Effington 06 - Verborgene Verheissung
durchaus daran gewöhnen, eine wohlhabende Lady zu sein. Und an dieses Bett auch. Sie legte sich auf den Rücken und starrte zum Baldachin hinauf. Das war das bequemste Bett, in dem sie je gelegen hatte. Die Matratze umfing sie mit einer sanften, weichen Liebkosung. Sie fühlte sich sehr wohlig.
Wie viel schöner wäre es, wenn Marcu s auch noch hier neben mir liegen würde.
Der Gedanke war weniger schockierend als die Erkenntnis, dass sie tatsächlich bereit war, Marcus' Bett mit ihm zu teilen. Dank ihrer Freundinnen und des Mannes, den sie immer besser kennen lernte, freute sie sich sogar darauf. Wenigstens ein bisschen.
Sie versuchte sich aufzusetzen, doch das riesige Daunenbett schien sie nicht loslassen zu wollen, es zog sie nach unten wie eine Ertrinkende. Sie schnaubte verärgert. Offenbar wollte dieses Bett seine Opfer so lange wie möglich festhalten. Wieder herauszukommen war genauso schwierig, wie hineinzukommen. Sie kroch zur Kante und ließ einen Fuß herunterbaumeln. Sie traute sich nicht, einfach herunterzuspringen.
»Ich muss schon sagen, das ist ein unerwartetes Vergnügen«, hörte sie plötzlich Marcus' Stimme aus der Tür.
Gwen schrak zusammen und rutschte prompt seitlich vom Bett. Sie griff noch nach dem Bettzeug, um sich festzuhalten, doch erreichte sie damit nur, dass alles mit ihr zu Boden fiel. Sie landete mit einem dumpfen Geräusch. Die seidene Tagesdecke schwebte auf sie herab.
»Alles in Ordnung?« Marcus kam näher.
»Ja, ja.« Gar nichts war in Ordnung. Ihr Allerwertester schmerzte etwas. Und was noch schlimmer wog, sie schämte sich zu Tode. Was sollte er nur von ihr denken, sie hier in seinem Zimmer vorzufinden? In seinem Bett?
»Kann ich dir irgendwie behilflich sein?« Seine Stimme klang beiläufig, als böte er lediglich an, ihr aus einer Kutsche zu helfen. Doch sie konnte die Belustigung in seinen Worten hören.
»Nein «, erwiderte sie so hochmütig sie konnte. »Aber vielen Dank für das freundliche Angebot.«
Sie wollte seine Hilfe nicht, und sie spürte kein Verlangen, die Decke von ihrem Kopf zu ziehen und ihn anzusehen. Lieber wollte sie hier sitzen bleiben und so tun, als sei alles in Ordnung. Vermutlich dachte er nun das Schlimmste von ihr und fragte sich, was sie wohl veranlasst hatte, in sein Zimmer zu gehen. Eine sehr gute Frage, auf die sie selbst keine Antwort wusste.
Sie befreite ihre Hand aus der Decke und winkte ihm zu. »Du musst meinetwegen nicht hier bleiben. Fühl dich nicht verpflichtet. Du kannst ruhig wieder gehen.«
»Ich gehe nirgendwohin.« Er kicherte. »Das ist immerhin mein Zimmer.«
Im nächsten Augenblick spürte sie, wie er sich neben ihr auf dem Boden niederließ. Die Situation wurde immer lächerlicher. Sie musste etwas unternehmen.
Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder zog sie sich die Decke vom Kopf und erfand irgendwelche Entschuldigungen, warum sie in seinem Bett gewesen war. Oder sie tat so, als säße sie gar nicht auf dem Boden unter einer Decke, unter der nur ein Arm hervorschaute.
»Also«, fing sie fröhlich an. Illusion war immer noch besser als Ehrlichkeit. Da sie nicht wusste, was sie mit dem freien Arm tun sollte, winkte sie ihm leger. Sie musste wie eine Närrin aussehen. Es war alles derart peinlich und erniedrigend. »Wie geht es Lord Berkley heute?«
»Ausgezeichnet. Darf ich dir eine Frage stellen?«
»Nein.«
»Nein?«
»Auf keinen Fall.«
»Verstehe.« Er hielt inne, und sie konnte sich lebhaft das Grinsen auf seinem Gesicht vorstellen. »Das bringt mich in eine Zwickmühle.«
»Ich wüsste nicht, warum.«
»Du hast Recht.« Er lachte. »Das ist wirklich amüsant. Ich hätte nie gedacht, dass ich meine Hochzeitsnacht auf dem Fußboden sitzend neben einem Haufen Bettzeug und einem Arm ohne Körper verbringen würde. Eine großartige Geschichte, die wir unseren Kindern eines Tages erzählen können.«
»Du wirst keiner Menschenseele davon erzählen, Marcus«, fauchte sie. »Oder ich werde ...«
»Du wirst was?« Er fing ihre Hand auf und presste sie an seine Lippen. Ein Schauer der Erregung fuhr durch ihren Arm.
Sie gab einen tiefen Seufzer von sich. »Du machst es mir nicht leicht, stimmt's?«
»Das wäre doch nur der halbe Spaß.« Er stockte, da er ganz offensichtlich ein Lachen zurückdrängen musste. »Beinahe genauso amüsant, wie dir zuzusehen, wenn du dem Brandy erliegst.«
»Ich werde nie wieder Brandy trinken.« Sie zog sich die Decke vom Kopf und zog eine Grimasse. »Und ich wäre dir
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