Effington 06 - Verborgene Verheissung
Pennington House auf. Wie dieses Vorgehen aussehen sollte, Miss Townsend zur Eheschließung zu überreden, darüber herrschte noch immer Unklarheit.
»Und es muss ein guter Entwurf sein. Der Einsatz ist hoch, und Miss Townsend ist nicht dumm.«
»Ein guter und annehmbarer Plan ist immer schwierig zu finden.« Reggie nippte gedankenvoll an seinem Brandy. Beide Männer hatten schon vor Jahren festgestellt, dass keine Entscheidung von einer gewissen Tragweite ohne die Hilfe zahlloser Gläser hochwertiger Spirituosen getroffen werden sollte. »Meiner Erfahrung nach wirken Blumen immer Wunder.«
Marcus schnaubte. »Das ist ja wohl kaum ein richtiger Plan.«
»Nein, aber ein Anfang. Der Auftakt sozusagen, um sie für die eigentliche Bitte milde zu stimmen.« Reggie dachte einen Moment nach. »Möglicherweise reicht das in diesem Fall aber nicht aus.«
»Nicht einmal annähernd. Trotzdem — schaden kann es wohl kaum, weswegen ich ihr seit unserem gestrigen Treffen Unmengen von Blumen habe bringen lassen und heute sogar persönlich einen Strauß vorbeigebracht habe. Leider habe ich sie nicht angetroffen.«
Reggie runzelte die Stirn. »Ich wusste nicht, dass sie in London Bekannte hat.«
»Ich auch nicht.« Marcus fand Miss Townsends Abwesenheit ebenfalls recht merkwürdig, zumal Madame Freneau es höflich, aber bestimmt abgelehnt hatte, seine beiläufige Frage nach Gwens Aufenthaltsort zu beantworten. So wichtig war es jedoch wohl nicht, und Marcus schob den Gedanken von sich.
»Jedenfalls habe ich sie geradezu mit Blüten überschüttet, was, nebenbei gesagt, auch nicht ganz billig war. Hat mich bereits ein kleines Vermögen gekostet.«
»Ausgezeichnet. Du willst ja nicht, dass sie dich für einen Geizkragen hält. Gib das Geld ruhig aus, solange du noch welches hast.«
Reggies Strategie war es schon immer gewesen, seine Auserwählten mit Blumen und ähnlichen Geschenken zu verwöhnen. Er verschenkte sein Herz schnell und ohne große Bedenken. Wohingegen Marcus solche Gefühlsausbrüche eher misstrauisch beäugte und sich selbst zurückhaltend gab.
Doch trotz dieser Unterschiede hatten beide Freunde die gleiche unglückliche Angewohnheit, sich die falschen Frauen auszusuchen. Und beide hatten Sehnsucht nach Liebe. Im Gegensatz zu Reggie war Marcus allerdings schon vor langer Zeit bewusst geworden, dass diese Sehnsucht nicht nur übermäßig romantisch, sondern vor allem auch nicht erfolgversprechend war.
»Gedichte sind auch immer sehr beliebt.« Reggie machte eine nachdenkliche Miene. »Die Frauen mögen es, wenn man sie selbst verfasst.«
»Ich weiß nicht so recht. Ich glaube nicht, dass ich jemals Gedichte schreiben werde«, entgegnete Marcus etwas herablassend.
Reggie lachte. »Das klingt, als fändest du das unanständig.«
» Überhaupt nicht. Ich kenne nur meine eigenen Grenzen.«
»Helmsley schreibt Gedichte.«
»Helmsley schreibt schlechte Gedichte, und das weiß auch jeder.«
»Ja, aber ich möchte wetten, dass er mit diesen schlechten Gedichten die Hand seiner bezaubernden Frau erobert hat.« Reggie grinste. »Die darin ausgedrückten Gefühle berühren das Herz einer Lady, nicht die Worte selbst.«
»Dennoch, ich ...«
»Du könntest es ja mal mit fremden Gedichten versuchen.«
»Soll ich mir etwa welche von Helmsley borgen?« Marcus zog die Augenbraue hoch.
»Sei nicht albern.« Reggie zog eine Grimasse. »Helmsleys Gedichte können nur eine Frau beeindrucken, die ohnehin schon in ihn verliebt ist. Ich dachte da eher an Verse von Lord Byron. All der Unsinn von wegen >Sie schreitet in Schönheit< und so weiter.« Reggie erhob sein Glas. »Bei richtiger Verwendung könnte das Wunder wirken. Und Frauen scheinen so etwas zu lieben.«
»Frauen scheinen ihn zu lieben«, gab Marcus trocken zurück.
»Er war schon immer skandalös. Sein flotter, gar gefährlicher Ruf gepaart mit seinen Gedichten machen ihn offenbar unwiderstehlich. Gott sei Dank hat er das Land verlassen.«
Reggie dachte einen Augenblick nach. »Vielleicht ist das unser eigentliches Problem. Wir sind keine Schurken, keine Strolche, keine Schufte.«
»Unser Ruf ist aber auch nicht ganz tadellos.«
Reggie lachte spöttisch. »Belanglose Delikte. Jugendlicher Übermut. Nichts von Bedeutung. Nichts, was eine Frau neugierig auf die Untiefen unseres gefährlichen Charakters machen könnte. Wir sind zu anständig.« Er beugte sich nach vorne. »Vielleicht sollten wir uns in einen Skandal monumentalen Ausmaßes verwickeln
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