Effington 06 - Verborgene Verheissung
leichtes Mädchen?«
Er lächelte verwegen. »Ich fürchte sehr, dass du das nicht bist.«
»Hättest du es lieber, wenn ich eines wäre?«
»Es würde diese Angelegenheit sicherlich vereinfachen«, murmelte er. »Für uns beide.«
Sie schlang die Arme um ihre Taille und runzelte die Stirn. »Ich habe mich so noch nie einem Mann hingegeben, du könntest wirklich ein bisschen verständnisvoller sein.«
Er starrte sie ungläubig an. »Ich war verständnisvoll. Du meine Güte, ich habe mich zurückgehalten. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich wollte dir Zeit geben.«
»Das sollte doch jetzt nicht mehr nötig sein, oder?« Sie rollte die Augen zur Decke. »Ich bin kein Kind mehr, Marcus, ich weiß, was ich zu erwarten habe.«
»Weißt du das wirklich?« Er sah sie skeptisch an.
»Ich habe eine gründliche Einweisung erhalten«, sagte sie schnippisch. »Und ich weiß, was ich zu tun habe.«
»So, so.« Seine Stimme klang erstickt, als sei er sehr ärgerlich. Oder sehr belustigt. »Und was«, er konnte kaum noch sprechen, »genau erwartest du?«
Sie dachte einen Moment nach. »Als Erstes musst du mich küssen, und zwar nicht nur auf den Mund. Bis meine Knie schwach werden und ich an deine Brust sinke.«
»Bis deine Knie schwach werden, sagtest du?« Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an den Bettpfosten. »Das schaffe ich, glaube ich. Und als Nächstes?«
»Tja ...« Sie nahm all ihren Mut zusammen und versuchte, unbekümmert zu klingen. »Dann musst du mich in die Arme nehmen und zum Bett tragen.«
»Kommt mir etwas voreilig vor.« Er schüttelte gedankenvoll den Kopf. »Bist du sicher, dass du nicht etwas vergessen hast?«
»Ich glaube nicht.«
»Ich weiß.« Er zeigte mit dem Finger auf sie. »Deine Kleider. Die hast du ganz vergessen. Irgendwann müssen wir die ausziehen. Und meine auch.«
»Ich glaube nicht, dass Madame de Chabot die Kleider erwähnte. Vielleicht nahm sie an, wir wären bereits entkleidet?«
»Natürlich, das ist es. Darauf hätte ich selbst kommen können.«
Sie verengte die Augen und sah ihn misstrauisch an. »Du machst dich über mich lustig.«
»Aber niemals.« Seine Stimme klang feierlich. Sie glaubte ihm kein Wort. »Bitte, fahr fort. Nachdem ich dich ins Bett getragen habe?« »Dann küssen wir uns gierig und ... du weißt schon ... was auch immer.« Sie funkelte ihn an und stemmte die Hände in die Hüften. »Ich weiß gar nicht, warum ich dir das erzähle. Du weißt sicher viel besser als ich, was als Nächstes kommt.«
»Ohne Zweifel.« Er betrachtete sie mit kaum verborgener Belustigung. »Du hast dir viele Gedanken über diese Nacht gemacht, richtig?«
Sie seufzte. »Ich habe kaum an etwas anderes gedacht.«
»Genau wie ich.« Seine Stimme war tief und durchdrang ihren Körper. »Aber«, er schüttelte langsam den Kopf, »die von dir beschriebenen Schritte sind zwar angemessen, aber nicht ganz nach meinem Geschmack.«
Sie starrte ihn ungläubig an. »Warum nicht?«
Er zuckte die Schultern. »Meiner Meinung nach etwas zu schematisch. Ich bevorzuge es etwas ... spontaner.«
»Spontan?« Sie schnaubte. »Wie kann das spontan sein? Wir wissen doch beide, was hier geschehen wird. Es wird nicht gerade eine Überraschung sein.«
»Man weiß nie«, murmelte er und ging auf sie zu.
Unwillkürlich trat sie zurück. »Was machst du?«
Er ging an ihr vorbei und lockerte seine Krawatte.
»Wo gehst du hin?«
»Ich mache mich fertig fürs Bett.« Er zog die Krawatte aus und trat in den Ankleideraum.
Himmel, zog er sich etwa aus? Jetzt? Bei Licht? Trotz aller Vorbereitung war sie ganz sicher nicht auf den Anblick eines nackten Mannes gefasst. Gott sei Dank war er hinter der halb offenen Tür verborgen. Einen Augenblick lang dachte sie darüber nach, in ihr Zimmer zu fliehen. Aber das würde natürlich heißen, durch das Ankleidezimmer zu laufen.
Außerdem wäre das Unsinn. Sie war entschlossen, diese Angelegenheit hinter sich zu bringen. Nein. Sie wollte ihn. Sie wusste nicht genau, wann dieses Verlangen in ihr gereift war, aber irgendwann zwischen dem ersten Brandy-Kuss und diesem Moment hatte sich etwas in ihr verändert. Sie spürte eine merkwürdige, schmerzliche Sehnsucht. Sie wollte, dass er sie wieder und wieder küsste. Sie wollte in seinen Armen liegen und weiche Knie bekommen und wünschte sich, all die Schönheiten zu spüren, von denen Colette gesprochen hatte.
Sie wollte ihren Mann.
Die Tür zum Ankleidezimmer schwang langsam auf, und
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