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Effington 06 - Verborgene Verheissung

Effington 06 - Verborgene Verheissung

Titel: Effington 06 - Verborgene Verheissung Kostenlos Bücher Online Lesen
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seien eine Zumutung und eine furchtbare Last. Wenn ihr Bruder zurückkommt, wird er uns wahrscheinlich wegschicken.« Patiences Augen glänzten. »Eine nach der anderen.«
    »Eine nach der anderen?« Gwen runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?«
    »Sie meint, wir können nicht zusammenbleiben«, sagte Charity ungehalten. »Gurkengesicht sagt, niemand wird drei Mädchen aufnehmen, vor allem nicht so alte Mädchen wie uns.«
    Hope seufzte. »Sie sagt, Mädchen in unserem Alter sind kostspielig. Kleider und Bälle und Mitgiften und solche Kostspieligkeiten.«
    »Wir gehen aber nicht.« Patience verschränkte die Arme und sank tiefer in das Sofa. »Das haben wir schon beschlossen.«
    Gwen fand diese Feststellung beunruhigend, obwohl sie ihnen keinen Vorwurf machte. »Was genau habt ihr denn beschlossen?«
    »Wir laufen weg.« Patience grinste triumphierend. »Wir fahren zu den Freundschaftsinseln. Weißt du, wo die sind?«
    »Aber natürlich.« Gwen nickte. »Polynesien.«
    »Wir waren schon mal mit Mama und Papa dort.« Hope hielt inne. »Bevor sie von den Kannibalen gefressen wurden.«
    »Kannibalen?« Gwen musterte das Kind. »Ich dachte, sie wären ...« Drei herausfordernde Blicke ruhten auf ihr. »Egal. Erzählt weiter.«
    »Die Freundschaftsinseln sind sehr hübsch, und uns gefällt der Name.« Hope nickte eifrig. »Wir werden in kleinen Hütten am Strand leben und Fische zum Abendessen fangen.«
    »Weglaufen hat noch nie ein Problem gelöst«, entgegnete Gwen ohne Nachzudenken. Zugegeben, sie selbst hatte sich noch nie um diesen guten Rat gekümmert. Doch wusste sie auch besser als jeder andere, dass er stimmte. »Außerdem braucht man doch sicher eine Menge Geld, um zu den Inseln zu gelangen? Habt ihr so viel Geld?«
    »Daran hab ich noch gar nicht gedacht«, murmelte Patience.
    »Ich schon.« Charity klang entschlossen. »Und wir werden kein Geld brauchen. Wir schleichen uns als blinde Passagiere auf ein Schiff.«
    »Das klingt wirklich nach einem schlauen Plan.« Gwen zog die Augenbrauen zusammen. »Grässlich unbequem allerdings, würde ich meinen. Ihr müsstet euch die gesamte Fahrt verstecken. Wo versteckt man sich denn auf einem Schiff zu den Freundschaftsinseln?«
    »Im Frachtraum«, antwortete Hope bestimmt. »Bei der Ladung.«
    »Es gibt viele Verstecke«, wusste Patience. »Wir kennen uns mit Schiffen sehr gut aus. Wir waren schon oft auf welchen. Sehr oft sogar.«
    »Aber natürlich. Ihr drei seid weiter gereist als die meisten Menschen, die ich kenne. Wenn ihr euch wochenlang verstecken wollt — wie lange fährt man zu den Freundschaftsinseln?« Gwen blickte unschuldig.
    »Ich glaube, die Rückfahrt nach England hat acht Wochen gedauert«, sagte Charity vorsichtig. Sie schien weder Gwen noch ihrem plötzlichen Interesse zu trauen.
    »Acht Wochen? Meine Güte. Das ist aber lang.« Gwen betrachtete das Trio neugierig. »Werdet ihr auch Essen mitnehmen?«
    Die Mädchen sahen einander an.
    »Natürlich«, sagte Hope zuversichtlich. »Viel Essen. In unseren Taschen.«
    »Sei nicht albern.« Charity seufzte, wie nur ältere Schwestern tun können. »Wir müssen uns in der Kombüse etwas zu essen stehlen, wenn keiner aufpasst.«
    »Wir können doch nicht stehlen.« Patience sah ihre Schwester entgeistert an. »Das wäre eine Sünde.«
    »Wir würden in die Hölle kommen«, stellte Hope nüchtern fest.
    »Essen stehlen, wenn man Hunger hat, ist nicht wirklich Sünde.« Trotz ihrer festen Stimme vermutete Gwen, dass auch Charity vor der Sünde zurückschreckte. »Das geht schon in Ordnung. Und auf den Inseln leben wir dann von Fisch.«
    Patience nickte. »Wir mögen Fisch.«
    »Aber doch nicht immer.« Hope zog die Nase kraus.
    »Aha«, antwortete Gwen. »Ihr habt diesen Plan offenbar gründlich durchdacht. Ich sollte euch wohl alles Gute wünschen. Und lasst euch nicht erwischen.« Sie schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich wage mir nicht auszumalen, was dann mit euch geschehen würde.«
    Charity sah sie misstrauisch an. »Was würde denn dann geschehen?«
    »Als ich an Bord war, hörte ich, dass man blinde Passagiere ...« Gwen machte eine dramatische Pause, »ins Meer wirft.«
    Drei Mädchen rangen nach Luft.
    Charity lachte gezwungen. »Das glaube ich dir nicht.«
    Die beiden jüngeren Mädchen tauschten Blicke aus, und Gwen fuhr fort. »Ich könnte mich natürlich auch irren. Das hat man mir eben an Bord erzählt. Es könnte auch reines Seemannsgarn zur Unterhaltung naiver Passagiere gewesen sein.

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