Effington 06 - Verborgene Verheissung
für die Kutsche zu sehen. Er konnte auch Gwens Pferd nicht entdecken. Marcus war gleichzeitig enttäuscht und erleichtert. Was auch immer hier vor sich ging, es würde nicht zu einer Auseinandersetzung mit seiner Frau kommen. Wenigstens noch nicht.
»Also los, mein Freund.« Marcus lenkte sein Pferd auf den Hof und stieg ab. Reggie tat es ihm gleich. Sie gingen zusammen auf die Tür zu.
Unterwegs hatte Marcus sich überlegt, dass der beste Ansatz in dieser Situation völlige Unschuldigkeit wäre. Er hatte ein rechtmäßiges Interesse am Erwerb des Hauses. Es war nur normal, dass er persönlich vorbeikam, um ein Angebot zu machen.
Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Ein großer, vornehm aussehender Gentleman trat heraus. Hinter seiner Gestalt verborgen stand eine Frau.
Reggie stupste Marcus an. »Ist das nicht der Herzog von ...«
»In der Tat, das ist er«, gab Marcus leise zurück. War das etwa der Eigentümer dieses Häuschens? Er holte tief Luft und trat vor. »Guten Tag, Euer Gnaden.«
»Pennington? Und Berkley.« Der Herzog lachte reumütig. »Ich hätte wissen müssen, dass ich in dieser Gegend über Sie beide stolpern würde.« Er warf einen Blick über die Schulter. »Mir scheint, meine Liebe, dass man uns auf die Schliche gekommen ist.«
Marcus' Herz blieb stehen.
Ein vage vertrautes Lachen erklang hinter dem Herzog, reizend und sehr weiblich.
Madame de Chabot zeigte sich un d streckte ihre Hand aus. »Lord Pennington, was für eine Überraschung.«
»Madame.« Die Erleichterung ließ Marcus beinahe die Stimme versagen. Er nahm ihre Hand und führte sie an die Lippen. »Das ist wahrlich eine angenehme Überraschung.« Er wandte sich an Reggie. »Berkley, du erinnerst dich an Madame de Chabot? Sie ist eine liebe Freundin meiner Frau.«
»Natürlich.« Reggie ergriff unverhohlen begeistert ihre Hand. »Solch ein bezauberndes Wesen könnte ich doch niemals vergessen.«
Der Herzog räusperte sich, und Reggie ließ sofort die Hand los.
Sie lachte. »Ich könnte Sie auch nie vergessen, mein Herr.«
»Verzeihen Sie, Madame«, erkundigte sich Marcus vorsichtig. »Soll das heißen, dass Sie hier wohnen?«
»Im Augenblick ja«, lächelte sie ihn an. »Wenngleich ich auch eigentlich nur ein Gast bin.«
»Ich glaube, es wird höchste Zeit für eine Erklärung, meine Liebe. Lord Pennington hat das Recht zu erfahren, was genau hier los ist«, sagte der Herzog bestimmt.
Madames Blick begegnete dem des Herzogs. »Aber es ist nicht mein Geheimnis, daher werde ich es nicht lüften, mon eher.«
»Ungeachtet dessen können wir ihn nicht mit den zahllosen Fragen allein lassen, die er sicherlich stellen möchte. Und da Lord Berkley der Herr sein könnte, den ich bei meiner Ankunft heute in der Ferne sah«, er warf einen Seitenblick auf Reggie, der zaghaft lächelte, »dulden Lord Penningtons Fragen keinen Aufschub mehr.«
Sie hob anmutig eine Schulter. »Wenn du es für das Beste hältst.«
»So ist es. Und da diese Fragen mich größtenteils nicht betreffen und es schon spät ist, werde ich mich verabschieden.« Der Herzog nahm Madames Hand und gab ihr einen Handkuss. Seine Augen lösten sich nicht von ihren, und sie tauschten einen so intensiven Blick aus, so dass Marcus sich diskret abwandte. Er sah Reggie an, der die beiden unverfroren anstarrte. Marcus stieß ihm den Ellbogen in die Rippen, doch Reggie reagierte verärgert.
»Ich wäre Ihnen äußerst verbunden, Gentlemen«, der Herzog richtete das Wort an Marcus und Reggie, »wenn Sie meine Anwesenheit hier für sich behalten könnten. Ich möchte Madame de Chabots guten Ruf nicht durch bösen Klatsch beschmutzen.«
»Das ist mir ganz gleich, Edward«, erwiderte sie heftig. Sie blickte zu ihm auf.
»Aber mir nicht.« Er lächelte auf sie herunter, und Marcus erkannte ohne jeden Zweifel, dass diese beiden Menschen sich von Herzen liebten.
Er kannte natürlich die Lebensumstände des Herzogs, jedermann in England kannte sie. Die Gattin des Herzogs war schon während der gesamten Zeit ihrer Ehe geisteskrank. Gerüchten zufolge litt sie schon vor der Hochzeit an dieser Krankheit, was man dem Herzog verheimlicht hatte. Doch seine Ehre würde ihm eine Scheidung niemals gestatten.
»Natürlich, Euer Gnaden«, versicherte Marcus. Reggie nickte zustimmend.
»Ich danke Ihnen.« Der Herzog blickte noch einmal Madame de Chabot an, dann bestieg er sein Pferd und ritt davon.
Sie sah ihm lange nach und seufzte. Sie straffte ihre Schultern und lächelte Marcus
Weitere Kostenlose Bücher