesehen.« Oder vielleicht war es einfach nur Neugier.
    »Tja, Sie werden sie nicht mögen. Ich wüsste nicht, wie irgendjemand sie mögen könnte.« Miss Hilliards Verhalten wurde noch feindseliger, wenn das überhaupt möglich war. »Sie sind Heidenkinder, alle drei. Ziemlich unzivilisiert. Zudem sind sie auch undiszipliniert, haben schlechte Manieren und sind starrsinnig. Schlechte Erziehung, zweifelsohne.« Die Dame rümpfte wieder die Nase. »Ich habe sie nur deshalb vorläufig aufgenommen, weil mein Bruder darauf

Weitere Kostenlose Bücher