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Effington 06 - Verborgene Verheissung

Effington 06 - Verborgene Verheissung

Titel: Effington 06 - Verborgene Verheissung Kostenlos Bücher Online Lesen
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bestand. Offenbar kannte er ihren Vater und fühlte sich daher verantwortlich . Außerdem ist Adrian das Familienoberhaupt und sah es als seine Pflicht an, zumal niemand Ihren Aufenthaltsort kannte. Er ist ein sehr gewissenhafter Mensch.« Sie zog eine abschätzige Grimasse. »Natürlich war er selbst schon auf Reisen, als sie in London eintrafen.«
    »Möchte er den Mädchen denn auf Dauer ein Zuhause in Townsend Park bieten?«
    »Das weiß ich nicht«, gab sie spröde zurück. »Ich würde ihm raten, sie anderweitig unterzubringen, und ich wage zu behaupten, dass er zustimmen wird, wenn er sie erst kennt. Normalerweise sind wir in solchen Dingen einer Meinung.«
    »Mit Sicherheit«, murmelte Gwen. Die Vorstellung von Lord Townsend als männliche Ausgabe seiner Schwester, einschließlich finsterem Stirnrunzeln und verdrießlicher Miene, verstärkte sich.
    »Da Sie allerdings nun von Ihrer ... Reise zurückgekehrt sind«, wieder rümpfte sie die Nase, »werden Sie sicherlich ...«
    »Ist Ihnen nicht wohl?«, fragte Gwen unvermittelt. »Eine Erkältung vielleicht? Ein heftiger Juckreiz in der Nase?«
    Ihre Cousine war überrascht. »Nicht im Geringsten. Im Gegenteil, ich fühle mich ...«. Ihre Augen verengten sich, sie hatte verstanden. »Danke der Nachfrage. Also dann ...«
    »Ich würde gerne meine Nichten sehen.« Gwen bediente sich ihres Gouvernanten-Tonfalls. »Sofort, wenn Sie so freundlich wären.«
    »Natürlich.« Miss Hilliard zog heftig an einem Glockenstrang. Ihr Blick blieb unverwandt auf Gwen gerichtet, als fürchte sie, die junge Frau würde das Tatelsilber stehlen, sobald man sie aus den Augen ließe.
    Bleierne Stille erfüllte den Raum. Gwen war zu beschäftigt damit, sich das Schicksal ihrer Nichten in den Händen dieser furchtbaren Frau auszumalen, um noch höflich Konversation zu machen. Obwohl Gwen Kinder nie besonders gemocht hatte — wenigstens nicht ihre Zöglinge —, fühlte sie sich doch in gewissem Sinne für diese Mädchen verantwortlich. Sie waren immerhin ihre einzigen Verwandten, wenn man mal von Miss Hilliard und ihrem Bruder absah.
    Andererseits ging es den Kindern hier gut, sie hatten alles, was sie brauchten. Sicher würde der neue Lord Townsend für eine vernünftige Erziehung und, zu gegebener Zeit, anständige Mitgiften sorgen. Alles in allem war dies der beste Ort für sie.
    »Ich warne Sie, Cousine, Sie werden hier nicht finden, was Sie erwarten«, sagte Miss Hilliard.
    »Ich bedarf keiner Warnung von Ihnen, Cousine.« Gwen sah die Frau scharf an. »Ich erwarte nichts als die Bekanntschaft mit den Kindern meiner Schwester zu machen.«
    »Nun, ich werde mich glücklich schätzen, wenn ich die Satansbraten los bin. Undankbare kleine Bestien. Wenngleich ich mir nicht vorstellen kann, wie Sie als unverheiratete Dame für sie sorgen wollen.«
    Gwen seufzte ungeduldig. »Ich habe nicht die Absicht, für sie zu sorgen. Sie bieten ihnen hier schon ein ausgezeichnetes Zuhause und ich habe kei...«
    »Wir wollen sowieso nicht zu dir.« Eine Stimme erklang aus dem Türrahmen, und Gwen sah sich um.
    Drei anklagende Augenpaare funkelten sie an. Gwen starrte zurück, verblüfft vom Anblick ihrer selbst in unterschiedlichen Kindheitsstadien.
    Sie standen da wie die Orgelpfeifen, alle das gleiche Modell in unterschiedlichen Größen und Altersstufen. Alle drei hatten rotes Haar wie Gwen, allerdings von unterschiedlicher Intensität. Die Größte war offenbar die Älteste, sie war ungefähr vierzehn. Ihrem Blick nach zu urteilen, hatte sie gerade gesprochen. Sie schien die Wortführerin zu sein, und sie wirkte nicht gerade liebenswürdig. Die anderen beiden waren etwa zwölf und zehn Jahre alt. Leider konnte sich Gwen nicht an ihre Namen erinnern. Sie waren alle nach christlichen Tugenden benannt, aber Gwen wusste nicht mehr, nach welchen.
    Die trotzigen Mienen der drei ließen auch keinerlei Vergleich mit christlichen Tugenden zu. Gwen bezweifelte in diesem Moment, dass sie Pleasance oder Tolerance oder Kindnejj hießen. Sie kannte solche Blicke bei Kindern schon.
    Sie verachteten ihre Tante.
    »Die Entscheidung liegt nicht bei euch.« Miss Hilliard klang unnachgiebig und wandte sich dann an Gwen. »Es müssen Entscheidungen für ihre Zukunft getroffen werden. Das werden wir später besprechen. Jetzt lasse ich Sie allein mit Ihrem ... Besuch.« Sie warf den Mädchen einen missbilligenden Blick zu. »Es wird sicher sehr informativ.« Sie rauschte aus dem Zimmer und schlug die Tür hinter sich

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